Fastnacht

In Wald-Erlenbach abgetaucht in die Unterwasserwelt

Bei der Saalfastnacht der Feuerwehr haben Walrösser, Doktorfisch Dori und Sponge Bob tragende Rollen inne.

Von 
rid/ü
Lesedauer: 
Walrösser zum Hochwasserschutz bildet neuerdings die Wald-Erlenbacher Feuerwehr aus. © Astrid Wagner

Wald-Erlenbach. Abgetaucht sind die Wald-Erlenbacher Narren am Samstagabend bei der großen Saalfastnacht der Feuerwehr. Und das nicht in die Niederungen des Humors, sondern vielmehr tief unter die Meeresoberfläche. Denn die Unterwasserwelt des Stadtteils war das Motto des zwerchfellerschütternden Abends. Großartig: Fast alle Besucher der nahezu ausverkauften Veranstaltung im Dorfgemeinschaftshaus hatten sich mottogerecht verkleidet. Und so waberten Quallen an einem vorbei, Kraken steckten ihre Arme aus, man sah selbst gebastelte Korallenhüte, fantasievolle Fische und Meerjungfrauen gaben sich ein Stelldichein und sogar ein Eisbär samt (Stoff-)Nachwuchs auf dem Rücken ward gesehen. Natürlich passte auch die fantastische Deko.

Es begann wie immer mit dem traditionellen Einspielfilm, der für erste Lachsalven im Saal sorgte. Die üblichen Verdächtigen hatten sich einmal mehr ins Zeug gelegt und filmisch begleitet, wie Doktorfisch Dori ein versprengtes Häufchen Meeresbewohner um sich scharte. „Einfach schwimmen, einfach schwimmen, “ blubberte die etwas unterbelichtete Dori wie ein Mantra vor sich hin. Köstlich, wie Sponge Bob durch den Ablauf der Badewanne ins Meer gespült wird oder der befreite Hummer, Schildkröte Watzel oder der eingebildete Neptun: „Oh Mann, seh ich gut aus.“ Alle gemeinsam stiegen sie am Ende in den gläsernen Fahrstuhl des Dorfgemeinschaftshauses, um dann leibhaftig als Elferrat auf die Bühne gespült zu werden.

Die Schildkröte – alias Sitzungspräsident Bastian „Watzl“ Wolf – bat traditionell als ersten Protokoller Werner Tramper in die Bütt, der humorig auf die Missgeschicke der Dorfbewohner zurückblickte. Und so erfuhr man, dass Watzl Wolf statt des Handys die Fernbedienung mit zur Feuerwehrübung genommen hat, dass eine andere Familie versehentlich einem Schurken beim Weihnachtsbaumklau geholfen hat oder wie Tremper selbst versucht hat, das ins WC gefallene Handy im Backofen zu trocknen: „Es war trocken, aber krumm wie e Banan’.“

Köstlich wurde es, als sich Besuch des Baywatch-Teams ankündigte: Annette Jakob alias David Die-Hasel-nuff und Kerstin Röhrig alias Pamela Die-Hasel-nunner taten von ihren Aussichtssitzen als Bademeister Dienst am neuen Wald-Erlenbacher Pfalzbach-Strand. Über allem prangte die Fahne der WLRG, der Wald-Erlenbacher Lebensrettungsgesellschaft. Auf einem Schild stand: „W/M/O“. Wofür das steht? Ist doch klar: Für „weiblich, männlich, onnerschd“. Pamela verwirrte David mit ihrer buchstäblich aufgepusteten Oberweite: „Weck nicht das Tier in mir“, warnte der. „Ich hab keine Angst vor Eseln“, so die Replik. Natürlich durfte auch ein Seitenhieb auf die Nachbarortler nicht fehlen: „Wenn Kerschhaiser im Wasser sin, des is net schlimm. Die kenne schwimme, weil die hohl sin.“

Mit Leonie Fetsch, Mia und Anja Kilian sowie Mia Kratzmeier begeisterten vier junge Wald-Erlenbacherinnen mit einem Tanz samt akrobatischen Einlagen. Und dann gab’s, wie es auf einem echten Kreuzfahrtschiff hoch droben über der Unterwasserwelt so üblich ist, tatsächlich zwei Runden Bingo mit Johannes Zimmer. Beim Männerballett blieb kaum ein Auge trocken. Ausgerechnet Robben – von der Kostümierung eher Walrössern ähnelnd – sollte die Feuerwehr des Stadtteils für den Hochwasserschutz anlernen. Herrlich der Tanz der ebenso niedlichen wie kräftigen Tierchen. Aus Lampertheim war Andreas Kirsch zu Gast, der schon den ein oder anderen Erfolg bei Comedyfestivals feiern durfte.

