Pandemie

Heppenheimer Fastnachter wollen sich noch nicht festlegen

Von 
rid/ü
Lesedauer: 
Begeisterte Fastnachter beim Umzug in Heppenheim: Kann das in Corona-Zeiten funktionieren? © Sascha Lotz

Heppenheim. Fastnacht ist für Otto Normalverbraucher im Sommer in der Regel noch kein Thema. Für die Veranstalter haben die Planungen für die bevorstehende Kampagne jedoch längst begonnen. Besser: Hätten beginnen müssen. Denn zumindest in der Bergsträßer Kreisstadt Heppenheim herrscht noch große Ungewissheit, wie Fastnacht 2022 aussehen wird.

In den Karneval-Hochburgen Düsseldorf und Köln dagegen ist man schon ein Stück weiter und hat bereits jetzt erste Vorentscheidungen getroffen. Ausfallen soll das närrische Treiben nicht noch einmal. Doch so wie immer wird es auf keinen Fall werden.

„Uns ist nur ein negativer Corona-Schnelltest nicht sicher genug. Wir haben eine Verantwortung den Menschen gegenüber und wollen deshalb für unsere Indoor-Events auf die 2 G-Regel setzen, um so auf der sicheren Seite zu sein“, erläuterte Michael Laumen, der Präsident des Düsseldorfer Karnevalskomitees. Wie man bei Veranstaltungen im Freien vorgehen wird, steht noch nicht fest.

Blick in die Hochburg Köln

In Köln planen die Veranstalter den Kampagnenauftakt am 11.11. mit maximal 15 000 Feiernden. Dabei soll es die personalisierten Eintrittskarten ebenfalls nur für Geimpfte oder Genesene geben. Teile der Altstadt solle abgesperrt werden, man wolle so eine sichere Sessionseröffnung auf die Beine stellen. In Mainz ist bis dato noch keine Entscheidung gefallen. Hier will man die weitere Entwicklung noch abwarten.

Norbert Weiser, Zugmarschall der Heppenheimer Straßenfastnacht, wartet auf eine Entscheidung des Deutschen Karnevalsverbands, die wohl Ende August, Anfang September fallen soll. Die Heppenheimer sind in einer Untergruppierung, im Mittelrheinischen Karnevalsverband organisiert. „Dann können wir ja oder nein sagen.“

Ein Fastnachtsumzug am 27. Februar 2022, an dem nur Geimpfte und Genesene zuschauen und mitwirken dürfen, wäre das für ihn eine Option? „Wie soll das gehandhabt werden bei einem Umzug mit 100 000 Zuschauern?“, stellt er das infrage. „Wir bräuchten Hunderte von Sicherheitskräften, die das kontrollieren. Aber wie soll man das kontrollieren? Und wie soll man das bezahlen?“ Dass man sich etwas einfallen lassen müsse, weil sonst alle kulturellen Veranstaltungen nicht mehr durchführbar seien, das sei klar.

Bislang nur vage Planungen

Die Heppenheimer haben bisher nur vage geplant. Musikgruppen für den Umzug habe man noch keine gebucht. Abgesehen davon hätten die Musikzüge über ein Jahr nicht proben können. Daraus folgt: „Wir haben immer mehr Bedenken, dass das stattfinden wird. Wenn nicht bald eine Entscheidung kommt, dann müssen wir den Umzug ausfallen lassen, dann reicht die Zeit zum Planen und Vorbereiten nicht mehr“, so der Zugmarschall. Einen etwaigen Ersatz müsse man spontan planen. Alles sei schwierig in diesen Zeiten: „Wer macht uns jetzt den Schirmherrn? Es geht ja alles verloren, was das Amt so besonders macht: die ganzen Besuche auf den Veranstaltungen beispielsweise.

Er könne auch nicht vorpreschen, solange nicht einmal feststehen würde, wie viele Menschen zu den jeweiligen Saalveranstaltungen zugelassen sein werden. Beim Umzug gehe es um Zigtausende von Menschen – „als Einzelperson Norbert Weiser kann ich doch da keine Verantwortung übernehmen“, gibt er zu bedenken.

