Heppenheim. Fast jeder kennt derzeit jemanden, der an Corona erkrankt ist, darunter auch schwerere Fälle. Die offiziellen Informationen zur Lage scheinen das zunächst nicht widerzuspiegeln. Bundesweit liegt die Corona-Inzidenz laut Robert-Koch-Institut (RKI) derzeit bei 37 neuen Covid-19-Fällen pro Woche und 100 000 Einwohnern; für Hessen sind es 27 Fälle pro 100 000 Einwohnern.
Das ist sehr weit entfernt von Werten über 1000 zu Beginn des Jahres 2022. In die Statistik gehen allerdings nur positive PCR-Testergebnisse ein, die fast nur noch aus Krankenhäusern kommen. „Ein Vergleich zu den Vorjahren ist aktuell nicht möglich, da weniger infizierte Personen als zuvor über die Meldewege erfasst werden“, schreibt das RKI.
Zudem ist die Lage je nach Alter sehr unterschiedlich. Die höchste Inzidenz von bundesweit 138 weist die Gruppe der Menschen über 80 auf, gefolgt von einer Inzidenz von 50 für diejenigen zwischen 60 und 79. Laut Pandemieradar des Bundesgesundheitsministeriums haben zudem auf noch niedrigem Niveau Influenzafälle zugenommen. Dazu kommen steigende Fallzahlen von Infektionen mit Rhino- und RSV-Viren.
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Nach Angaben des Ministeriums haben die Arztbesuche wegen Atemwegserkrankungen im Vergleich zur Vorwoche bundesweit um zwölf Prozent zugenommen auf 2537 Arztbesuche pro 100 000 Einwohner pro Woche. Gut 15 Prozent davon, 393 dieser Arztbesuche, gingen auf das Corona-Konto. Zugenommen hat auch die Zahl von Krankenhauseinweisungen aufgrund schwerer Atemwegserkrankungen. Betroffen sind vor allem Kinder bis vier Jahre und Senioren ab 80.
Die Lage im Kreiskrankenhaus Bergstraße sei „aktuell kontrolliert, aber anspruchsvoll“, sagt die Pressesprecherin der Klinik. „Zahlreiche Corona-positive Patienten bedürfen einer stationären Versorgung, zum großen Teil aber nicht unmittelbar wegen einer Corona-Infektion.“ Die Corona-Infektion trete meist als Nebendiagnose auf, was bei Risikopatienten jedoch lebensbedrohlich werden könne. „Im Landkreis“, erläutert die Sprecherin, „sind immer wieder Krankenhäuser für infektiöse Patienten bei der Leitstelle abgemeldet. Daher gibt es ein Notzuweisungsverfahren nach dem hessischen Rettungsdienstgesetz.“
Krankenhaus-Mitarbeiter sind verpflichtet, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen
Die Zahl der positiven Covid-19-Patienten sei sehr dynamisch und die Verlegung von Intensiv- oder Isolierstation auf Normalstation ändere sich täglich, erläutert die Krankenhaussprecherin. „Wie überall steigt die Anzahl erkrankter Mitarbeitender auch bei uns im Kreiskrankenhaus, und wir beobachten wie bereits in den letzten Jahren eine saisonale Überschneidung von Covid-19 und grippalen Infekten.“ Diese Kombination sorge momentan „für einen deutlichen höheren Personalausfall“ und stelle die Klinik vor große Herausforderungen, die diese dank äußerst engagierter Mitarbeiter in der Regel gut meistern könne.
Das Kreiskrankenhaus Bergstraße hatte bereits Anfang November seine Corona-Schutzmaßnahmen wegen steigender Infektionszahlen und einer damals kritischen Lage zum Schutz der Mitarbeiter und Patienten verstärkt. Mitarbeiter sind seitdem verpflichtet, bei „allen patientennahen Tätigkeiten“ einen entsprechenden Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Patienten und Besucher werden gebeten, freiwillig eine medizinische OP-Maske oder eine FFP2-Maske zu benutzen. Außerdem wurden die Besuchszeiten eingeschränkt: Besuche sind in der Regel nur von 14 bis 17 Uhr möglich. Jeder Patient darf pro Tag nur einen Besucher empfangen.
Über die Feiertage bleibe es voraussichtlich bei diesen Regelungen, drei Stunden Besuchszeit am Nachmittag und ein Besucher am Tag pro Patient. Zudem bitte man weiterhin alle Besucher und Patienten, auf freiwilliger Basis eine Maske zu tragen. „Aktuell rechnen wir nicht mit einer Verschärfung der Besuchsregeln. Aber für den tagesaktuellen Stand empfehlen wir, sich regelmäßig auf unserer Website zu informieren“, sagt die Pressesprecherin.
Die Klinik bitte die Besucher außerdem, die Hygienevorschriften zu beachten, wie Händedesinfektion und einen Abstand von mindestens 1,5 Metern. Das Krankenhaus gebe auch kostenlos Masken am Empfang aus. Auch hier rechne man aktuell nicht mit einer Verschärfung der Vorschriften. Laut den Infos auf der Homepage dürfen Patienten, die an Covid-19 erkrankt sind oder bei denen der Verdacht besteht, nicht besucht werden. mam/ü
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