Unterkunft

Die Jugendherberge auf der Starkenburg kommt gut an

Nach der langen Pandemie-Pause freut man sich auf der Heppenheimer Burg wieder über steigende Übernachtungszahlen.

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les/ü
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Der Speisesaal mit Ritterfoto. © Dagmar Jährling

Heppenheim. Mittlerweile ist Johanna Lohstöter auf der Starkenburg angekommen. Seit Anfang des Jahres leitet sie die Jugendherberge, die im Heppenheimer Wahrzeichen untergebracht ist.

Für den beruflichen Neustart in Heppenheim hat sich Lohstöter einen guten Zeitpunkt ausgesucht: Lange blieb es wegen der Corona-Pandemie still in den altehrwürdigen Mauern – davon ist nun nichts mehr zu spüren: Mittlerweile flitzt wieder eine Vielzahl an Schülern lärmend über die Korridore. „Langweilig wird es hier oben definitiv nicht“, sagt Lohstöter und lacht.

Johanna Lohstöter im neuen Eingangsbereich, wo der Empfang die Treppen hinunter wanderte und oben jetzt eine Lounge eingerichtet wurde. © Dagmar Jährling

Nach der langen, pandemiebedingten Auszeit ist die Jugendherberge nun wieder gut ausgelastet, wie die Herbergsleiterin berichtet: „Im Jahr 2023 verzeichnen wir bis jetzt rund 22 000 Übernachtungen.“ Das hängt sicherlich auch mit der Modernisierung der Jugendherberge zusammen: Heller, offener und einladender sind die Räume seit der Umgestaltung im Jahr 2019 geworden.

Die Rezeption und das Foyer wurden neu gestaltet, zudem gehört die düstere, holzverkleidete Decke im Speisesaal der Vergangenheit an. Gleichzeitig besinnt sich die Einrichtung auf die mittelalterliche Vergangenheit zurück: Von der Fototapete im Speisesaal lächeln Ritter, in der Ecke steht eine Rüstung und zwischen dem weißen Putz blitzen Teile der Burgmauern hervor.

„So spürt man das Flair der Burg auch in den Innenräumen“, sagt Lohstöter. Auch hinter den Wänden hat sich einiges getan, im Zuge der Sanierung hat die Jugendherberge eine neue Brandmeldeanlage und eine EDV-Ausstattung bekommen, sogar Glasfaser gibt es hoch oben über der Kreisstadt.

Steigt man hinab ins Verlies, flitzen kleine Prinzessinnen und Ritter durch die Flure, im Tagungsraum im Untergeschoss finden gerade Ritterspiele statt.

Die Jugendherberge versteht sich als „außerschulischer Lehrort“, wie Lohstöter erläutert: „Bei uns kann man mithilfe von Erlebnispädagogen in die Welt des Mittelalters eintauchen.“ Schulklassen aus Hessen, Baden-Württemberg, Bayern und Rheinland-Pfalz sind regelmäßig in der Starkenburg zu Gast.

Insgesamt 139 Betten verteilt auf 24 Zimmer bietet die Jugendherberge an, ein Großteil davon und der dazugehörigen Sanitäranlagen sind bereits saniert und modernisiert. Lediglich vier Zimmer im Bergfried warten noch auf eine Renovierung. Die ehemalige Wohnung der Herbergsleitung ist den Sanierungsmaßnahmen zum Opfer gefallen, sie musste einem Tagungsraum weichen. Laut Lohstöter ist es ohnehin ein auslaufendes Modell, dass die Herbergsleitung im gleichen Gebäude wohnt und arbeitet.

„Ein gesunder Abstand ist auch für die Work-Life-Balance nicht verkehrt“, sagt Lohstöter. Sie lebt in Bensheim, nah genug also, um im Notfall schnell vor Ort sein zu können.

An ihrem Beruf mag Lohstöter besonders die Abwechslung. „Einen richtigen Alltag gibt es bei uns eigentlich nicht“, sagt sie, jeder Tag verläuft wegen der ständig wechselnden Gästeschar anders. Auch den Kontakt mit den jungen und älteren Gästen schätzt die Herbergsleiterin sehr.

„Und wenn wir von unseren Gästen positive Rückmeldungen bekommen, ist das total bereichernd.“ Lob gab es zuletzt nicht nur für die moderne Ausstattung, sondern auch für die im September frisch installierten Sitzmöglichkeiten im Innenhof.

„Die neue Liegebank wurde gerade bei gutem Wetter sehr gut angenommen“, erzählt Lohstöter. An der Rezeption, die gleichzeitig als Kiosk fungiert, können die Gäste sich mit Getränken und kleinen Snacks ausstatten.

„So kann man hier auch gemütlich sitzen und etwas trinken, auch wenn die Burgschänke geschlossen hat“, findet Lohstöter.

Die größeren Sanierungsarbeiten laufen über den Landesverband Hessen des Deutschen Jugendherbergswerkes, kleinere Arbeiten wie die Neuinstallation der Sitzmöglichkeiten stemmt das Personal vor Ort selbst. Aktuell schiebt der Verband einen Sanierungsstau vor sich her, künftig soll mehr Geld in die hessischen Jugendherbergen fließen. Moderner und attraktiver sollen sie werden – und das nicht nur für Schulklassen.

In der Starkenburg will man neben den Schülern auch Tagesausflügler, Tagungsgäste und junge Familien anziehen.

Schaffen will Lohstöter das unter anderem durch verschiedene Angebote für Familien, wie etwa Plätzchen backen oder das große Silvesterspektakel, das neben einer Rittervorführung auch ein Silvesterbuffet und einen Neujahrsbrunch umfasst.

„So kann die Jugendherberge eine echte Alternative zum klassischen Familienhotel werden“, findet Lohstöter. les/ü

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