Energieversorgung

Neue Pipeline für „grünes Gas“ wird durch Heppenheim führen

Im Oktober beginnen in der Kreisstadt die Baugrunduntersuchungen für die Spessart-Odenwald-Leitung

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fran/ü
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Im Nordschwarzwald hat die terranets bw GmbH bereits vor einigen Jahren eine neue Gasleitung verlegt. Im Jahr 2027 soll grünes Gas schließlich auch durch eine neue Pipeline im Kreis Bergstraße fließen. © terranets bw GmbH

Heppenheim. Die Gasversorgung Europas ist vor dem Hintergrund der Ukraine-Krise ins öffentliche Blickfeld geraten. Zum Konzept der Bundesregierung, die Versorgung zu sichern, gehören langfristig auch sogenannte grüne oder klimaneutrale Gase wie erneuerbares Methan aus Biomasse oder Wasserstoff – nicht zuletzt mit Blick auf die Klimaschutzziele.

Damit das Gas dann aber auch bei den Verbrauchern ankommt, ist der Ausbau des bestehenden Transportnetzes unumgänglich – auch im Kreis Bergstraße. Und so werden laut amtlicher Bekanntmachung aus dem Heppenheimer Rathaus auch in weiten Teilen der Kreisstadt zwischen Oktober 2022 und April 2023 Baugrunduntersuchungen für eine neue, unterirdische Gasleitung stattfinden. „Diese Untersuchungen dienen der detaillierten Planung des künftigen Trassenverlaufs“, teilt Cornelia Gerards von der Pressestelle im Rathaus auf Nachfrage mit.

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Durchgeführt werden die Untersuchungen demnach im Auftrag des Transportnetzbetreibers „terranets bw GmbH“. Mit seinem rund 2700 Kilometer langen Gashochdruckleitungsnetz stellt das Stuttgarter Unternehmen nach eigenen Angaben bereits „den Transport von Gas von Niedersachsen bis an den Bodensee“ sicher. An neun Standorten in Baden-Württemberg und Hessen werden aktuell rund 300 Mitarbeiter beschäftigt.

115 Kilometer lange Strecke

Um den weiter steigenden Bedarf abzudecken, aber auch, um die grünen Gase und Wasserstoff zeitgleich transportieren zu können, müsse das Transportsystem ausgebaut werden, lässt das Unternehmen verlauten. In der hiesigen Region soll dies über die neue, rund 115 Kilometer lange „Spessart-Odenwald-Leitung“ (SPO) geschehen. Die SPO soll nach derzeitigem Planungsstand von Wirtheim (Gemeinde Biebergemünd, Main-Kinzig-Kreis) bis nach Lampertheim führen und 2027 in Betrieb gehen. Geplant wird die Leitung mit einem Durchmesser von einem Meter, der maximale Betriebsdruck soll bei 90 bar liegen.

Im Kreis Bergstraße sieht die Planung einen Verlauf durch das Lautertal und die Bensheimer Stadtteile Gronau und Zell vor, ehe oberhalb des Hambacher Tals die Gemarkung der Kreisstadt erreicht wird. Entlang der Grenze zwischen Heppenheim und Bensheim führt die Trasse anschließend in Richtung Lorsch, bleibt jedoch weiterhin auf Heppenheimer Gemarkung. Hier orientiert sich die geplante Leitung weitgehend an der parallel verlaufenden Weschnitz, über Hüttenfeld geht es schließlich nach Lampertheim.

Ob dieser geplante Verlauf letzten Endes auch in die Tat umgesetzt wird, steht vor Beginn der Baugrunduntersuchungen freilich noch nicht fest. Schließlich müsse zunächst die Topografie vermessen werden, konstatiert Cornelia Gerards. Auch mögliche Schutzgebiete sowie artgeschützte Pflanzen- und Tierarten müssten kartiert und dokumentiert werden, ehe eine Entscheidung über den finalen Verlauf getroffen werden könne. Im Klartext heißt das: „Anhand der Ergebnisse der Baugrunduntersuchungen kann der Leitungsverlauf gegebenenfalls angepasst werden und ein ,grundstücksscharfer‘ Verlauf der SPO erarbeitet werden.“ Ein Vorschlag für den grundstücksscharfen Verlauf soll spätestens 2024 vorliegen, so Gerards.

Welche Flurstücke auf Heppenheimer Gemarkung explizit von den Untersuchungen betroffen sein werden, steht demnach auch noch nicht fest. Hierzu heißt es aus dem Rathaus lediglich: „Betroffene Grundstückseigentümer werden von terranets bw frühzeitig informiert.“ Fest steht hingegen bereits, dass entstehende Flurschäden dokumentiert und anschließend beseitigt oder entschädigt werden. fran/ü

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