Erste Hilfe

Heppenheims DRK nur eingeschränkt einsatzfähig

Sanitätsdienste sind ohne Bereitschaftsleitung aus eigener Kraft nicht mehr leistbar / Beim Weinmarkt gibt es deshalb eine Kooperation mit den Maltesern und DLRG

Von 
mbl/ü
Lesedauer: 
Eine neue Nähe entfalten Heppenheims Malteser, die beim Weinmarkt mit der DLRG den Sanitätsdienst leiten. Ohne Führung in der eigenen Bereitschaft unterstützen die Aktiven des Deutschen Roten Kreuzes. © Marius Blume

Heppenheim. Ohne Sanitätsdienste geht nichts, kann keine größere öffentliche Veranstaltung stattfinden – wie in Heppenheim aktuell der Bergsträßer Weinmarkt oder schon in wenigen Tagen die Gassensensationen. Auch wenn alle hoffen, dass die freiwilligen Helfer zwar parat stehen, aber nicht wirklich zum Einsatz kommen, also jemandem in gesundheitsgefährdender Lage helfen müssen.

Um auf solche Momente vorbereitet zu sein, absolvieren die Kräfte von Hilfsorganisationen wie Arbeiter-Samariter-Bund, Johanniter, Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), Malteser und Deutsches Rotes Kreuz (DRK) eine aufwendige Aus- und Fortbildung. Darüber hinaus braucht es jemanden, der die Bereitschaft, die aktive Einsatzabteilung koordiniert. Der Heppenheimer Ortsverein des DRK hat in diesem entscheidenden Segment zurzeit keine Leitung. Solange sich das nicht ändert, gibt es ein veritables Problem bei der Einsatzfähigkeit.

Die Stadt und der Verein Bergsträßer Weinmarkt brauchten für ebendiesen ad hoc eine andere Lösung – und fanden sie auch. Nachdem der DRK nicht wie gewohnt verfügbar gewesen sei, konnten die Verantwortlichen neben den federführenden Maltesern erstmals die DLRG gewinnen, erklärte Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU) im Sozialausschuss. Diesen leitet Johanna Wohlfart als Vorsitzende. Im Gremium gab es leichte Irritationen, auf Nachfrage sprach Wohlfart, die selbst beim DRK aktiv ist, von fehlender Führung und demzufolge nicht gegebener Einsatzfähigkeit.

„Auch beim diesjährigen Heppenheimer Weinmarkt sind wir wieder dabei“, war dann jedoch einem DRK-Post in den sozialen Medien zu entnehmen. Diese Zeitung erkundigte sich beim DRK nach der aktuellen Situation und der Perspektive. Wohlfart selbst antwortete für die aktive Bereitschaft, Ralf Hügli trug die Stellungnahme für den Vorstand mit. Diese ist positiv formuliert und bringt die weiter ausgeprägte Motivation zum Ausdruck, verdeutlicht aber auch den Ernst der Lage.

Expertise und Engagement nötig

„Die Bereitschaft (die aktive Einsatzabteilung) hat leider aktuell keine Bereitschaftsleitung mehr. Ohne Führung ist es uns nicht möglich, Sanitätsdienste zu organisieren.“ Das erklärt, warum diese beim Weinmarkt anders verantwortet und aufgeteilt sind. Besagter Facebook-Post lässt in viele strahlende Gesichter blicken und beschränkt sich nun auf den Zusammenhalt, Arm in Arm mit Feuerwehr (Heppenheim, Erbach) und Maltesern. Keine Selbstverständlichkeit, besteht doch eine, mancherorts verbissen ausgetragen, gewisse Konkurrenz zwischen den Hilfsorganisationen – in Ziel und Aufgabe vereint.

