Heppenheim. Sich amüsieren wollen viele. Sich mit politischen Themen auseinandersetzen aber nur wenige. Vielleicht auch ein Grund, weshalb das Saalbaukino am Samstagabend nicht sehr gut besucht war. Forum Kultur hatte HG. Butzko mit seinem aktuellen Polit-Kabarett-Programm „Ach ja“ in die Kreisstadt geholt.
Und der hatte viel Meinung. Zum Krieg in der Ukraine, zur Situation im Gazastreifen und in Israel sowie zu den Klimaklebern. Darf man über solche Themen überhaupt lachen? Butzko bezeichnete die Aktivisten als Klima-Clowns, die mit ordentlich Klima-Humor für Furore sorgten. Erst einmal beschäftigte sich Butzko mit dem Begriff Terrorist. „Sie haben abwaschbare Farbe auf die Hauswand gekippt. Keine Bombe gezündet.“ Außerdem amüsierte er sich darüber, dass die Aktivisten als Privatperson zum Urlauben nach Thailand geflogen waren. „In ihrer Freizeit also, nicht politisch motiviert.“ Und warum die Kleber sich beim Berlin-Marathon auf die Straße kleben mussten, bei der umweltfreundlichsten Art des Fortbewegens – dem zu Fuß gehen – das verstand er auch nicht. „Die sollten sich lieber bei der Formel 1 auf die Rennstrecke pappen. Also – während des Rennens.“ Die Klimakleber: ein vermeintliches Feindbild, das beim Polit-Kabarett hervorragend funktioniert. In Bezug auf den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bemerkte Butzko trocken an, dass dessen Umfragewerte vor dem Krieg sehr schlecht gewesen seien. „Ohne Krieg wäre der ja gar nicht mehr an der Macht.“ Zwei Stunden peitschte er durch die Themen der Tagesschau. Ein Rückblick auf die Regierenden und die Regierung musste da erlaubt sein. Scharping, Schröder und Merkel fanden Beachtung. „Kurz noch, bevor ich anfange“: Bis zum Schluss suggerierte der Künstler, offtopic zu plaudern. Als es richtig losgehen sollte, war es schon vorbei. Er manövrierte er sich an allen Fettnäpfchen vorbei. Furcht dürfe man trotz Corona und Ukraine-Krieg nicht haben. Generell ging es ihm um Differenzierung und die Achtung von Minderheitsmeinungen. Den wenigen Besuchern gefällt’s. Doch der Abend bestätigte ein sich seit Wochen bietendes Bild: Die Veranstaltungen von Forum Kultur dürften gerne wieder reger besucht werden. pam/ü
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