Angebot

Kinder hörten Märchen aus aller Welt

Beim Kinderfest gab es ein buntes Unterhaltungsprogramm für die Kleinsten / Über die deutsche und die europäische Kultur

Von 
pam/ü
Lesedauer: 
Die Märchenmuhme Hannah Ehleben erzählte im Saalbaukino eine Geschichte. © Dagmar Jährling

Heppenheim. Unbeschwert Kind sein dürfen: Spielen, toben, lachen. Was doch eigentlich selbstverständlich sein sollte, ist an vielen Orten aufgrund von Krieg, Hunger oder Armut nicht möglich. Bei der Flüchtlingshilfe Heppenheim ist man dafür sensibilisiert, weiß ob der vielen Familienschicksale Ankommender in der Kreisstadt Bescheid. Das Kinderfest war daher mehr als einfach nur ein buntes Unterhaltungsprogramm. Es sollte die Kleinsten in den Fokus rücken, und sie sollten sich komplett ausleben dürfen. Das war Lydia Kolonko vom Vorstand der Flüchtlingshilfe ganz besonders wichtig. Sandra Döbert und ihr Team vom Bereich Kultur und Begegnung der Stadtverwaltung Heppenheim hatten die Planung und Organisation komplett an den offenen Arbeitskreis abgegeben, der seit Anfang 2015 die Hilfe für Zufluchtssuchende – unabhängig ihres Aufenthaltsstatus – in Heppenheim gestaltet, koordiniert und ergänzt.

„Als eingetragener Verein arbeiten wir politisch und konfessionell unabhängig“, sagt Kolonko. Und in diesem Fall sei es auch gar nicht schwierig gewesen, Mitstreiter für die Ausgestaltung des Programms zu finden. Hannah Annette Ehleben aus Ladenburg war beispielsweise gerne mit dabei. Als Märchenmuhme entführte sie die Kinder mit ihren Geschichten an magische Orte und tief in den Märchenwald. Musikalisch wurde sie dabei von ihrem Klangkauz Manu an Posaune und mit Gitarre unterstützt. Ihre fantasie- und liebevolle, lustige Art war mitreißend und ansteckend. Schnell hatte sie Kinder, aber auch Eltern gleichermaßen in den Bann gezogen. Die Menschen den Alltag mal vergessen und sie das Leben nur im Hier und Jetzt genießen zu lassen, darf dabei als Gabe nicht unterschätzt werden. Es erinnerte die Kinder an ihre Urinstinkte. Denn eigentlich kann sich der Nachwuchs für alles begeistern und mit voller Hingabe genießen. Wenn die Parameter und Rahmenbedingungen stimmen. Wenn Kinder aber schon früh mit Leid und Gedankenlast überhäuft werden, dann wiegt auch ihre Seele schwer. Sie galt es zu befreien und auf dem klangvollen bunten Zauberteppich aus Märchen, Geschichten, Liedern und Gedichten davon zu schweben. „Wichtig ist uns in diesem Zusammenhang aber auch, den Kindern die deutsche oder europäische Kultur näherzubringen. Zauberei und Märchen, das ist nicht überall bekannt. Beides sollte Hemmschwellen senken und die deutschen Familien mit den Familien mit Migrationshintergrund zusammenbringen“, erklärt Kolonko.

Begegnung und Austausch zu fördern, das sind Hauptziele der Flüchtlingshilfe. Einen großen Anteil daran hatte nun auch Mister Kunterbunt aus Laudenbach, der mit seinem Mitmachzirkus zur Jonglage und dem ein oder anderen Balanceakt ermutigte. Kunterbunt, im wahren Leben Jörg Emig, hatte aber auch ein paar Zaubertricks mitgebracht, mit denen er die Augen der Kinder strahlen ließ.

Als der Mann mit der roten Propeller-Mütze, knotete er Luftballons zu Tieren und Gegenständen und spielte auch auf der Gitarre. Finanziell getragen wurde die Veranstaltung von der Flüchtlingshilfe selbst und durch die Unterstützung des Lions Clubs, sagt Lydia Kolonko. Der Klub hatte beispielsweise auch Eis gestiftet. Die Akteure des TV Sonderbach waren nicht wie angekündigt mit ihrer Rope-Skipping-Einheit, also der Seilspringgruppe gekommen, sondern ermutigten zum Tanzen. Hier mussten die Übungsleiter erst einmal Vertrauen zu den Kindern aufbauen.