Es ist natürlich heute nicht mehr leicht, ausreichend Kräfte zu gewinnen oder zu halten. Das kennt beinahe jeder Verein. Die Bereitschaftleitung ist nochmal anspruchsvoller und erfordert, wie Wohlfart ausführt, „eine große Expertise, Ausbildung und viel Engagement“. Sprich, ein Ersatz lässt sich nicht aus dem Hut zaubern und war trotz aktiver Suche noch nicht zu gewinnen. Die bittere Konsequenz: „Daher haben wir schweren Herzens die Durchführung aller Sanitätsdienste in diesem Jahr abgegeben. Wir haben aber der Stadt und den Hilfsorganisationen von Anfang an angeboten, mit dem noch vorhandenen Personal zu unterstützen, sofern es Freiwillige in unseren Reihen gibt.“

So entstand eine bemerkenswerte Kooperation, derweil sich Heppenheims und Hambachs DRK erst vor Kurzem vereint hatten, was inzwischen offensichtlich trotzdem nicht mehr reicht. „Die Malteser haben dieses Angebot angenommen, und daher unterstützen unsere Helfer beim Dienst für Weinmarkt und Gassensensationen unter der Führung der Malteser. Die Zusammenarbeit“, das betont Wohlfart gern ausdrücklich, „funktioniert bis dato problemlos, und wir sind froh über die gute Kooperation.“ Das gilt für alle Beteiligten.

Nun, da schon Halbzeit ist beim Weinmarkt, viele Feiern zurückliegen, aber andere noch bevorstehen. Generell blieb das Treiben auf dem ordentlich besuchten Weinmarkt bislang ohne größere Zwischenfälle friedlich. Es begann mit einem umjubelten Feuerwerk am späten Freitag, das auch erst kurz vor knapp realisiert werden konnte. Organisatorisch und finanziell ermöglicht hat das der Verkehrs- und Heimatverein Heppenheim. Wiederum in enger Abstimmung mit der Feuerwehr, gelten doch in der Altstadt besondere Auflagen und Schutzbestimmungen.

All das zeigt, ohne Zusammenarbeit geht es nicht, und manchmal reicht selbst die nicht. Johanna Wohlfart: „Sollte sich in den Reihen der Aktiven keine neue Führung mehr finden, wird es leider künftig keine Bereitschaft mehr geben.“

Freilich ist damit nicht das Heppenheimer DRK als Ganzes Geschichte, leistet es doch über Aktive, Vorstand, Jugendrotkreuz, Wohlfahrts- und Sozialarbeit auch perspektivisch vieles Weitere. Unter anderem seien die Blutspende-Aktionen als Teil der Sozialarbeit nicht betroffen. mbl/ü

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger

Thema : Festspiele Heppenheim

  • Bergstraße Festspiel-Start in Heppenheim und Worms

    Im Kurmainzer Amtshof der Bergsträßer Kreisstadt läuft die erste Saison unter neuer Leitung, am Wormser Dom ist ein gänzlich neues Stück zu sehen.

    Mehr erfahren
  • Heppenheim Weicher sitzen und besser sehen bei den Heppenheimer Festspielen

