Energiewende

Nach dem Willen von CDU und SPD soll die Stadt Heppenheim Balkonkraftwerke bezuschussen

Mit kleinen Stecker-Solaranlagen könne man Strom sparen und sich aktiv beteiligen, befinden die Fraktionsspitzen

Von 
fran/ü
Lesedauer: 
So könnte es auch bald verstärkt in Heppenheim aussehen, wenn die sogenannten Balkonkraftwerke von der Stadt gefördert werden. © Gewobau Bad Kreuznach

Heppenheim. Auf dem Energiemarkt gibt es derzeit für die Preise nur eine Richtung: nach oben. Gas und Strom werden teurer, sogar eine Verdreifachung des Gaspreises bis zum Jahresende erscheint den Experten als realistisch. Und beim Strom sieht es kaum anders aus. Längst ist eine öffentliche Diskussion darüber entbrannt, ob eine Verlängerung der Laufzeiten der Kohlekraftwerke sowie der letzten drei verbliebenen Kernkraftwerke den Engpass lindern könnte – was jedoch den eigenen Zielen von Bund, Ländern und Kommunen widersprechen würde.

Gleichzeitig steigt deutschlandweit das Bedürfnis einer möglichst effizienten und zugleich individuellen Energieversorgung: Photovoltaik (PV)-Anlagen auf den Hausdächern boomen, wenngleich sich längst nicht alle Menschen dies leisten können.

„Möglichst viele beteiligen“

Für sie gibt es jedoch eine deutlich preiswertere Alternative. Immer mehr Menschen installieren kleine Solarkraftwerke an oder auf ihren Balkonen oder auf ihrem Grundstück, um eigenen Strom zu erzeugen. Und sie leisten somit nach Ansicht der beiden Fraktionsvorsitzenden der Großen Koalition im Heppenheimer Stadtparlament, Andrea Pfeilsticker (SPD) und Hermann Peter Arnold (CDU), einen wichtigen Beitrag zur Energiewende. Denn für das Duo steht außer Frage: „Die Energiewende funktioniert dann am besten, wenn sich möglichst viele beteiligen können.“

Diese Balkonsolaranlagen – auch bekannt als Stecker-Solaranlagen, Guerilla-Solaranlagen oder Balkonkraftwerke – kosten etwa 400 Euro pro Modul und leisten circa 300 Watt. Anfangs wurden die Anlagen fast ausschließlich an und auf Balkonen installiert, weswegen sie in der Umgangssprache den Namen „Balkonkraftwerke“ bekamen. Inzwischen werden sie jedoch auch auf Garagen oder Dächern montiert. Erhältlich sind sie im Internet oder im stationären Handel. Aktuell kann es auch hier jedoch zu Lieferengpässen kommen, auch Preissteigerungen waren zuletzt zu beobachten.

Ein Angebot bei einem Fachhändler muss nicht zwingend eingeholt werden. Die Installation kann eigenständig erfolgen, eine fachkundige Beratung schadet freilich nicht. Die Installation von maximal 600 Watt sind in der Bundesrepublik genehmigungsfrei erlaubt, also auf diesem Wege zwei Module pro Haushalt möglich. Die Module müssen lediglich beim Netzbetreiber und bei der Bundesnetzagentur angemeldet werden. Und grundsätzlich gilt: Die Anlagen sind auch für Mieter geeignet, das Aufstellen muss aber gegebenenfalls mit dem Vermieter abgesprochen werden.

Ausschließlich für Eigenverbrauch

Da der gewonnene Strom nicht ins Stromnetz eingespeist werde, sondern ausschließlich dem Eigenverbrauch diene, „bieten die Module eine einfache und vergleichsweise kostengünstige Möglichkeit, sich aktiv an der Energiewende zu beteiligen und gleichzeitig die Stromkosten zu senken“, befinden die beiden Fraktionsvorsitzenden. Dies gelte besonders für Personen und Familien mit niedrigem Einkommen.

