Heppenheim. Der Besucherdruck hat momentan etwas nachgelassen, aus dem Schneider sind die Tongruben aber nicht. Weshalb im zuständigen Forstamt Lampertheim weiter darüber nachgedacht wird, wie man die in der Corona-Pandemie immer mehr gewordenen Gäste im Naturschutzgebiet so lenken kann, dass Flora und Fauna im FFH-Gebiet möglichst wenig beeinträchtigt werden. Eine Möglichkeit hierzu ist die Wegeführung, an der das Forstamt schon seit Längerem feilt.
Denn Heppenheims neue Nordstadt II wie auch das stark wachsende Neubauviertel in der Gunderslache bieten zwar Platz für Hunderte Einwohner, darunter viele junge Familien mit kleinen Kindern, nahe gelegene Freizeitmöglichkeiten aber gibt es kaum. Eine Situation, die sich verschärfen dürfte, wenn erst einmal – wie derzeit geplant – die Alte Kaute erschlossen und bebaut wird. Unter dem voraussichtlich weiter wachsenden Druck leiden die Tongruben, aber auch der Jochimsee, dessen Angelverein sich insbesondere über Besucher ärgert, die ihren Müll im Uferbereich einfach liegenlassen.
Die Tongruben fallen in den Aufgabenbereich des Forstamts. Und hier, sagt der für den Naturschutz zuständige Werner Kluge, werde weiter an einem „Lenkungskonzept“ gearbeitet, das die Interessen der Besucher mit denen des Naturschutzes in Einklang bringen soll.
Seltenen Eisvogel beobachten
Einiges an Vorarbeit ist bereits geleistet worden: So wurden unter anderem Info-Tafeln rund um das Naturschutzgebiet installiert, die neben vielerlei Informationen zu hier vorkommenden Pflanzen und Tieren die offiziell zugelassenen Wege zeigen. „Es kann also jeder sehen, wo man sich aufhalten kann, ohne die Tiere zu gefährden“, so Kluge. Unglücklicherweise zeigen sie allerdings auch, warum es sich lohnt, vorbeizuschauen: beispielsweise um den ebenso attraktiven wie seltenen Eisvogel zu beobachten.
Das sollte man, wenn es denn sein muss, besser aus der Beobachtungshütte heraus machen, die an den Jägerteichen platziert wurde. Übrigens auch, um zu verhindern, dass der Uferbereich betreten wird, der in der Vergangenheit gerne von Hundebesitzern und ihren Vierbeinern genutzt wurde. Ein Ärgernis, das auch die vorgelagerten, ebenfalls von vielen seltenen Pflanzen bewachsenen Wiesen der Tongruben betrifft – und Günter Hagemeister vom Förderverein Tongruben bei einer Begehung veranlasste, einen Schutzzaun für diese Wiesen ins Gespräch zu bringen.
Auf den will das Forstamt jedoch verzichten, setzt stattdessen auf die Kraft der Natur. So wie am seit mehr als zwei Jahren gesperrten „Mittelweg“, einem mitten durch das Naturschutzgebiet führenden Weg nach Bensheim, der eigentlich nicht mehr passierbar sein sollte. Er ist es aber. „Irgendjemand macht sich immer wieder am Weg zu schaffen und schneidet ihn frei“, mussten Hagemeister und Kluge feststellen. Erwischt hat den oder die „Missetäter“ bislang niemand. Dabei könnten einige deutliche Worte durchaus dazu beitragen, dass der trotz Verbot munter weiter genutzte Mittelweg dann wie gewünscht zuwächst. An anderen Stellen, so Hagemeister, habe das Ansprechen von Besuchern durch Naturschützer jedenfalls positive Effekte ergeben; insbesondere Konflikte mit Hundebesitzern haben sich reduziert.
Artenvielfalt mindestens erhalten
Aber nicht nur die klar definierten Wege entlang des Naturschutzgebietes, auch viele andere Maßnahmen sollen dafür sorgen, dass das Biotop Tongruben seine Artenvielfalt mindestens erhält, idealerweise ausweitet.
In enger Abstimmung aller Beteiligten wurden beispielsweise Entbuschungsaktionen erledigt, es wurden Tümpel neu angelegt, Teiche vertieft oder vorhandene Gewässer für eine bessere Sonneneinstrahlung zurechtgemacht. Vor Kurzem erst kamen Fachleute zusammen, um in einer Konferenz über weitere Möglichkeiten zum Schutz der Tongruben zu beraten.
Aber auch die Stadt beschäftigt sich seit geraumer Zeit mit der durch die Neubaugebiete forcierten Entwicklung im nördlichen und nordwestlichen Heppenheim. Ein in Auftrag gegebenes Wegekonzept, das sich ausschließlich auf städtische Flächen bezieht, soll helfen, das Verkehrsaufkommen zu kanalisieren.
Dies gilt sowohl für den Fahrzeugverkehr als auch für Radler oder Besucher. Das Gutachten, so die Erste Stadträtin Christine Bender (SPD) auf Nachfrage, liege inzwischen vor, werde aber noch geprüft. Möglicherweise werde es in der nächsten Beratungsrunde der Ausschüsse zur Diskussion gestellt. jr/ü
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