Heppenheim. Philipp und Lorik sind ordentlich gewachsen. Da sind sich Julia Prediger und Petra Bartelsen einig. Prediger ist Leiterin der neuen städtischen Kindertagesstätte an der Hirschhorner Straße, Bartelsen die für Kitas zuständige Fachbereichsleiterin im Rathaus. Beide kennen die Jungs schon aus der „Drachenbande“, der Kita, die 2018 als Provisorium am Bruchsee errichtet wurde, und eben ist das Duo um die Ecke marschiert in der „Räuberhöhle“.
Die aber so gar nicht nach diesem Namen aussieht, für den sich Kinder und Erzieherinnen entschieden haben. Das funkelnagelneue zweistöckige Gebäude, vor wenigen Tagen erst bezogen, ist hell und geräumig und sieht (noch) wie frisch aus dem Ei gepellt aus.
Rund 3,5 Millionen Euro, so Bürgermeister Rainer Burelbach, hat die Stadt in Bau und Inneneinrichtung gesteckt und damit eine Unterkunft geschaffen, die durch ihre großzügigen, lichtdurchfluteten Räume besticht.
Und durch die Ruhe, die in ihr herrscht: Decken und Wände sind so gestaltet, dass Schall geschluckt wird und die Ohren von Kindern wie Erzieherinnen gleichermaßen geschont werden.
Luftreiniger in den Fluren
Das Parterre ist den Kleinsten vorbehalten, zwei Gruppen mit jeweils zwölf Kindern unter drei Jahren (U3) finden hier ihre Gruppen- und Schlafräume. Es gibt zwei Speiseräume, in denen auch die Älteren der drei Ü3-Gruppen im Schichtbetrieb mit Essen versorgt werden – von einem Caterer, der alle städtischen Kitas beliefert. An diesem Freitag übrigens mit Spinat, Kartoffeln und Omelette.
Dass die Tischplatten in den Speiseräumen angehoben oder abgesenkt werden können, ist dabei nur eines der vielen Details, die den Aufenthalt der Kleinen, aber auch den Berufsalltag der Erzieherinnen erleichtern.
So sind sämtliche Räume über Fenster oder verglaste Türen jederzeit einsehbar, es stehen niedliche kleine Toiletten zur Verfügung, ein Wickelraum. In den Fluren stehen Luftreiniger, und wer die Kita betreten will, muss erst einmal seine Schuhe ausziehen. Was die Kinder, wie bei einem Termin am Freitagvormittag zu beobachten ist, auch ganz brav befolgen.
Platz zum Toben und Spielen
Im Obergeschoss sind die größeren Jungen und Mädchen ab dem dritten Lebensjahr untergebracht, drei Gruppen mit insgesamt 75 Kindern gibt es .
Betreut werden die „Räuber“ von etwa 20 Mitarbeitern, wobei sich einige von ihnen auf Teilzeit beschränken. Hier gibt es Gruppenräume, einen Schlafraum und auch ein Raum zum Turnen und Herumtoben darf nicht fehlen. Auch die Personal- und Büroräume sind hier zu finden.
Noch ist allerdings nicht alles perfekt im Kindergarten an der Hirschhorner Straße, und in den nächsten Wochen und Monaten wird das eine oder andere noch gerichtet werden müssen. Drinnen, vor allem aber draußen:
Ans Außengelände – mit einem fantastischen Blick auf die Starkenburg – wird man sich im Frühjahr machen, und dann soll ein kleiner Teil der Fläche möglicherweise so gestaltet werden, dass bei schönem Wetter auch draußen getafelt werden kann.
Übergangslösung soll bleiben
Ausgesprochen zufrieden sind die Verantwortlichen mit dem Umzug, der – wie sie berichten – innerhalb weniger Tage und mithilfe des Baubetriebshofes bewerkstelligt wurde, der zum großen Vergnügen der Kleinen auch mit einem Feuerwehrfahrzeug aufgekreuzt war.
„Am 23. Dezember haben wir am Bruchsee geschlossen und gepackt“, so Petra Bartelsen, „und am 4. Januar war alles in der neuen Kita.“ Nicht zuletzt dank der tatkräftigen Erzieherinnen, „die viel Liebe und Arbeit reingesteckt haben“, wie Julia Prediger betont.
Aber auch dank der Kinder, die beim Packen helfen durften und sich in ihrer „Räuberhöhle“ schon jetzt ein wenig heimisch fühlen. Für die „Drachenbande“ geht es übrigens weiter.
Der Bedarf wächst weiter
Das durchaus attraktive Provisorium am Bruchsee hat vor Kurzem erst eine zweijährige Verlängerung der Betriebserlaubnis erhalten, und im Rathaus wartet man jetzt nur noch auf die entsprechende Verlängerung der Betreuungserlaubnis. Liegt diese vor, soll es mit zunächst einer Gruppe weitergehen am Bruchsee, und schafft man es, das notwendige Personal zu rekrutieren, sollen dort wieder neue Betreuungsmöglichkeiten für insgesamt 74 Kinder – 24 U3, 50 Ü3 – entstehen.
Der Bedarf, stellt der Bürgermeister klar, ist nach wie vor da und groß. Weshalb auch weiter am neuen Kindergarten Dr. Heinrich-Winter-Straße gearbeitet wird, für den es inzwischen einen Vorentwurf gibt.
In dieser Kindertagesstätte sollen 99 Plätze entstehen (24 U3, 75 Ü3). Und auch die Kita für das Neubaugebiet Gunderslache am Jochimsee, die nach Fertigstellung ebenfalls nach Plan Platz für 99 Kinder bieten wird, soll in absehbarer Zeit für Entlastung in der Kinderbetreuung in Heppenheim sorgen. Hierfür läuft inzwischen ein Architektenwettbewerb.
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