In der Praxis gestaltet sich das wie folgt: Ein Modul produziert laut dem Verbraucherportal homeandsmart.de etwa 300 Kilowattstunden Strom pro Jahr, effektiv bringt das eine Stromersparnis von 250 Kilowattstunden. Bei einem Strompreis von 30 Cent pro Kilowattstunde spart man demnach jährlich rund 75 Euro Stromkosten. Je nach Anschaffungskosten hat sich die Anlage nach fünf bis zehn Jahren amortisiert.

Ziel der Großen Koalition ist es nun, diese potenzielle individuelle Ersparnis noch stärker in den Fokus zu rücken und somit noch mehr Heppenheimer Bürger für die Balkonkraftwerke zu begeistern. Als Anreiz soll dabei eine städtische Förderung dienen.

Vergleichbares wurde erst in der vergangenen Woche auch von der Bürstädter Stadtverordnetenversammlung beschlossen, überhaupt haben nicht wenige südhessische Kommunen diesen Weg bereits eingeschlagen. Mancherorts haben sich überdies sogar kleine Genossenschaften oder Bürgerinitiativen gegründet, die den Vertrieb der Anlagen organisieren und anschließend mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Sofort nach der Sommerpause

Geht es nach Hermann Peter Arnold und Andrea Pfeilsticker sowie den anderen Fraktionsmitgliedern von CDU uns SPD, so lässt auch die Kreisstadt nicht mehr lange mit einem Förderprogramm auf sich warten. Unmittelbar nach der Sommerpause sollen sich die politischen Gremien mit dem Thema „Förderung von Balkonkraftwerken“ auseinandersetzen, ein entsprechender Antrag von CDU und SPD wurde bereits am 14. Juli formuliert.

Demnach soll die Verwaltung beauftragt werden, die Förderung der „Neuanschaffung von Stecker-Solarmodulen (Balkonkraftwerken)“ noch im laufenden Haushaltsjahr in Angriff zu nehmen. Bis zu 100 Anlagen mit einer Leistungsfähigkeit von bis zu 600 Watt pro Jahr sollen mit bis zu 20 Prozent der Anschaffungskosten – maximal mit 100 Euro – bezuschusst werden. fran/ü

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger

Thema : Festspiele Heppenheim

  • Bergstraße Festspiel-Start in Heppenheim und Worms

    Im Kurmainzer Amtshof der Bergsträßer Kreisstadt läuft die erste Saison unter neuer Leitung, am Wormser Dom ist ein gänzlich neues Stück zu sehen.

    Mehr erfahren
  • Heppenheim Weicher sitzen und besser sehen bei den Heppenheimer Festspielen

