Heppenheim. Ohne Sanitätsdienste geht nichts, kann keine größere öffentliche Veranstaltung stattfinden – wie in Heppenheim aktuell der Bergsträßer Weinmarkt oder schon in wenigen Tagen die Gassensensationen. Auch wenn alle hoffen, dass die freiwilligen Helfer zwar parat stehen, aber nicht wirklich zum Einsatz kommen, also jemandem in gesundheitsgefährdender Lage helfen müssen.
Um auf solche Momente vorbereitet zu sein, absolvieren die Kräfte von Hilfsorganisationen wie Arbeiter-Samariter-Bund, Johanniter, Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), Malteser und Deutsches Rotes Kreuz (DRK) eine aufwendige Aus- und Fortbildung. Darüber hinaus braucht es jemanden, der die Bereitschaft, die aktive Einsatzabteilung koordiniert. Der Heppenheimer Ortsverein des DRK hat in diesem entscheidenden Segment zurzeit keine Leitung. Solange sich das nicht ändert, gibt es ein veritables Problem bei der Einsatzfähigkeit.
Die Stadt und der Verein Bergsträßer Weinmarkt brauchten für ebendiesen ad hoc eine andere Lösung – und fanden sie auch. Nachdem der DRK nicht wie gewohnt verfügbar gewesen sei, konnten die Verantwortlichen neben den federführenden Maltesern erstmals die DLRG gewinnen, erklärte Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU) im Sozialausschuss. Diesen leitet Johanna Wohlfart als Vorsitzende. Im Gremium gab es leichte Irritationen, auf Nachfrage sprach Wohlfart, die selbst beim DRK aktiv ist, von fehlender Führung und demzufolge nicht gegebener Einsatzfähigkeit.
„Auch beim diesjährigen Heppenheimer Weinmarkt sind wir wieder dabei“, war dann jedoch einem DRK-Post in den sozialen Medien zu entnehmen. Diese Zeitung erkundigte sich beim DRK nach der aktuellen Situation und der Perspektive. Wohlfart selbst antwortete für die aktive Bereitschaft, Ralf Hügli trug die Stellungnahme für den Vorstand mit. Diese ist positiv formuliert und bringt die weiter ausgeprägte Motivation zum Ausdruck, verdeutlicht aber auch den Ernst der Lage.
Expertise und Engagement nötig
„Die Bereitschaft (die aktive Einsatzabteilung) hat leider aktuell keine Bereitschaftsleitung mehr. Ohne Führung ist es uns nicht möglich, Sanitätsdienste zu organisieren.“ Das erklärt, warum diese beim Weinmarkt anders verantwortet und aufgeteilt sind. Besagter Facebook-Post lässt in viele strahlende Gesichter blicken und beschränkt sich nun auf den Zusammenhalt, Arm in Arm mit Feuerwehr (Heppenheim, Erbach) und Maltesern. Keine Selbstverständlichkeit, besteht doch eine, mancherorts verbissen ausgetragen, gewisse Konkurrenz zwischen den Hilfsorganisationen – in Ziel und Aufgabe vereint.
Es ist natürlich heute nicht mehr leicht, ausreichend Kräfte zu gewinnen oder zu halten. Das kennt beinahe jeder Verein. Die Bereitschaftleitung ist nochmal anspruchsvoller und erfordert, wie Wohlfart ausführt, „eine große Expertise, Ausbildung und viel Engagement“. Sprich, ein Ersatz lässt sich nicht aus dem Hut zaubern und war trotz aktiver Suche noch nicht zu gewinnen. Die bittere Konsequenz: „Daher haben wir schweren Herzens die Durchführung aller Sanitätsdienste in diesem Jahr abgegeben. Wir haben aber der Stadt und den Hilfsorganisationen von Anfang an angeboten, mit dem noch vorhandenen Personal zu unterstützen, sofern es Freiwillige in unseren Reihen gibt.“
So entstand eine bemerkenswerte Kooperation, derweil sich Heppenheims und Hambachs DRK erst vor Kurzem vereint hatten, was inzwischen offensichtlich trotzdem nicht mehr reicht. „Die Malteser haben dieses Angebot angenommen, und daher unterstützen unsere Helfer beim Dienst für Weinmarkt und Gassensensationen unter der Führung der Malteser. Die Zusammenarbeit“, das betont Wohlfart gern ausdrücklich, „funktioniert bis dato problemlos, und wir sind froh über die gute Kooperation.“ Das gilt für alle Beteiligten.
Nun, da schon Halbzeit ist beim Weinmarkt, viele Feiern zurückliegen, aber andere noch bevorstehen. Generell blieb das Treiben auf dem ordentlich besuchten Weinmarkt bislang ohne größere Zwischenfälle friedlich. Es begann mit einem umjubelten Feuerwerk am späten Freitag, das auch erst kurz vor knapp realisiert werden konnte. Organisatorisch und finanziell ermöglicht hat das der Verkehrs- und Heimatverein Heppenheim. Wiederum in enger Abstimmung mit der Feuerwehr, gelten doch in der Altstadt besondere Auflagen und Schutzbestimmungen.
All das zeigt, ohne Zusammenarbeit geht es nicht, und manchmal reicht selbst die nicht. Johanna Wohlfart: „Sollte sich in den Reihen der Aktiven keine neue Führung mehr finden, wird es leider künftig keine Bereitschaft mehr geben.“
Freilich ist damit nicht das Heppenheimer DRK als Ganzes Geschichte, leistet es doch über Aktive, Vorstand, Jugendrotkreuz, Wohlfahrts- und Sozialarbeit auch perspektivisch vieles Weitere. Unter anderem seien die Blutspende-Aktionen als Teil der Sozialarbeit nicht betroffen. mbl/ü
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