In der Erbacher Mehrzweckhalle feiert der SV Erbach normalerweise jedes Jahr die größte Saalfastnacht im Kreis. „Wir beobachten und besprechen intern die Entscheidungen aus den Hochburgen Düsseldorf und Köln und warten gespannt auf die Entscheidungen aus anderen Karnevalsstädten“, sagt Sitzungspräsident Steffen Maurer. „Wir brauchen schnellstmöglich Planungssicherheit, an welche Bedingungen eine Saalfastnacht geknüpft ist. Wir werden alles dafür tun, dass es 2022 wieder einen Bunten Abend geben wird.“ Im Idealfall fiele diese Entscheidung noch vor Beginn des Herbstes.

Keine Option

„Eine Sitzung nur für Geimpfte und Genesene ist zum jetzigen Zeitpunkt keine Option. Wir möchten Fastnacht feiern, aber die Hürden sind groß und nicht absehbar“, findet Jan Ohlhauser von der Hambacher Fastnacht (Habafa). Im Kreis der Akteure gebe es Personen, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden dürften, diese wolle er auf gar keinen Fall ausschließen, ebenso wenig wie Gäste.

„Selbst wenn wir uns für 3 G entscheiden, ist es abhängig davon, inwieweit die Stadt die öffentliche Mehrzweckhalle für Massen freigeben wird.“ Darüber hinaus sei die Lüftungsanlage der Schlossberghalle mit „Blick auf den pandemischen Schutz zu überprüfen oder umzubauen.“

Ohlhausers Fazit: „Wir befinden uns mitten im Entscheidungsprozess, denn es müssen jetzt die Planungen, Proben und Vorbereitungen starten. Solange der Status Pandemie durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) aufrechterhalten wird, ist an eine Fastnacht wie früher nicht zu denken.“

Die Hutzelschweizer Fastnachter treffen sich im September zum ersten Mal zur Entscheidungsfindung. Bis dahin wartet man die Entwicklung ab, so Sitzungspräsident Holger Mitsch. rid/ü

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger

Thema : Festspiele Heppenheim

  • Bergstraße Festspiel-Start in Heppenheim und Worms

    Im Kurmainzer Amtshof der Bergsträßer Kreisstadt läuft die erste Saison unter neuer Leitung, am Wormser Dom ist ein gänzlich neues Stück zu sehen.

    Mehr erfahren
  • Heppenheim Weicher sitzen und besser sehen bei den Heppenheimer Festspielen

