Heppenheim. Man kann mit Fug und Recht formulieren, dass er eine Institution ist in Heppenheims Partnerstadt Kaltern. Vor allem dann, wenn es um Tourismus geht. Mehr als 100 Busfahrten hat Gerhard Kasper schon nach Südtirol organisiert, hinzu kommen weitere 80 Fahrten, die ihn privat in das Städtchen wenige Kilometer südlich von Bozen geführt haben. Dass er dafür mit der Goldenen Ehrennadel der Marktgemeinde geehrt wurde, könnte man angesichts dieses Engagements also als logische Konsequenz bezeichnen. Ist es aber nicht: Der 75 Jahre alte Heppenheimer ist „der Erste jenseits des Brenners“, dem diese Ehre zuteilwurde.
Kalterns Bürgermeisterin Gertrud-Benin Bernhard und Landesrat Luis Walcher waren ebenso dabei wie viel Südtiroler Prominenz. Ins Vereinshaus waren an diesem Abend außerdem rund 400 Bürgerinnen und Bürger gekommen, um der Zeremonie beizuwohnen, in der neben dem Heppenheimer elf Kalterer Bürger geehrt wurden. Höhepunkt war eine Live-Videoschaltung nach Colorado (USA), wohin eine weitere Ehrung (der Goldene Ring der Stadt) an Andreas Seppi, den 1984 in Bozen geborenen und in Kaltern aufgewachsenen früheren Tennisstar ging – für dessen Verdienste um den Sport.
Kaltern zählt mehr als 8000 Einwohner
Aber der künftige, weltweit erfolgreiche Tennisspieler war noch längst nicht auf der Welt, als der kleine Gerhard 1956 im Alter von sieben Jahren mit seinen Eltern zum ersten Mal während der Ferien von Heppenheim in die rund 700 Kilometer entfernte Marktgemeinde Kaltern fuhr. Das ist inzwischen fast 70 Jahre her, und Gerhard Kasper ist seitdem Jahr um Jahr von Neuem in Richtung Kaltern aufgebrochen, um hier mit seiner Familie, in den vergangenen Jahrzehnten aber auch zunehmend mit Freunden oder Teilnehmern der von ihm organisierten Busreisen, einen erheblichen Teil seiner Freizeit zu verbringen. Einen deutlichen Schub erhielt das Ganze am 18. September 1971 nach dem Beschluss des Heppenheimer Stadtparlaments für eine Städtepartnerschaft.
Kaltern an der Weinstraße ist eine Südtiroler Marktgemeinde in Alto Adige (italienisch „Überetsch“ für Südtirol), etwa zehn Kilometer südwestlich der Landeshauptstadt Bozen gelegen. Ende 2023 wurden mehr als 8000 Einwohner gezählt, die sich auf Kaltern Markt sowie die „Fraktionen“ (Stadtteile) Mitterdorf, Sankt Anton/Pfuss, Sankt Nikolaus, Altenburg, Sankt Josef am See, Unterplanitzing und Oberplanitzing verteilen.
Der „Kalterer Platz“ in Heppenheim ist nicht fotogen
Bekannt ist der Ort durch sein mildes, sonnenreiches Klima und den Kalterer See, den wärmsten Badesee der Alpen. Rund sechs Kilometer vom Gemeindekern entfernt, in der rund 600 Meter hoch gelegenen Fraktion Altenburg, gibt es eine Aussichtsplattform mit bester Sicht auf Kalterer See und Südtiroler Unterland.
Zum 50. Jubiläum der Städtepartnerschaft 2021 ging ein lang gehegter Wunsch Gerhard Kaspers in Erfüllung: den Ort in „Heppenheimer Platz“ umzuwidmen. Das Pendant in Heppenheim, der „Kalterer Platz“, kommt bei Kasper hingegen nicht so gut an: ein paar Quadratmeter Fläche, zwischen Bahnhof und Busbahnhof gelegen. Dort ein Foto machen von ihm, der auch Vorsitzender des Freundeskreises Heppenheim-Kaltern ist? Kasper: „Lieber nicht.“
Wanderungen durch die Kalterer Natur seien so attraktiv wie immer
Dass Kaltern neben See und seinem äußerst beliebten „Kalterersee“ – einem aus der Vernatschrebe, der ältesten einheimischen Rotweinsorte Südtirols, erzeugten Rotwein – vieles zu bieten hat, liegt aus Sicht Kaspers auch daran, dass es sich über die Jahrzehnte seinen Charakter und sein Aussehen weitgehend erhalten hat: „Bausünden sieht man hier nicht, wenn etwas modernisiert wird, dann im Inneren der Gebäude“, das Städtchen sieht fast noch so aus, wie Kasper es als Kind und Jugendlicher kennengelernt hat.
Und auch die Natur hat – im Gegensatz zu manch anderer Regionen Südtirols – kaum gelitten, Wanderungen durch die Weinberge oder in die Höhenlagen sind so attraktiv wie immer. Im Mai steht die Wahl eines neuen Bürgermeisters oder einer Bürgermeisterin an, aber auch hier sind allzu dramatische Veränderungen eher nicht zu erwarten: „Das läuft in Kaltern alles gemütlicher ab, der Umgang miteinander ist herzlich.“ Wenn die Sitzungen der – ehrenamtlichen politischen – Verwaltungsspitze gelaufen sind, „sitzt man hier immer noch bei einem Glas Rotwein zusammen“.
Viele gute Gründe also, weiter gen Süden zu reisen. In diesem Jahr sind drei Busfahrten angesetzt, alle längst ausgebucht. Und natürlich wird Gerhard Kasper sich auch in diesem Jahr wieder privat auf den Weg machen. Möglicherweise per Zug. Der Weg führt über die Brenner-Autobahn, und die wird ab diesem Jahr saniert. jr/ü
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