Heppenheim. Die Kreisstadt trauert um Peter Schütz. Der überzeugte Christdemokrat und Ehrenpräsident der Wirtschaftsvereinigung ist am 10. September im Beisein seiner Familie im Alter von 97 Jahren gestorben. Heppenheim verliert mit Schütz einen Mitbürger, der über Jahrzehnte hinweg viel bewirkt und bis kurz vor seinem Tod reges Interesse an der Entwicklung Heppenheims genommen hat.
„Wir haben noch vor etwa drei Monaten miteinander telefoniert“, sagt Christopher Hörst, Vorsitzender der Heppenheimer Wirtschaftsvereinigung (HWV). Der Ehrenpräsident habe große Spuren hinterlassen. Mit seinem ausgleichenden Wesen habe Schütz es geschafft, die verschiedenen Interessen in der HWV zu bündeln. „Wir verneigen uns im tiefen Respekt vor ihm“, so Hörst.
Christdemokrat der ersten Stunde
Als CDU-Mitglied der ersten Stunde hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel den Verstorbenen begrüßt, als sie 2017 auf Wahlkampftour auf dem Parkhof sprach. Schütz war zu diesem Zeitpunkt 93 Jahre alt und in seiner früheren Heimatgemeinde Mörlenbach das einzig verbliebene Gründungsmitglied des Ortsverbandes, der 1945 von 40 Mitgliedern gegründet wurde. 2020 wollte ihn die Partei für seine 75-jährige Mitgliedschaft auszeichnen. Doch diese Ehrung musste Corona-bedingt verschoben werden.
„Tief betroffen“ vom Tod des CDU-Ehrenmitgliedes ist Steffen Gugenberger, Vorsitzender des Heppenheimer Stadtverbandes. „Wir wollten Peter Schütz beim Sommerfest in der Straußwirtschaft Koob am Freitag ehren“, sagt Gugenberger. Dem Verstorbenen sollte die Goldene Ehrennadel im Auftrag des Bundesvorsitzenden Armin Laschet zusammen mit der selten vergebenen Bronzenen Medaille verliehen werden. In einem Schreiben habe Laschet die Lebensleistung von Peter Schütz gewürdigt.
Engagement für den Einzelhandel
1960 zog der gelernte Textil- und spätere Versicherungskaufmann nach Heppenheim. Auch in der Kreisstadt unterstützte er zahlreiche Vereine in führender Position oder war förderndes Mitglied. Dabei ragte sein Engagement für den Einzelhandel heraus: 1972 übernahm Schütz den Vorsitz der Wirtschaftsvereinigung und stand dieser sieben Jahre vor.
Dieses Jahr markiert auch den Wandel des Einzelhandels in Heppenheim: Eine sukzessive Verlagerung auf die grüne Wiese fand statt. Die Wirtschaftsvereinigung sah sich den Herausforderungen eines an der Tiergartenstraße öffnenden Lebensmittel- und Getränkemarktes gegenüber. Damals öffnete der Toom-Markt (heute Rewe) seine Pforten und zog Kundschaft aus der gesamten Region an. Die Antwort des Verstorbenen darauf war, den fließenden Verkehr aus der Bachgass‘ zu verbannen und eine Fußgängerzone entstehen zu lassen. Mit der Idee habe Schütz beim damaligen Bürgermeister Hans Kunz offene Türen eingerannt, hieß es in einem früheren Bericht der Lokalzeitung. Im November 1974 wurde die verkehrsfreie Einkaufsstraße eingeweiht.
Heißes Herz, kühler Verstand
Der Jubilar galt auch als Bewahrer des Volksliedes – 1965 übernahm er den Vorsitz des Sängerbundes 03. Schütz setzte sich für die Gründung des Weinmarktvereines und der Werbegemeinschaft ein; genauso für die Einführung von Leistungsschauen des örtlichen Handwerks, Gewerbes und Handels. Im Festbuch zum 50. Jubiläumsjahr der Wirtschaftsvereinigung (2001) wird Peter Schütz als Persönlichkeit beschrieben, die mit heißem Herz und kühlem Verstand ihre Aufgaben wahrgenommen habe.
Für seine Verdienste wurde er auf vielfältige Weise geehrt, etwa mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik (2003) sowie mit der städtischen Verdienstplakette in Bronze (1989). Für seine Tätigkeit im Verwaltungsrat der Sparkasse Starkenburg wurde ihm die Dr.-Johann-Christian-Eberle-Medaille zuerkannt.
Die Allianz-Versicherung würdigte das Wirken ihres Generalvertreters mit der Ehrennadel in Gold sowie mit der selten ausgesprochenen Berufung in den Dr.-Hans-Hess-Club. Schütz gehörte schon bei seinem Umzug 1960 nach Heppenheim zu den Spitzenvertretern des Versicherungsunternehmens. Die Generalvertretung, früher am Starkenburgweg beheimatet, wird von Enkel Michael Schütz mittlerweile am Graben in dritter Generation geführt. Im Ruhestand verbrachte Peter Schütz mit seiner vor neun Jahren verstorbenen Frau Änne schöne Jahre im Ferienhaus auf Teneriffa. Mit ihr war er mehr als 60 Jahre verheiratet. Der Verstorbene hinterlässt drei Söhne, sieben Enkel und acht Urenkel. dj/ü
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