Verkehrssicherheit

ADFC kritisiert: Neuer Radweg ist „Etikettenschwindel“

Der ADFC kritisiert, dass es sich in Wirklichkeit um einen Wirtschaftsweg handele. Die Stadt Heppenheim sieht das anders und lehnt eine vorgeschlagene Alternativroute ab.

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ai/ü
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Anette Seip, Vorsitzende des ADFC-Kreisverbands Bergstraße, und ihr Stellvertreter Friedhelm Höcker weisen auf Mängel an dem neuen Rad/Wirtschafts-Weg nach Lorsch hin. Lob gibt es für die bunte Gestaltung der Autobahn-Unterführung. © Sterzelmaier/Blume

Heppenheim. „Das sind keine Radwege. Das sind alles Wirtschaftswege“, leitet Anette Seip, Vorsitzende des Kreisverbands Bergstraße im Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC), ihre Forderung nach sicheren Verbindungen zwischen Städten und Gemeinden ein. Gemeinsam mit ihrem Stellvertreter Friedhelm Höcker beschreibt sie am Beispiel der frisch asphaltierten Feldwege zwischen Heppenheim und Lorsch die Unzufriedenheit.

In einer Antwort aus der Stadtverwaltung Heppenheim wird diese Kritik zurückgewiesen. Insgesamt erkennt der ADFC laut Seip und Höcker an, dass es in Heppenheim ein Konzept gibt, wonach die Bedingungen für den Radverkehr verbessert werden sollen.

„Es gibt keine Vernetzung“, so Seip mit Verweis auf den Radweg, der die Von-Humboldt-Straße in Heppenheim mit dem westlichen Ende der Friedensstraße in Lorsch verbindet. Zunächst vermisst der Fahrradclub, dass es im Stadtgebiet keinerlei Hinweise gibt, wie dieser Radweg zu erreichen ist. Die Überquerung der stark befahrenen Tiergartenstraße sei zudem gefährlich.

Kritische Stellen sieht der ADFC auch in Bensheim

Mit dem Hinweis auf diese Verbindung wird die Forderung des ADFC zurückgewiesen, auch einen Weg auszubauen, der am ZAKB-Wertstoffhof vorbei und über die Weschnitz nach Lorsch führt, beispielsweise in das Freizeitgelände Ehlried oder zum Seniorenheim. Wer dieses Gebiet über die neu asphaltierte Strecke erreichen will, muss einen Umweg in Kauf nehmen. Wegen des Hochwasserschutzes lehnt es die Stadt angeblich ab, die ZAKB-Route mit einer neuen Weschnitzbrücke auszubauen.

Ähnliche Lücken im Radwegenetz sieht der ADFC zwischen Heppenheim und Laudenbach sowie in Bensheim zwischen der Innenstadt und dem Radweg, der am Golfplatz vorbei nach Lorsch führt. Auch in Bensheim fehle der Zubringer. Was in Heppenheim die Tiergartenstraße, ist in Bensheim der Berliner Ring. Diese Straße müssen Radfahrer überqueren, die von der Rheinstraße Richtung Golfplatz wollen. Nach Ansicht des ADFC sind diese Mängel Gründe dafür, dass viele Bürger den Umstieg vom Auto auf das umweltfreundliche Fahrrad scheuen.

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Zurück nach Heppenheim, zurück an die Autobahnunterführung auf der verlängerten Von-Humboldt-Straße: „Ab dem dann folgenden Aussiedlerhof ist es eine schöne, sanierte landwirtschaftliche Straße“, so der ADFC. Scherzhaft heißt es: „Statt der schweren Landmaschinen werden es wieder die vielen Radler sein, die zu den in Zukunft eintretenden Wegeschäden beitragen.“ Der Fahrradclub spricht von „Etikettenschwindel“, weil die Straße nicht für Radler, sondern für die breiten und schweren Traktoren aufwendig saniert worden sei.

Auch an der Tatsache, dass es am anderen Ende in Lorsch in der Nähe der Bundesstraße 460 keine sichere Querungsmöglichkeit über die Friedensstraße gibt, spreche dagegen, diese Verbindung zu loben. Geplant ist, einen Radweg entlang der Friedensstraße zu bauen.

bhe Sanierter Radweg von Heppenheim nach Lorsch Der Mannheimer Graffiti-Künstler Rick Riojas hat sich der gemäß Auftrag der Stadt Heppenheim passenden Gestaltung in der Unterführung unter der A5 angenommen. Foto: Marius Blume © Marius Blume

Fazit des ADFC: „Solange die Straßen und Wege in Heppenheim als Zubringer zu diesem sanierten Feldwirtschaftsweg nicht radfahrfreundlich ausgestaltet werden, werden die Radler weiterhin am ZAKB vorbei ihren Weg nach Lorsch und zurück nehmen.“ Es sei nicht zu erkennen, wann Verbesserungen der Radverbindungen nutzbar sein werden. „Es dauert alles einfach viel zu lange“, so der ADFC.

Die Stadt reagiert auf die Kritik mit dem Verweis, „dass der Radweg von Heppenheim nach Lorsch gut von den Radfahrern angenommen wird“. Es gebe positive Reaktionen aus der Bevölkerung, so die Erste Stadträtin Christine Bender (SPD). Die Besonderheit dieser Strecke sei, dass ein Unternehmen auf die Zufahrt durch die Unterführung angewiesen ist. Deshalb sei das Verkehrszeichen „Durchfahrt verboten“ erst nach diesem Grundstück aufgestellt worden. Das bedeute, dass die Straße „Außerhalb“ auch von Autofahrern genutzt werden darf.

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Erst nach dem Schild sei der Weg Radfahrern, Fußgängern oder landwirtschaftlichen Fahrzeugen vorbehalten. Die Wegweiser seien nach hessischen Standards gesetzt worden, so die Antwort aus dem Rathaus. Die weißen Schilder mit grüner Schrift beschreiben Freizeitrouten und seien nicht als Verkehrsschild anzusehen, das andere Verkehrsteilnehmer ausschließt oder gar auf eine alleinige Nutzung durch den Radfahrer hinweist.

ADFC und Stadt sind sich in einem Punkt einig: Die farbige Gestaltung der Unterführung sei gelungen. Allerdings fordern Seip und Höcker, die Unterführung unter der Autobahn zu beleuchten, damit der helle Eindruck auch in der Dunkelheit erhalten bleibt. ai/ü

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