Heppenheim. So, wie es aussieht, wird Heppenheim im nächsten Jahr um eine weitere Institution ärmer. Auf Nachfrage hat die Postbank bestätigt, dass die Filiale Ernst-Schneider-Straße im Laufe des kommenden Jahres geschlossen werden soll.
„Um einen reibungslosen Übergang sicherzustellen“ allerdings erst dann, so Mediensprecher Hartmut Schlegel, wenn die Deutsche Post, die hier Untermieter ist, einen Partner in der näheren Umgebung gefunden hat, der eine entsprechende Filiale betreiben will.
Ein verlässlicher Anlaufpunkt
Das Schicksal der Filiale war auch Thema in der vergangenen Sitzung des Stadtparlaments vor der Sommerpause. Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU) hatte nach einer Anfrage der Tierschutzpartei allerdings zugeben müssen, dass der Einfluss der Stadt sich in diesem Fall in engen Grenzen hält.
Vor allem für ältere Heppenheimer dürfte die Nachricht jedenfalls mit einem kleinen Schock verbunden sein. Denn auch wenn sich in den vergangenen Jahren gerade in Sachen Post vieles geändert hat – zum früheren Staatsunternehmen gesellten sich immer mehr private Anbieter, die ähnliche Dienste im Angebot haben –, gab es in der Ernst-Schneider-Straße doch seit inzwischen 132 Jahren einen verlässlichen Anlaufpunkt für alles und alle, wenn es um Briefe, Päckchen, Pakete, aber oft auch um Geldangelegenheiten ging.
Digitalisierung und Kunden
Eröffnet wurde Heppenheims markantes, zwischen Ernst-Schneider- und Lorscher Straße gelegenes Postamt 1890. Baubeginn war nur ein Jahr zuvor auf einem Grundstück, auf dem vier Vorgängerbauten 1887 bei einem Feuer zerstört worden waren. Für das Landesamt für Denkmalschutz ist das im Stil der deutschen Renaissance erbaute Postamt „städtebaulich von eminentem Wert“, wie es im Verzeichnis der Kulturdenkmäler in Hessen heißt.
Der „eminente Wert“, den das Gebäude kulturhistorisch für die Kreisstadt darstellt, ist für ein Unternehmen wie die Postbank natürlich nicht das Entscheidende, wenn es um den Fortbestand einer Filiale geht.
Wie andere Institute, heißt es hierzu, prüfe „die Postbank auf Basis des Kundenverhaltens laufend ihr Vertriebsnetz. Andere Vertriebskanäle, wie zum Beispiel das Kooperationspartner- und Direktgeschäft wurden ausgebaut, neue Zugangswege für Kunden geschaffen.“
Auch in Zukunft werde die Bank „die Wirtschaftlichkeit ihres Vertriebsnetzes auf Basis des Kundenverhaltens fortlaufend prüfen und wo geboten auch weiter umbauen.“
Mit Blick auf diese Wirtschaftlichkeit hat sich die Postbank entschieden, die Filiale in Heppenheim 2023 zu schließen. Durch die fortschreitende Veränderung des Kundenverhaltens – in dem die Digitalisierung eine immer größere Rolle spiele – benötige eine Filiale „das entsprechende Kundenpotenzial, um dieses Verhältnis dauerhaft ausgewogen und damit wirtschaftlich zu gestalten. Filialen, die dieses Potenzial nicht haben, schließen wir deshalb.“
Mitarbeiter nicht entlassen
Die den Kunden zum Teil seit vielen Jahren vertrauten Mitarbeiter der Filiale, versichert der Postbank-Sprecher, „werden nicht entlassen. Die durch die Schließung der Filiale entfallenden Stellen werden sozialverträglich im Rahmen bestehender betrieblicher Vereinbarungen abgebaut.“ Für die Kunden allerdings dürfte die Schließung mit neuen Unbequemlichkeiten verbunden sein:
Künftig engerer Schalter
Während bei Andrang hier zeitweise drei von ihnen zeitgleich bedient werden konnten, wird es – so die Erfahrung mit bestehenden Kooperationen – beim künftigen „Partner“ vermutlich nur einen, und dann deutlich engeren Schalter geben.
Kunden der Postbank würden rechtzeitig darüber informiert, so der Pressesprecher, wenn der Schließungstermin feststehe, per Aushang und persönlichem Anschreiben über die Schließung, die nächstgelegene Filiale der Postbank, die neue Partnerfiliale der Deutschen Post und die nächstgelegenen Möglichkeiten zur kostenfreien Bargeldversorgung (Infos zu Dienstleistungen gibt es unter www.postbank.de/filialen und www.postbank.de/geldautomaten).
DHL-Pressesprecher Stefan Heß spricht trotz der angekündigten Schließung der Filiale von einem „postalischen Netz“, das „in Heppenheim enger geknüpft (ist) als die Netze anderer Postunternehmen“, und dies gelte für den ganzen Kreis Bergstraße. Er verweist auf die neben der Ernst-Schneider-Straße bestehenden Filialen im Rewe-Center, Am Erbachwiesenweg und in der Gießener Straße, aber auch auf die vier Packstationen Ludwigstraße, Dieselstraße, In der Lahrbach und Tiergartenstraße. jr/ü
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