Heppenheim. Von „Heppywood“ zu sprechen wäre übertrieben. Doch in dem Film „Lucy ist jetzt Gangster“ spielt die Kreisstadt Heppenheim wieder eine Hauptrolle. Das ist der Grund, warum am Freitag, 3. März, sowohl die Hauptdarstellerinnen Valerie und Violetta Arnemann als auch Regisseur Till Edelmann sowie der Produzent Arik Gielnik dabei sein werden, wenn der Film im Saalbaukino anläuft. 2021 wurden die meisten Szenen dieser deutsch-niederländischen Produktion in Heppenheim gedreht.
Ein Rückblick zeigt, dass vor allem Heppenheims historische Altstadt immer wieder die Kulisse für Kino- oder Fernsehfilme bildete. Es begann 1967 mit „Herrliche Zeiten im Spessart“. Die Komödie des Regisseurs Kurt Hoffmann sollte an die Erfolge der Vorgängerfilme anknüpfen. Doch es bleiben nur die Erinnerung an die Starbesetzung mit Liselotte Pulver, Vivi Bach und Hannelore Elsner und daran, dass Heppenheim die Stadt im Spessart war.
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1974 brachte der Filmschauspieler Hans Richter („Die Feuerzangenbowle“) die Kreisstadt groß heraus, in dem er die Heppenheimer Festspiele gründete. Viele Schauspieler standen sowohl auf der Bühne als auch vor der Kamera: Nikolaus Schilling, Walter Renneisen, Günter Strack, Katja Eppstein, Eva Pflug, um nur einige zu nennen. Die Festspiele waren - um im Bild zu bleiben – jahrzehntelang „großes Kino“.
Holländisches Heppenheim
Zurück auf die Leinwand: 1983 wurde der Kurzfilm „Volgend jaar in Holysloot“ gedreht. In diesem Fall hatte Heppenheim das holländische Städtchen „Holysloot“ darzustellen. Zwei Fernsehproduktionen aus dem Jahr 1984 sind in die Geschichte von ARD und ZDF eingegangen. In der 153. Folge der Krimiserie Tatort („Rubecks Traum“) handelt es sich um den einzigen Fall von Kommissar Rullmann, dargestellt von Hans-Werner Businger.
Das ZDF und der französische Sender TF1 drehten für den Zweiteiler „Der letzte Zivilist“. Es geht um die Weimarer Republik vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933. Ort der Handlung ist die fiktive Stadt „Siebenwasser“, also wieder Heppenheim.
Max von Sydow spielte Gérard Bauerle. Touristen, die nichts von den Dreharbeiten wussten, wunderten sich damals: Jugendliche in HJ-Uniformen und mit Hakenkreuzen im Stadtbild? Das erinnerte sie an schlimme Zeiten.
Warum Festspiele und Film in einem Atemzug genannt werden müssen, wurde 1986 deutlich: Damals führte Richter Regie in „Die Schöne und der Schelm“. Renneisen und Schilling spielten mit.
Kaum zu zählen sind die Dokumentarfilme, in denen Heppenheim eine Rolle spielt. Ulrich Filzinger aus Mörfelden produzierte 1968 für den Hessischen Rundfunk einen Bericht, der in schwarz-weiß gedreht, wegen der Einführung des Farbfernsehens aber nicht mehr gesendet wurde. Der Film- und Videoclub Darmstadt hat den Film für YouTube bearbeitet.
2007 entdeckte die indische Filmindustrie Heppenheim. Der Bollywood-Film „Spark“ ist eine Produktion von Vinod Kumar Singh und Naresh Gupta aus Mumbai, die auf dem Marktplatz und in der Fußgängerzone für Aufsehen sorgte. 2006 und 2007 wurden „Humraah – The Traitor“ und „Aap Kaa Surroor“ aufgenommen.
Schüler aus Lorsch staunten 2009, als sie am Wandertag zufällig zu den Dreharbeiten für den Film über die Boxlegende Max Schmeling kamen. Schmeling wurde vom Boxweltmeister Henry Maske gespielt. Die Landschaft westlich von Heppenheim – so meinte der Regisseur Uwe Boll – ähnle Schmelings Heimat Vorpommern. Im selben Jahr wurden Szenen des deutsch-italienischen Mafiathrillers „Una vita tranquilla“ gedreht, im Jahr darauf das vielfach prämierte Familiendrama „Die Festung“ mit Karoline Herfurth, Peter Lohmeier und Ursina Lardi. Nachdem 2009 in der Odenwaldschule viele Fälle von sexuellem Missbrauch aufgedeckt wurden, drehte der WDR 2013 den Film „Die Auserwählten“ mit Ulrich Tukur und Julia Jentsch in den Hauptrollen. Tukur wurde 1957 in Viernheim geboren.
Für Werbung beim Super Bowl
Ein Werbefilm für ein Millionenpublikum wurde 2020 gedreht. Die Altstadt diente dem Super-Bowl-Spot des Automobilkonzerns Porsche als Kulisse. In dem Clip spielt der Wagen vom Typ Tycan die Hauptrolle, das erste rein elektrische Fahrzeug von Porsche.„Lucy ist jetzt Gangster“ setzt eine Tradition fort, die zeigt, wie das Stadtbild Regisseure und Zuschauer beeindruckt.
Der Name eines Weltstars wird oft in einem Atemzug mit Heppenheim genannt, obwohl Hollywood-Legende Grace Kelly (1929-1982) – die spätere Fürstin Gracia Patricia von Monaco – nie an der Bergstraße vor der Kamera stand. Doch ihre familiären Wurzeln reichen direkt bis in das Fachwerkhaus am Heppenheimer Marktplatz, wo 1870 ihre Großmutter Margarethe Berg geboren wurde.
Der Heimatforscher Manfred Bräuer hat den Weg nachgezeichnet, den Margarethe Berg Ende des 19. Jahrhunderts nach Amerika gegangen ist. Der heutige Fürst Albert von Monaco kennt das Geburtshaus seiner Urgroßmutter: 1999 war er als Mitglied der Olympischen Gesellschaft in Lorsch und besuchte den Marktplatz.
Grace Kelly selbst war nie in Heppenheim, jedoch ihre Mutter Margaret Majer-Kelly. Margarethe Berg ist 1890 oder 1894 ausgewandert, hat 1896 Carl Meyer geheiratet. Bekannt war, dass Grace Kellys Mutter im Alter von 24 Jahren den Bauunternehmer John Brendan Kelly heiratete. Der war bei den Olympischen Spielen 1920 und 1924 Goldmedaillengewinner im Rudern. Doch das ist eine andere Geschichte. ai/ü
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