Das Eis wollte nicht so schnell brechen. Aber mit einer Engelsgeduld und viel Einfühlungsvermögen war es ihnen dann doch gelungen. Daneben war das Team von Steffis Hits4Kids aus Bensheim gekommen und hatte sich bereit erklärt, die Kinder zu schminken. Das waren Stefanie Erber und andere engagierte Frauen, die auch Glitzertattoos machten und so den ganzen Tag voll beschäftigt waren. Ein Angebot, das rege genutzt wurde und viele tolle Fabelwesen mit Glitzer und bunten Strichen durch den Hof toben ließ. Kolonko zieht eine positive Bilanz. „Natürlich könnten es immer mehr Besucher sein, aber prinzipiell sind wir sehr zufrieden.“

Die Veranstaltung sei recht schwer zu kalkulieren gewesen, da aber das Wetter mitspielte, waren mehr Menschen als erwartet zum Saalbaukino gekommen. Viele eritreische, somalische und äthiopische Familien waren gekommen. Auch viele Deutsche waren da. „Rund 200 Kinder“, so schätzt Kolonko, die über 2000 Flyer in Kitas, Unterkünften und Einrichtungen als Einladungen verteilt hatte. Am Abend gab es dann im Lichtspielhaus noch Programm. Auch darum hatten sich die Vertreter der Flüchtlingshilfe gekümmert. Anna Cammilleri war hier im Lead. Sandshow Künstlerin Daria Tym und ihre Freunde unterhielten unter der Überschrift „Art for freedom“ also Kunst für den Frieden. Und auch dieses Konzept ging auf. pam/ü

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger

Thema : Festspiele Heppenheim

  • Bergstraße Festspiel-Start in Heppenheim und Worms

    Im Kurmainzer Amtshof der Bergsträßer Kreisstadt läuft die erste Saison unter neuer Leitung, am Wormser Dom ist ein gänzlich neues Stück zu sehen.

    Mehr erfahren
  • Heppenheim Weicher sitzen und besser sehen bei den Heppenheimer Festspielen