    Fliegender Wechsel im Amtshof. Noch hängt die Fahne des am Sonntag beendeten Weinmarkts über der großen Bühne, da sind schon die Veranstaltungs- und Lichttechniker für das nächste große Ereignis am Werk. Die gemeinnützige „Theaterlust“-GmbH übernimmt die Regie mit ersten Vorbereitungen für das Bühnenbild, das ab diesem Mittwoch aufgebaut wird. In wenigen Tagen beginnen die Heppenheimer Festspiele: Die Premiere von Carl Zuckmayers „Der fröhliche Weinberg“ markiert am 15. Juli nach zweijähriger Corona-Pause den Neubeginn des traditionsreichen, 1974 von Hans Richter begründeten Freiluft-Theaters. {element} Die Schauspielerin und Regisseurin Iris Stromberger hat die Intendanz übernommen, jetzt steht sie zum ersten Mal auf der Bühne, die bis Ende August der Mittelpunkt ihres Theaterlebens sein wird. Ihr Mann Ingo Schöpp-Stromberger, Geschäftsführer und Bühnenbildner der Festspiele, schaut unterdessen auf dem Pflaster nach den Markierungen fürs Podest im hinteren Teil des Hofes. Weil das Gelände abfällt, werden die Sitzplätze erhöht, damit die gute Sicht gewährleistet ist. Neues Mobiliar und neue Polster {furtherread} Und auch in die Bequemlichkeit für die Gäste wird einiges investiert. Die Stadt hat neues Mobiliar angeschafft, vierzig Tische, achtzig Bänke, zusätzlich Stühle, allesamt ausgestattet mit Rückenlehnen. Denn der Festspielbesuch konnte früher zur Strapaze werden, altgediente Theaterfreunde erinnern sich an die harten Biertisch-Garnituren. Auch Andrea Helm, Stiftungsmanagerin der Sparkassenstiftung Starkenburg, hat solche Abende erlebt, „es war doch immer eine Herausforderung“, seufzt sie. Umso erfreuter stellte sie eine Anschaffung vor, die am Dienstag der Stadt von der Stiftung als Dauerleihgabe übergeben wurde: Polster für Bänke und Stühle, maßgeschneidert für das Amtshof-Mobiliar, abwaschbar, wetterfest und mit praktischen Klettbändern zu befestigen. Bei der Auswahl der grauen Farbe hat die Intendantin ein Wörtchen mitgeredet, sieht ja auch sehr schick aus zum Weiß der Bänke, und Iris Stromberger verspricht Tischdecken und Blumen-Deko. Sie will die Menschen aus ihren bequemen Fernsehsesseln wieder ins Live-Theater locken, und dann sollen sie es auch schön haben. „Die Festspiele bekommen einen anderen Charakter“, sagt Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU), und er meint nicht nur den Anblick im Theaterhof, sondern auch die enge und offenkundig sehr gute Zusammenarbeit der Betreibergesellschaft mit der Stadt. Dass die Zuschauer in diesem Sommer unter freiem Himmel sitzen, sei angesichts wieder steigender Corona-Zahlen eine gute Sache. Für die kommenden Jahre, ergänzt Schöpp-Stromberger, solle es aber wieder einen Regenschutz geben. Premiere fast ausverkauft Neben den Polstern, die von der Stadt auch für andere Veranstaltungen genutzt werden können, spendet die Stiftung den Festspielen 20 000 Euro. „Gelebte Kulturförderung“, die sowohl bei der Sparkasse als auch bei deren Stiftung selbstverständlich sei, sagt Helm. Allmählich zieht auch der Vorverkauf an, für die erste Premiere gibt es nur noch vereinzelt Karten, an allen Abenden lohnt es, an der Abendkasse nachzufragen. In den kommenden Tagen wird der Hof sein Gesicht verändern. An der Seite wird sich die Herrmann Gastro Gruppe aus Lampertheim einrichten, die außer Wein der Bergsträßer Winzer eG und Odenwaldquelle-Wasser auch kleine Speisen anbietet. Nicht nur der weiche Sitz, auch die Bewirtung markiert die Abkehr vom sehr rustikalen Charme, der dieses Festival früher auszeichnete. Dann geht es Schlag auf Schlag, die Endproben zum „Fröhlichen Weinberg“ sind schon auf der Amtshof-Bühne angesetzt, und nach dem ersten Wochenende muss rasch umgeräumt werden, damit die bereits fertig einstudierte zweite Produktion „Cash!“ am 22. Juli folgen kann. Die Wartezeit darauf verkürzt von 19. bis 21. Juli an drei Abenden der Schauspieler Walter Renneisen – mit zwei Programmen seines Dauerbrenners „Deutschland, deine Hessen“, dazwischen moderiert er mit eigenen Erinnerungen den Abend „Als der Jazz in Deutschland laufen lernte“, zu dem Sigi’s Jazz Men musizieren. Dann wird im Wochenturnus zwischen rheinhessischem Volksstück und britischer Farce gewechselt. In beiden Komödien hat Iris Stromberger als Regisseurin ihren Ensembles nicht nur Präzision, sondern auch Tempo verordnet. Den „Weinberg“ will sie in rekordverdächtigen neunzig Minuten plus Pause auf die Bühne bringen. Die Regisseurin verspricht: „Wir sind flott unterwegs.“ job/ü

    Mehr erfahren
  • Bergstraße Die Proben von „Cash“ machen Lust auf die Festspiel-Premiere im Amtshof

    In rund sechs Wochen – am 15. Juli zunächst mit Zuckmayers „fröhlichem Weinberg“ und ab 22. Juli mit „Cash“ – hebt sich nach zwei Jahren Corona-Pause wieder der Vorhang in Heppenheim.

    Mehr erfahren

Thema : Bürgermeisterwahl Heppenheim