    Fliegender Wechsel im Amtshof. Noch hängt die Fahne des am Sonntag beendeten Weinmarkts über der großen Bühne, da sind schon die Veranstaltungs- und Lichttechniker für das nächste große Ereignis am Werk. Die gemeinnützige „Theaterlust“-GmbH übernimmt die Regie mit ersten Vorbereitungen für das Bühnenbild, das ab diesem Mittwoch aufgebaut wird. In wenigen Tagen beginnen die Heppenheimer Festspiele: Die Premiere von Carl Zuckmayers „Der fröhliche Weinberg“ markiert am 15. Juli nach zweijähriger Corona-Pause den Neubeginn des traditionsreichen, 1974 von Hans Richter begründeten Freiluft-Theaters. {element} Die Schauspielerin und Regisseurin Iris Stromberger hat die Intendanz übernommen, jetzt steht sie zum ersten Mal auf der Bühne, die bis Ende August der Mittelpunkt ihres Theaterlebens sein wird. Ihr Mann Ingo Schöpp-Stromberger, Geschäftsführer und Bühnenbildner der Festspiele, schaut unterdessen auf dem Pflaster nach den Markierungen fürs Podest im hinteren Teil des Hofes. Weil das Gelände abfällt, werden die Sitzplätze erhöht, damit die gute Sicht gewährleistet ist. Neues Mobiliar und neue Polster {furtherread} Und auch in die Bequemlichkeit für die Gäste wird einiges investiert. Die Stadt hat neues Mobiliar angeschafft, vierzig Tische, achtzig Bänke, zusätzlich Stühle, allesamt ausgestattet mit Rückenlehnen. Denn der Festspielbesuch konnte früher zur Strapaze werden, altgediente Theaterfreunde erinnern sich an die harten Biertisch-Garnituren. Auch Andrea Helm, Stiftungsmanagerin der Sparkassenstiftung Starkenburg, hat solche Abende erlebt, „es war doch immer eine Herausforderung“, seufzt sie. Umso erfreuter stellte sie eine Anschaffung vor, die am Dienstag der Stadt von der Stiftung als Dauerleihgabe übergeben wurde: Polster für Bänke und Stühle, maßgeschneidert für das Amtshof-Mobiliar, abwaschbar, wetterfest und mit praktischen Klettbändern zu befestigen. Bei der Auswahl der grauen Farbe hat die Intendantin ein Wörtchen mitgeredet, sieht ja auch sehr schick aus zum Weiß der Bänke, und Iris Stromberger verspricht Tischdecken und Blumen-Deko. Sie will die Menschen aus ihren bequemen Fernsehsesseln wieder ins Live-Theater locken, und dann sollen sie es auch schön haben. „Die Festspiele bekommen einen anderen Charakter“, sagt Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU), und er meint nicht nur den Anblick im Theaterhof, sondern auch die enge und offenkundig sehr gute Zusammenarbeit der Betreibergesellschaft mit der Stadt. Dass die Zuschauer in diesem Sommer unter freiem Himmel sitzen, sei angesichts wieder steigender Corona-Zahlen eine gute Sache. Für die kommenden Jahre, ergänzt Schöpp-Stromberger, solle es aber wieder einen Regenschutz geben. Premiere fast ausverkauft Neben den Polstern, die von der Stadt auch für andere Veranstaltungen genutzt werden können, spendet die Stiftung den Festspielen 20 000 Euro. „Gelebte Kulturförderung“, die sowohl bei der Sparkasse als auch bei deren Stiftung selbstverständlich sei, sagt Helm. Allmählich zieht auch der Vorverkauf an, für die erste Premiere gibt es nur noch vereinzelt Karten, an allen Abenden lohnt es, an der Abendkasse nachzufragen. In den kommenden Tagen wird der Hof sein Gesicht verändern. An der Seite wird sich die Herrmann Gastro Gruppe aus Lampertheim einrichten, die außer Wein der Bergsträßer Winzer eG und Odenwaldquelle-Wasser auch kleine Speisen anbietet. Nicht nur der weiche Sitz, auch die Bewirtung markiert die Abkehr vom sehr rustikalen Charme, der dieses Festival früher auszeichnete. Dann geht es Schlag auf Schlag, die Endproben zum „Fröhlichen Weinberg“ sind schon auf der Amtshof-Bühne angesetzt, und nach dem ersten Wochenende muss rasch umgeräumt werden, damit die bereits fertig einstudierte zweite Produktion „Cash!“ am 22. Juli folgen kann. Die Wartezeit darauf verkürzt von 19. bis 21. Juli an drei Abenden der Schauspieler Walter Renneisen – mit zwei Programmen seines Dauerbrenners „Deutschland, deine Hessen“, dazwischen moderiert er mit eigenen Erinnerungen den Abend „Als der Jazz in Deutschland laufen lernte“, zu dem Sigi’s Jazz Men musizieren. Dann wird im Wochenturnus zwischen rheinhessischem Volksstück und britischer Farce gewechselt. In beiden Komödien hat Iris Stromberger als Regisseurin ihren Ensembles nicht nur Präzision, sondern auch Tempo verordnet. Den „Weinberg“ will sie in rekordverdächtigen neunzig Minuten plus Pause auf die Bühne bringen. Die Regisseurin verspricht: „Wir sind flott unterwegs.“ job/ü

    Mehr erfahren
  • Bergstraße Die Proben von „Cash“ machen Lust auf die Festspiel-Premiere im Amtshof

    In rund sechs Wochen – am 15. Juli zunächst mit Zuckmayers „fröhlichem Weinberg“ und ab 22. Juli mit „Cash“ – hebt sich nach zwei Jahren Corona-Pause wieder der Vorhang in Heppenheim.

    Mehr erfahren

Thema : Bürgermeisterwahl Heppenheim