Kunst

Kubanische Impressionen und eingefangene Natur

Landratsamt und Kunstverein geben Malte Grüners Fotografien und Corey Masons Malereien ein Forum.

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mbl/ü
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Malte Grüner (links), Fotograf mit Bensheimer Wurzeln, präsentiert Szenen aus Kuba im Landratsamt. Landrat Christian Engelhardt (CDU) will regionalen Künstlern ein Forum bieten. © Marius Blume/ü

Heppenheim. Kaum etwas schafft so sehr die Möglichkeit, in ferne Welten einzutauchen, wie Bilder. Fotograf Malte Grüner, im Hauptberuf Lehrer, zeigt zurzeit in Heppenheim, im Besprechungsraum des Landrats im Alten Landratsamt Kubanisches.

Aus Texas stammt der nun in North Carolina lebende US-Künstler Corey Mason, der mit „Face Paintings“ über den Kunstverein Heppenheim und Achenbach Hagemeier überhaupt einmal in Europa mit einer Einzelausstellung zu sehen ist und auch besondere Perspektiven bereithält.

Landrat Christian Engelhardt (CDU) freut sich einem Bericht der Kreisverwaltung zufolge über die besondere Chance der Förderung: „Bereits seit einigen Jahren stelle ich regelmäßig Bilder regionaler Künstlerinnen und Künstler in meinen Büroräumen aus. So kann ich meinen Gästen ganz besondere und besonders sehenswerte Aspekte und Talente unseres Kreises zeigen.“

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Grüner, dessen Wurzeln in Bensheim liegen, liefere Inspirierendes. Er selbst bezeichnet den Karibik-Staat, der sich unter immer noch kommunistischer Führung erst langsam öffnet, als ganz besonderen Ort, „um meine künstlerischen Impressionen zu sammeln. Die Kontraste zwischen den urbanen Landschaften und den natürlichen Schönheiten der Karibik haben mich fasziniert und inspiriert.“

Man sagt den Kubanern ja eine gewisse Leichtigkeit nach. Trotz verbreiteter Armut und massiver Einschränkungen strahlten die Menschen dort Grüner zufolge tatsächlich „eine unglaubliche Lebensfreude aus“.

In Deutschland, bei um Welten anderen Lebensstandards, könnte er dergleichen wohl kaum einfangen. Zumal die „karibische Sonne, die über die farbenfrohen Straßen und die malerischen Landschaften streift“ auch ein unvergleichliches Ambiente schafft. Aus dem Spiel mit Licht und Schatten lässt sich „eine gewisse Dramatik und eine faszinierende Tiefe“ transportieren.

Schon immer von Bildern fasziniert, erwarb Malte Grüner mit Anfang 20 seine erste Spiegelreflexkamera. Noch als Student meldete er ein Gewerbe an und begann wie viele mit Porträts und Hochzeiten. Es folgten diverse andere Genres und nicht zuletzt Reisereportagen. „Ebenso fotografiere ich seit 2016 deutschlandweit Weingüter – am liebsten natürlich an der Bergstraße“, sagte Grüner, wie nicht anders zu erwarten, dem Kreis zufolge. Er wohnte selbst der Vernissage bei.

Augen spielen die Schlüsselrolle

„Kunst ist eine Tarnung, unter der sich die Natur verbirgt“, sagt Corey Mason, dessen „Face Paintings“, also Gesichtsmalereien, in der Bahnhofstraße 1 zu finden sind. Für ihn bietet, wie der Kunstverein erläutert, „Malerei eine neue Ebene der Unterscheidungsfähigkeit, mit deren Hilfe wir die Natur auf sanfte Art und Weise in der Kunst einfangen können“. Ganz klassisch zeichnet er erst und malt dann, „ohne den Blick für die Linearität zu verlieren, die das Herzstück des Zeichnens bildet“.

Augen spielen für Mason eine Schlüsselrolle. Nicht nur die des Betrachters, also durch die Perspektive, sondern auch in den Werken selbst: „Viele der Ausgestellten lösen sich in einem Gesicht auf, das, auch wenn es abstrakt dargestellt ist, seinen Gemälden eine Art Signatur verleiht.“ Damit ahmt der Künstler nicht nur nach, sondern Blickwinkel verschmelzen. Eine Reflexion, eine besondere Verbindung entsteht.

„Durch den Einsatz von sparsamen Mitteln mit größtmöglicher Wirkung“ gibt es Gelb für Land oder Blau für Himmel, dazu viele Wesen und dann doch Vorder- und Hintergrund wie Bildkomposition und Perspektiven verändernde Abstraktion. „Hierbei wird die Nachbildung einer Landschaft zum Symbol des Bewusstseins“, Wünsche als vermeintlich Gesehenes brechen sich Bahn. Auch Collagen entstehen, die Zentriertheit entrückt – emotional aufgeladen. mbl/ü

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