Heppenheim. 132 Jahre lang war das historische Gebäude zwischen Lorscher Straße und Ernst-Schneider-Straße Sitz der Heppenheimer Post. Seit dem 12. Januar 2023 stand man dort vor verschlossenen Türen, der Standort war unwirtschaftlich geworden. 13 Monate später wurde das Gebäude mit neuem Leben gefüllt: Zwei Familien, die vor dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine geflohen sind, zogen nun in die Sammelunterkunft, die das Gebäude inzwischen beherbergt, nachdem die ehemalige Post zur Flüchtlingsunterkunft umgewidmet wurde.
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Erste Möbel kamen bereits im Januar dieses Jahres, nun konnte der erste Einzug erfolgen. Die ehemalige Post als Flüchtlingsunterkunft zu nutzen, war notwendig geworden, da ein Rückgang des Zustroms Hilfesuchender nicht zu erwarten ist. Dies stellt Heppenheim wie alle anderen Kommunen vor große Herausforderungen, denn Wohnraum ist knapp – gerade angesichts des Ziels einer möglichst dezentralen Unterbringung, an der Heppenheim festhalten möchte.
Die Gesamtkosten belaufen sich auf 464 000 Euro
Im Juli wurde der Mietvertrag zu einem für die Innenstadt üblichen Quadratmeterpreis unterzeichnet, anschließend die beiden unteren Geschosse umgebaut. Hierzu mussten unter anderem Wände eingezogen werden. Dabei war die Umgestaltung des ehemaligen Postgebäudes aus dem Jahr 1890 mit hohen Kosten für die Stadt Heppenheim verbunden: Insgesamt wurden 464 000 Euro aufgewendet, um aus der Alten Post eine Sammelunterkunft für Geflüchtete zu machen. Alleine der Innenausbau schlägt mit 207 000 Euro zu Buche, hinzu kommen Kosten in Höhe von 23 500 Euro für Architekten sowie Ingenieurleistungen, 59 900 Euro für alles rund um die Elektronik sowie 97 600 Euro für die Sanitärleistungen.
Von außen ist eine Veränderung besonders sichtbar: Die neue Nottreppe, die brandschutzbedingt als zweiter Fluchtweg errichtet werden musste. Dies erklärt auch die besonders hohen Kosten von 76 000 Euro für den Brandschutz, da der Hauptanteil hiervon in eben diese Treppe geflossen ist. „Lediglich ein paar kleine Rechnungen fehlen noch“, so die Erste Stadträtin Christine Bender (SPD) gegenüber dieser Zeitung. Zusätzlich zu den Investitionskosten kommt die Monatsmiete.
Eingerichtet sind die Wohnräume wie bei Sammeleinrichtungen sonst auch üblich: Bett, Schrank und Küche – eben das Nötigste, was zum Leben gebraucht wird. Insgesamt bieten die Räume in der Alten Post Platz für bis zu 50 Personen. In der vergangenen Woche sind die ersten neuen Bewohner eingezogen: Zwei Familien aus der Ukraine. Auch zukünftig sollen hier bevorzugt Familien untergebracht werden.
Weiterer Wohnraum benötigt
Darüber hinaus wird weiterer Wohnraum für Geflüchtete benötigt, die Bürger sind daher aufgerufen, mögliche weitere Unterkunftsmöglichkeiten zu melden. Denn ob über Land- oder Seeweg, auch im Jahr 2023 kamen Flüchtlinge in zunehmender Zahl in Hessen und darüber im Kreis Bergstraße an. Dies wird sich auch in diesem Jahr weiter fortsetzen.
Das bedeutet: Weitere Unterkünfte sind unabhängig von der nun geschaffenen Möglichkeit in der ehemaligen Post dringend notwendig, um die Zuweisungen entsprechend abzudecken und die Menschen, die vor Kriegen fliehen, mit Wohnraum versorgen zu können. Daher wird die Stadt versuchen, weitere Wohnungen und Häuser für diesen Zweck zu mieten oder zu kaufen. bk/ü
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