Sehr unterhaltsam wieder einmal die Backstoh Boys, die mit „Jetzt hewwe mer mal werrer was zum Lache, endlich is die Fastnacht werrer do“, landete das Quartett gleich einen Mitsinghit. Große Anforderungen an die Lachmuskeln stellte auch der „Kriminaltango“, den Werner Tremper und Marianne Katzenmaier mitreißend tanzten. Pech hatten die Turnerfrauen, die statt auf dem Traumschiff auf Heins Unterwasserboot landeten.

Gemeinsam tauchten sie ab, schnorchelten tanzend in abenteuerlichen Kostümen durchs Meer, trafen dort Meerjungfrauen und Haie. Schließlich gab’s ein Happy End samt Wunderkerzen und Häppchen. Mit Fabian Jordan und Yannick Lulay kalauerten sich zwei Erbächer als Polizisten verkleidet unzitierbar durch die Bütt’.

Das Millennium-Ballett begeisterte mit einem tollen Tanz zu heißen Rhythmen. „Wenn der Clownfisch krank ist, muss er zum Heilbutt geh’n, damit er gesund wird“, riet Georg Schneider, Mitlechterner Sitzungspräsident, der als Angler den Damen zu „Hai Heels“ riet. Den fulminanten Schlusspunkt setzte das bauchfreie Jung-Männerballett, bevor der ganze Saal als Polonaise durch das Dorfgemeinschaftshaus tanzte und noch bis zum frühen Morgen in der Atlantisbar ausgelassen feierte. rid/ü

Newsletter "Guten Morgen Bergstraße"

Die Mitwirkenden

  • Elferrat: Bastian „Watzl“ Wolf (Präsident), Michelle Müller, Jana Katzenmaier, Marie Müller, Sebastian Schaab, Lukas Schardt, Sara Johnsdorf, Laura Fetsc
  • Backstoh Boys: Werner Tremper, Tim Strahl, Sebastian Steinmetz, Heiko Elsner
  • Turnerfrauen: Birgit Driemer, Katharina Schardt, Annette Jakob, Rosi Schneider, Andrea Müller, Ruth Perkowski, Marianne Katzenmaier, Donata Bitsch, Johanna Spilger, Ingrid Guthier, Gabi Fetsch, Heike Arnold
  • Millennium-Ballett: Celine Fuhr, Laura Maiolo, Christiane Renner, Anna Göttmann, Luisa Schmitt, Isabell Driemer
  • Männerballett 1: Thomas Müller, Michael Jakob, Josef Guthier, Michael Kessler, Torsten Spilger, Jochen Bitsch, Tobias Helfert
  • Männerballett 2: Christoph Schneider, Fabian Jordan, Sebastian Burk, Lukas Fehr, Simon Fetsch, Yannick Schardt, Philipp Bitsch. rid/ü

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger

Thema : Festspiele Heppenheim

  • Bergstraße Festspiel-Start in Heppenheim und Worms

    Im Kurmainzer Amtshof der Bergsträßer Kreisstadt läuft die erste Saison unter neuer Leitung, am Wormser Dom ist ein gänzlich neues Stück zu sehen.

    Mehr erfahren
  • Heppenheim Weicher sitzen und besser sehen bei den Heppenheimer Festspielen

