Sprache

Mundart: Hepprumer Gebabbel im Marstall

Beim Mundartverein wurde in gemütlicher Atmosphäre im heimischen Dialekt gesprochen.

Von 
dj/ü
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Mit dabei waren (v.l.) Gerlinde Bannert, Irene Dayß, Rita Ruths, Karl-Heinz Trares und Anelie Neher. © Dagmar Jährling

Heppenheim. Endlich mal wieder so „Babble wie oam de Schnabbel gewachse is“, das konnten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Mundartabends im Marstall. Der Mundartverein hatte zum „Hepprumer Gebabbel“ in gemütlicher Atmosphäre eingeladen. Ein offizielles Programm gab es nicht. Stattdessen konnte jeder zum Gelingen des Abends beitragen, der wollte. Gerlinde Bannert, Vorsitzende des Mundartvereins, begrüßte die Gäste. „Ich foange mol mit de Jahreszeite oa un doan gugge mer wie es weider gäit“, sagte Bannert. „Gestern und hait ham mer jo werklich schäine Herbschdage. so langsam kumme mer in die leisere Jahreszeit“, sagte sie. Passend zum Monat trug sie ein Gedicht zum „Oktober“ vor und hatte außerdem das Gedicht „Die Vogelscheuche“ von Christian Morgenstern in Dialekt „Die Voggelscheich“ umgedichtet.

Anelie Neher hatte gleich den ganzen Jahresreigen in Dialekt parat. Der Reihe nach standen die Gäste auf. Darunter war eine Teilnehmerin aus Winterkasten mit der Geschichte eines Ehepaares, bei welchen die Frau davon ausging dass ihr Mann „de Schnuppe hot“. Bis sie feststellt, dass er in einer Kammer in gewissen Heftchen sich nackte Frauen anschaute. Schnell war der Mann genesen. Bemerkenswert waren auch die Beiträge von Rosemarie Grell und Rudolf Schmitt, die ihre Gedichte auswendig vortrugen.

Die 86-jährige Rosemarie Grell kam als Journalistentochter nach dem Krieg mit ihrer Mutter aus Düsseldorf nach Heppenheim. Sie wohnten zuvor in Frankfurt. und zogen znächst in die Liebigstraße, mussten aber schließlich in der Bogengasse mit der Verwandschaft enger zusammenrücken. Also ging die kleine Rosemarie in die Schloss-Schule, in der sie während des Spielens im Pausenhof aufgrund ihrer hochdeutschen Sprache ausgegrenzt wurde. Obwohl sie durch die Nachbarsbuben durchaus mit dem Dialekt vertraut war, traute sie sich zunächst nicht, in Mundart zu sprechen, erzählte sie.

Gedichte und Witze durften nicht fehlen

Erst, als sie sich endlich ein Herz fasste, durfte sie auch mitspielen und alles war in Ordnung. Grell trug ein Gedicht vor, dass sie schon zu Schulzeiten gelernt hatte. Die Klassenlehrerin habe es sie auswendig lernen lassen. Schmitt wiederum trug ein Gedicht „Karlche macht Kardoffel aus“ aus dem Gedichtband „De Hepprumer Kernbäjer“ von Hans-Detlef Holzamer vor. Es handelt von einem Jungen, der den Eltern unbedingt beim Kartoffeln ernten helfen wollte und es am nächsten Morgen gar nicht abwarten konnte, bis er mit seiner kleinen Hacke losziehen konnte. Viel zu früh stand er auf und wurde wieder ins Bett geschickt, bis es hieß auf den Wagen aufzusteigen. Schmitt, Jahrgang 1938, trug die vielen Verse in Dialekt fließend in Mundart vor.

Ebenfalls mit der Ernte befasste sich Pressewartin Irene Drayß. Sie erinnerte an die vielen Kartoffelfeuer, die früher brannten. Beim Mundartabend dürfen freilich auch Witze in Dialekt von Karl-Heinz Trares nicht fehlen. „Woas is de Unnerschied zwische „frisch verliebt und zwölf Johr verheiert“, fragte er. Telefongespräche würden bei frisch Verliebten immer mit „Ich dich aa“ und bei lang verheirateten mit „Du mich aa“ enden. Ulrich von Heyl kam aus Lampertheim zum Hepprumer Gebabbel und trug das selstgereimte Gedicht „De Bläide“ (Der Blöde) vor. dj/ü

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