Kultur

Coronavirus als Inspiration für Musikerin Kira Linn

Mit ihrem „Linntett“ zeigt die Saxofonistin in Heppenheim, wie kreativ sie durch die Krise gekommen ist.

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ai/ü
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Die gebürtige Wiesbadenerin Kira Linn begann schon mit zehn Jahren Baritonsaxofon zu spielen und gründete später das Ensemble „Lintett“. © Thorsten Gutschalk

Heppenheim. Wenn Wut so verklingen könnte, wie es Kira Linn in ihrer Komposition „Rage“ ausdrückt, wären die Probleme der Welt leichter zu lösen. Die Baritonsaxofonistin, Sängerin und Komponistin trat mit den fünf Musikern ihrer Formation „Linntett“ im Heppenheimer Forum Kultur in der Reihe „Jazz im Marstall“ auf. Dort war sie 2019 schon einmal zu Gast gewesen, damals mit Stücken aus ihrem Debütalbum. Zwischen „Nature“ und dem dritten Album „Illusion“ liegen zwei Jahre Corona, die Kira Linn für eine kreative Zwangspause genutzt hat.

Elf Eigenkompositionen waren im Marstall zu hören. In ihrem Sprechgesang „Zoom“ spielt Linn auf die Veränderungen an, die während der Pandemie zu neuen Formen von Begegnung und Kommunikation geführt haben. Wenn aus Beziehungen „Relations“ werden, wenn die Welt durch „Windows“ betrachtet wird, geht das verloren, was nur von Angesicht zu Angesicht gefühlt werden kann, so ihre Botschaft.

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Kira Linn sagte nach dem Konzert selbst, dass sie sich die Pandemie auf keinen Fall zurückwünsche, dass Corona andererseits eine neue Sichtweise mit sich gebracht habe. Zu den Ergebnissen ihrer Corona-Phase gehören Stücke wie „Under Water“ und „Slow Motion“. Mit diesem Stück fantasiert sie musikalisch, wie eine Stadt aus der Vogelperspektive wirken würde, wenn sich das Leben in Zeitlupe abspielen würde.

Kira Linn ordnet ihren Jazz selbst als eine Mischung aus Pop, Indie, Rhythm and Blues und Neo-Soul ein. Obwohl sie als Bandleaderin die Richtung vorgibt, stellt sie sich nicht in den Mittelpunkt. Der Schweizer Nino Wenger (Altsaxofon, Querflöte), Christopher Kunz (Tenor- und Sopransaxofon), Lukas Großmann (Piano, Synthesizer) und der Niederländer Freek Mulder (E-Bass) bilden mit Kira Linn eine Jazzformation, in der jeder als Solist brillieren kann.

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Wunderbare Arrangements ermöglichen das. Kira Linn wurde in Wiesbaden geboren. Während der Schulzeit sammelte sie Erfahrungen in der Schulband der Immanuel-Kant-Schule in Rüsselsheim. Im hessischen Landesjugendjazzorchester spielte sie zur selben Zeit wie der Heppenheimer Saxofonist Christian Seeger. Er war im Marstall unter den Zuhörern.

Kira Linn spielte als Solistin mit Formationen wie dem Bundesjazzorchester, der HR Big Band und dem Swiss Jazz Orchestra. Sie studierte an der Hochschule für Musik in Nürnberg und am Jazzcampus in Basel. In Nürnberg hat sie ihre Mitspieler kennengelernt.

Das Linntett-Ensemble gründete sie 2016 im Alter von 23 Jahren. Das Sextett besteht aus Musikern, die alle nach 1990 geboren sind. Umso erstaunlicher ist es, mit welcher Erfahrung sie ihre Instrumente beherrschen und wie das Zusammenspiel funktioniert. Der Auftritt im Marstall war einer von 40, bei denen das Quintett zusammenspielte. Am Tag vor dem Gastspiel in Heppenheim trat es im Münchner Jazzclub Unterfahrt auf. Von Heppenheim ging es weiter nach Dresden in den Jazzclub „Tonne“. ai/ü

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