    Fliegender Wechsel im Amtshof. Noch hängt die Fahne des am Sonntag beendeten Weinmarkts über der großen Bühne, da sind schon die Veranstaltungs- und Lichttechniker für das nächste große Ereignis am Werk. Die gemeinnützige „Theaterlust“-GmbH übernimmt die Regie mit ersten Vorbereitungen für das Bühnenbild, das ab diesem Mittwoch aufgebaut wird. In wenigen Tagen beginnen die Heppenheimer Festspiele: Die Premiere von Carl Zuckmayers „Der fröhliche Weinberg“ markiert am 15. Juli nach zweijähriger Corona-Pause den Neubeginn des traditionsreichen, 1974 von Hans Richter begründeten Freiluft-Theaters. {element} Die Schauspielerin und Regisseurin Iris Stromberger hat die Intendanz übernommen, jetzt steht sie zum ersten Mal auf der Bühne, die bis Ende August der Mittelpunkt ihres Theaterlebens sein wird. Ihr Mann Ingo Schöpp-Stromberger, Geschäftsführer und Bühnenbildner der Festspiele, schaut unterdessen auf dem Pflaster nach den Markierungen fürs Podest im hinteren Teil des Hofes. Weil das Gelände abfällt, werden die Sitzplätze erhöht, damit die gute Sicht gewährleistet ist. Neues Mobiliar und neue Polster {furtherread} Und auch in die Bequemlichkeit für die Gäste wird einiges investiert. Die Stadt hat neues Mobiliar angeschafft, vierzig Tische, achtzig Bänke, zusätzlich Stühle, allesamt ausgestattet mit Rückenlehnen. Denn der Festspielbesuch konnte früher zur Strapaze werden, altgediente Theaterfreunde erinnern sich an die harten Biertisch-Garnituren. Auch Andrea Helm, Stiftungsmanagerin der Sparkassenstiftung Starkenburg, hat solche Abende erlebt, „es war doch immer eine Herausforderung“, seufzt sie. Umso erfreuter stellte sie eine Anschaffung vor, die am Dienstag der Stadt von der Stiftung als Dauerleihgabe übergeben wurde: Polster für Bänke und Stühle, maßgeschneidert für das Amtshof-Mobiliar, abwaschbar, wetterfest und mit praktischen Klettbändern zu befestigen. Bei der Auswahl der grauen Farbe hat die Intendantin ein Wörtchen mitgeredet, sieht ja auch sehr schick aus zum Weiß der Bänke, und Iris Stromberger verspricht Tischdecken und Blumen-Deko. Sie will die Menschen aus ihren bequemen Fernsehsesseln wieder ins Live-Theater locken, und dann sollen sie es auch schön haben. „Die Festspiele bekommen einen anderen Charakter“, sagt Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU), und er meint nicht nur den Anblick im Theaterhof, sondern auch die enge und offenkundig sehr gute Zusammenarbeit der Betreibergesellschaft mit der Stadt. Dass die Zuschauer in diesem Sommer unter freiem Himmel sitzen, sei angesichts wieder steigender Corona-Zahlen eine gute Sache. Für die kommenden Jahre, ergänzt Schöpp-Stromberger, solle es aber wieder einen Regenschutz geben. Premiere fast ausverkauft Neben den Polstern, die von der Stadt auch für andere Veranstaltungen genutzt werden können, spendet die Stiftung den Festspielen 20 000 Euro. „Gelebte Kulturförderung“, die sowohl bei der Sparkasse als auch bei deren Stiftung selbstverständlich sei, sagt Helm. Allmählich zieht auch der Vorverkauf an, für die erste Premiere gibt es nur noch vereinzelt Karten, an allen Abenden lohnt es, an der Abendkasse nachzufragen. In den kommenden Tagen wird der Hof sein Gesicht verändern. An der Seite wird sich die Herrmann Gastro Gruppe aus Lampertheim einrichten, die außer Wein der Bergsträßer Winzer eG und Odenwaldquelle-Wasser auch kleine Speisen anbietet. Nicht nur der weiche Sitz, auch die Bewirtung markiert die Abkehr vom sehr rustikalen Charme, der dieses Festival früher auszeichnete. Dann geht es Schlag auf Schlag, die Endproben zum „Fröhlichen Weinberg“ sind schon auf der Amtshof-Bühne angesetzt, und nach dem ersten Wochenende muss rasch umgeräumt werden, damit die bereits fertig einstudierte zweite Produktion „Cash!“ am 22. Juli folgen kann. Die Wartezeit darauf verkürzt von 19. bis 21. Juli an drei Abenden der Schauspieler Walter Renneisen – mit zwei Programmen seines Dauerbrenners „Deutschland, deine Hessen“, dazwischen moderiert er mit eigenen Erinnerungen den Abend „Als der Jazz in Deutschland laufen lernte“, zu dem Sigi’s Jazz Men musizieren. Dann wird im Wochenturnus zwischen rheinhessischem Volksstück und britischer Farce gewechselt. In beiden Komödien hat Iris Stromberger als Regisseurin ihren Ensembles nicht nur Präzision, sondern auch Tempo verordnet. Den „Weinberg“ will sie in rekordverdächtigen neunzig Minuten plus Pause auf die Bühne bringen. Die Regisseurin verspricht: „Wir sind flott unterwegs.“ job/ü

    Mehr erfahren
  • Bergstraße Die Proben von „Cash“ machen Lust auf die Festspiel-Premiere im Amtshof

    In rund sechs Wochen – am 15. Juli zunächst mit Zuckmayers „fröhlichem Weinberg“ und ab 22. Juli mit „Cash“ – hebt sich nach zwei Jahren Corona-Pause wieder der Vorhang in Heppenheim.

    Mehr erfahren

Thema : Bürgermeisterwahl Heppenheim