    Fliegender Wechsel im Amtshof. Noch hängt die Fahne des am Sonntag beendeten Weinmarkts über der großen Bühne, da sind schon die Veranstaltungs- und Lichttechniker für das nächste große Ereignis am Werk. Die gemeinnützige „Theaterlust“-GmbH übernimmt die Regie mit ersten Vorbereitungen für das Bühnenbild, das ab diesem Mittwoch aufgebaut wird. In wenigen Tagen beginnen die Heppenheimer Festspiele: Die Premiere von Carl Zuckmayers „Der fröhliche Weinberg“ markiert am 15. Juli nach zweijähriger Corona-Pause den Neubeginn des traditionsreichen, 1974 von Hans Richter begründeten Freiluft-Theaters. {element} Die Schauspielerin und Regisseurin Iris Stromberger hat die Intendanz übernommen, jetzt steht sie zum ersten Mal auf der Bühne, die bis Ende August der Mittelpunkt ihres Theaterlebens sein wird. Ihr Mann Ingo Schöpp-Stromberger, Geschäftsführer und Bühnenbildner der Festspiele, schaut unterdessen auf dem Pflaster nach den Markierungen fürs Podest im hinteren Teil des Hofes. Weil das Gelände abfällt, werden die Sitzplätze erhöht, damit die gute Sicht gewährleistet ist. Neues Mobiliar und neue Polster {furtherread} Und auch in die Bequemlichkeit für die Gäste wird einiges investiert. Die Stadt hat neues Mobiliar angeschafft, vierzig Tische, achtzig Bänke, zusätzlich Stühle, allesamt ausgestattet mit Rückenlehnen. Denn der Festspielbesuch konnte früher zur Strapaze werden, altgediente Theaterfreunde erinnern sich an die harten Biertisch-Garnituren. Auch Andrea Helm, Stiftungsmanagerin der Sparkassenstiftung Starkenburg, hat solche Abende erlebt, „es war doch immer eine Herausforderung“, seufzt sie. Umso erfreuter stellte sie eine Anschaffung vor, die am Dienstag der Stadt von der Stiftung als Dauerleihgabe übergeben wurde: Polster für Bänke und Stühle, maßgeschneidert für das Amtshof-Mobiliar, abwaschbar, wetterfest und mit praktischen Klettbändern zu befestigen. Bei der Auswahl der grauen Farbe hat die Intendantin ein Wörtchen mitgeredet, sieht ja auch sehr schick aus zum Weiß der Bänke, und Iris Stromberger verspricht Tischdecken und Blumen-Deko. Sie will die Menschen aus ihren bequemen Fernsehsesseln wieder ins Live-Theater locken, und dann sollen sie es auch schön haben. „Die Festspiele bekommen einen anderen Charakter“, sagt Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU), und er meint nicht nur den Anblick im Theaterhof, sondern auch die enge und offenkundig sehr gute Zusammenarbeit der Betreibergesellschaft mit der Stadt. Dass die Zuschauer in diesem Sommer unter freiem Himmel sitzen, sei angesichts wieder steigender Corona-Zahlen eine gute Sache. Für die kommenden Jahre, ergänzt Schöpp-Stromberger, solle es aber wieder einen Regenschutz geben. Premiere fast ausverkauft Neben den Polstern, die von der Stadt auch für andere Veranstaltungen genutzt werden können, spendet die Stiftung den Festspielen 20 000 Euro. „Gelebte Kulturförderung“, die sowohl bei der Sparkasse als auch bei deren Stiftung selbstverständlich sei, sagt Helm. Allmählich zieht auch der Vorverkauf an, für die erste Premiere gibt es nur noch vereinzelt Karten, an allen Abenden lohnt es, an der Abendkasse nachzufragen. In den kommenden Tagen wird der Hof sein Gesicht verändern. An der Seite wird sich die Herrmann Gastro Gruppe aus Lampertheim einrichten, die außer Wein der Bergsträßer Winzer eG und Odenwaldquelle-Wasser auch kleine Speisen anbietet. Nicht nur der weiche Sitz, auch die Bewirtung markiert die Abkehr vom sehr rustikalen Charme, der dieses Festival früher auszeichnete. Dann geht es Schlag auf Schlag, die Endproben zum „Fröhlichen Weinberg“ sind schon auf der Amtshof-Bühne angesetzt, und nach dem ersten Wochenende muss rasch umgeräumt werden, damit die bereits fertig einstudierte zweite Produktion „Cash!“ am 22. Juli folgen kann. Die Wartezeit darauf verkürzt von 19. bis 21. Juli an drei Abenden der Schauspieler Walter Renneisen – mit zwei Programmen seines Dauerbrenners „Deutschland, deine Hessen“, dazwischen moderiert er mit eigenen Erinnerungen den Abend „Als der Jazz in Deutschland laufen lernte“, zu dem Sigi’s Jazz Men musizieren. Dann wird im Wochenturnus zwischen rheinhessischem Volksstück und britischer Farce gewechselt. In beiden Komödien hat Iris Stromberger als Regisseurin ihren Ensembles nicht nur Präzision, sondern auch Tempo verordnet. Den „Weinberg“ will sie in rekordverdächtigen neunzig Minuten plus Pause auf die Bühne bringen. Die Regisseurin verspricht: „Wir sind flott unterwegs.“ job/ü

    Mehr erfahren
  • Bergstraße Die Proben von „Cash“ machen Lust auf die Festspiel-Premiere im Amtshof

    In rund sechs Wochen – am 15. Juli zunächst mit Zuckmayers „fröhlichem Weinberg“ und ab 22. Juli mit „Cash“ – hebt sich nach zwei Jahren Corona-Pause wieder der Vorhang in Heppenheim.

    Mehr erfahren

Thema : Bürgermeisterwahl Heppenheim