    Fliegender Wechsel im Amtshof. Noch hängt die Fahne des am Sonntag beendeten Weinmarkts über der großen Bühne, da sind schon die Veranstaltungs- und Lichttechniker für das nächste große Ereignis am Werk. Die gemeinnützige „Theaterlust“-GmbH übernimmt die Regie mit ersten Vorbereitungen für das Bühnenbild, das ab diesem Mittwoch aufgebaut wird. In wenigen Tagen beginnen die Heppenheimer Festspiele: Die Premiere von Carl Zuckmayers „Der fröhliche Weinberg“ markiert am 15. Juli nach zweijähriger Corona-Pause den Neubeginn des traditionsreichen, 1974 von Hans Richter begründeten Freiluft-Theaters. {element} Die Schauspielerin und Regisseurin Iris Stromberger hat die Intendanz übernommen, jetzt steht sie zum ersten Mal auf der Bühne, die bis Ende August der Mittelpunkt ihres Theaterlebens sein wird. Ihr Mann Ingo Schöpp-Stromberger, Geschäftsführer und Bühnenbildner der Festspiele, schaut unterdessen auf dem Pflaster nach den Markierungen fürs Podest im hinteren Teil des Hofes. Weil das Gelände abfällt, werden die Sitzplätze erhöht, damit die gute Sicht gewährleistet ist. Neues Mobiliar und neue Polster {furtherread} Und auch in die Bequemlichkeit für die Gäste wird einiges investiert. Die Stadt hat neues Mobiliar angeschafft, vierzig Tische, achtzig Bänke, zusätzlich Stühle, allesamt ausgestattet mit Rückenlehnen. Denn der Festspielbesuch konnte früher zur Strapaze werden, altgediente Theaterfreunde erinnern sich an die harten Biertisch-Garnituren. Auch Andrea Helm, Stiftungsmanagerin der Sparkassenstiftung Starkenburg, hat solche Abende erlebt, „es war doch immer eine Herausforderung“, seufzt sie. Umso erfreuter stellte sie eine Anschaffung vor, die am Dienstag der Stadt von der Stiftung als Dauerleihgabe übergeben wurde: Polster für Bänke und Stühle, maßgeschneidert für das Amtshof-Mobiliar, abwaschbar, wetterfest und mit praktischen Klettbändern zu befestigen. Bei der Auswahl der grauen Farbe hat die Intendantin ein Wörtchen mitgeredet, sieht ja auch sehr schick aus zum Weiß der Bänke, und Iris Stromberger verspricht Tischdecken und Blumen-Deko. Sie will die Menschen aus ihren bequemen Fernsehsesseln wieder ins Live-Theater locken, und dann sollen sie es auch schön haben. „Die Festspiele bekommen einen anderen Charakter“, sagt Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU), und er meint nicht nur den Anblick im Theaterhof, sondern auch die enge und offenkundig sehr gute Zusammenarbeit der Betreibergesellschaft mit der Stadt. Dass die Zuschauer in diesem Sommer unter freiem Himmel sitzen, sei angesichts wieder steigender Corona-Zahlen eine gute Sache. Für die kommenden Jahre, ergänzt Schöpp-Stromberger, solle es aber wieder einen Regenschutz geben. Premiere fast ausverkauft Neben den Polstern, die von der Stadt auch für andere Veranstaltungen genutzt werden können, spendet die Stiftung den Festspielen 20 000 Euro. „Gelebte Kulturförderung“, die sowohl bei der Sparkasse als auch bei deren Stiftung selbstverständlich sei, sagt Helm. Allmählich zieht auch der Vorverkauf an, für die erste Premiere gibt es nur noch vereinzelt Karten, an allen Abenden lohnt es, an der Abendkasse nachzufragen. In den kommenden Tagen wird der Hof sein Gesicht verändern. An der Seite wird sich die Herrmann Gastro Gruppe aus Lampertheim einrichten, die außer Wein der Bergsträßer Winzer eG und Odenwaldquelle-Wasser auch kleine Speisen anbietet. Nicht nur der weiche Sitz, auch die Bewirtung markiert die Abkehr vom sehr rustikalen Charme, der dieses Festival früher auszeichnete. Dann geht es Schlag auf Schlag, die Endproben zum „Fröhlichen Weinberg“ sind schon auf der Amtshof-Bühne angesetzt, und nach dem ersten Wochenende muss rasch umgeräumt werden, damit die bereits fertig einstudierte zweite Produktion „Cash!“ am 22. Juli folgen kann. Die Wartezeit darauf verkürzt von 19. bis 21. Juli an drei Abenden der Schauspieler Walter Renneisen – mit zwei Programmen seines Dauerbrenners „Deutschland, deine Hessen“, dazwischen moderiert er mit eigenen Erinnerungen den Abend „Als der Jazz in Deutschland laufen lernte“, zu dem Sigi’s Jazz Men musizieren. Dann wird im Wochenturnus zwischen rheinhessischem Volksstück und britischer Farce gewechselt. In beiden Komödien hat Iris Stromberger als Regisseurin ihren Ensembles nicht nur Präzision, sondern auch Tempo verordnet. Den „Weinberg“ will sie in rekordverdächtigen neunzig Minuten plus Pause auf die Bühne bringen. Die Regisseurin verspricht: „Wir sind flott unterwegs.“ job/ü

    Mehr erfahren
  • Bergstraße Die Proben von „Cash“ machen Lust auf die Festspiel-Premiere im Amtshof

    In rund sechs Wochen – am 15. Juli zunächst mit Zuckmayers „fröhlichem Weinberg“ und ab 22. Juli mit „Cash“ – hebt sich nach zwei Jahren Corona-Pause wieder der Vorhang in Heppenheim.

    Mehr erfahren

Thema : Bürgermeisterwahl Heppenheim