Diskussion - Zwei große Unternehmen in der Region stellen sich auf die Seite ihrer Raucher und wollen die Zigarettenpause auch künftig erlauben

Grünes Licht für blauen Dunst

Von 
Janina Stengel
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Zigaretten am Arbeitsplatz: zukünftig vielleicht ein seltenes Bild

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Bergstrasse. Die Luft für rauchende Arbeitnehmer könnte dünner werden. Schon seit 2007 zieht kein blauer Dunst mehr durch öffentliche Verkehrsmittel. Auch in Gaststätten sind Raucher gar nicht mehr, oder nur noch in gesonderten Bereichen zu sehen. Rauchfreie Zonen sind deutschlandweit auf dem Vormarsch. Jetzt fordern Wirtschaftsverbände auch, komplett rauchfreie Arbeitszeiten. Zigaretten sollen dann nur noch in der Mittagspause oder nach der Arbeit geraucht werden. Doch wie stehen die Unternehmen in der Region selbst dazu?

"Bei uns dürfen die Mitarbeiter rausgehen und rauchen", so Walter Hartmann von der Firma Sirona in Bensheim. Er ist für den Komplex der Arbeits-und Gefahrenstoffe sowie für den Brandschutz zuständig. "Von unseren circa 1400 Mitarbeitern rauchen vielleicht 60 Prozent. Da gibt es keine Diskussionen: Wer rauchen will, darf rauchen." Für die rauchenden Kollegen gibt es extra getrennte Arbeitsräume, in denen das Rauchen erlaubt ist.

Keine gesetzliche Festlegung

Mario Ohoven hatte die Debatte angestoßen, die Zigarettenpausen während der Arbeitszeit abzuschaffen. Der Präsident des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft (BVMW) ist der Meinung, dass das Rauchen die Firma Geld kostet und den Arbeitsablauf stört.

"Bei uns wird die verlorene Zeit nicht aufgearbeitet. Das wäre ja Quatsch. Ob ein Mitarbeiter einen Kaffee trinken geht oder eine Zigarette raucht, kommt doch auf dasselbe heraus", so Hartmann. Dennoch gibt es bei Sirona Bereiche, in denen striktes Rauchverbot herrscht, wie beispielsweise die Entwicklungszentrale. Für eine Abschaffung der vorherrschenden Regelung ist Walter Hartmann nicht.

Gesetzlich sind Raucherpausen nicht geregelt. Von Unternehmen zu Unternehmen gibt es dazu unterschiedliche Vorgaben. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes und der Nichtraucher-Initiative Deutschland fehlen Raucher dennoch 30 bis 40 Prozent häufiger krankheitsbedingt am Arbeitsplatz als Nicht-Raucher. "Jeder ist seines Glückes Schmied", ist die Ansicht von Martin Langer, der bei der Zwingenberger Firma BRAIN für die Unternehmenskommunikation arbeitet. Die Krankheitsstatistik kann er nicht bestätigen.

Bei BRAIN rauchen nur acht bis zehn Mitarbeiter von insgesamt 100 Beschäftigten. Die seien laut Langer alle sehr gesundheitsbewusst, da das Unternehmen im gesundheitlichen Bereich aktiv ist. "Bei uns herrschen demnach etwas andere Unternehmensstrukturen." Wie auch bei Sirona zeigt die Firmenführung Toleranz gegenüber den rauchenden Mitarbeitern. "Niemand muss Raucherpausen kompensieren. Jedoch ist jeder selbst dafür verantwortlich, wie viel er am Ende des Tages geschafft hat", so Langers Meinung.

Nichtraucher sollen Rauchern gegenüber nicht benachteiligt werden. Kritiker behaupten: Durch das Rauchen gehe eine halbe Stunde von der Arbeitszeit verloren. Außerdem verlängerten sich so die Pausen für Raucher. Für BRAIN will Martin Langer das so nicht stehenlassen.

Das Unternehmen setzt stark auf die Eigeninitiative seiner Mitarbeiter und hat aufgrund der Forschungsarbeiten viele Überstunden zu verbuchen. "Bei uns basieren die wenigen Raucherpausen auf gegenseitigem Vertrauen. Für die Raucher gibt es außerhalb des Gebäudes Raucherecken. Bei Wind und Wetter draußen zu stehen ist nicht jedermanns Sache, das führt auch dazu, dass weniger Menschen rauchen", sagt Langer. Als Nichtraucher ist Langer ein Freund vom Rauchverbot in Restaurants. Dennoch glaubt er nicht daran, dass sich die Raucher an ein Rauchverbot am Arbeitsplatz halten würden. "Es würden immer Wege gesucht werden, um diese Regelung zu umgehen."

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