Bildung

Graffiti-Kunst zum 140. Geburtstag des Heppenheimer Starkenburg-Gymnasiums

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job/ü
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Kunst aus der Spraydose: die Klasse 10c des Starkenburg-Gymnasiums bei der Arbeit an der Rückwand der Aula. Ihr Graffiti entsteht zum Geburtstag der vor 140 Jahren begründeten Schule. © Thorsten Gutschalk

Heppenheim. Die Sache ist eigentlich schon gelaufen. Die sechste Stunde ist längst zu Ende, die Schüler haben ihre Sachen gepackt und machen sich auf den Weg zu Bus oder Rad. Da steigt Aljoscha van Bebber noch mal auf die Leiter, zieht mit der Spraydose die Kanten nach, setzt ein paar spitze Linien auf die Ecken, sodass das Bild aus der Rückwand der Schulaula noch effektvoller herauszuspringen scheint. Als erfahrener Graffiti-Künstler weiß er, worauf es ankommt, wenn man Wirkung erzielen will.

Und das ist an diesem Morgen der 10a des Starkenburg-Gymnasiums so überzeugend gelungen, dass auch der Künstler staunt. Aljoscha van Bebber ist nämlich nicht nur in der künstlerischen, sondern auch in der sozialen Arbeit unterwegs. Beide Qualitäten trafen sich, als er über Jahre für die Heppenheimer Stadtjugendpflege in der „Oase“ arbeitete. Inzwischen organisiert er selbstständig Jugendprojekte, die immer auch mit Kunst zu tun haben. Nebenbei ist er selbst als Künstler sichtbar, hatte gerade eine Ausstellung in Mannheim und verpasste dem Heppenheimer Softeis-Automaten die markante Erscheinung.

Schulgeschichte

  • Vor 140 Jahren wurde in Heppenheim das Starkenburg-Gymnasium gegründet, damals als „Höhere Bürgerschule“.
  • Untergebracht war die Schule zunächst im Fachwerkhaus an der Ecke von Gräffstraße und Laudenbacher Tor, ab 1887 dann dort, wo heute die Martin-Buber-Schule zu finden ist.
  • Seinen heutigen Namen trägt das Starkenburg-Gymnasiums seit 1956.
  • 1967 wurde der Neubau an der Gerhart-Hauptmann-Straße fertiggestellt.
  • Aktuell unterrichten 67 Lehrkräfte 945 Schülerinnen und Schüler.

Der richtige Mann für ein ehrgeiziges Projekt, das sich die Kunstlehrerin Tonja Seiffert mit ihren Schülerinnen und Schülern vorgenommen hatte. Das „Stabugy“ feiert in diesem Jahr 140 Jahre seines Bestehens. Aus diesem Anlass sollte ein gemeinschaftliches Kunstwerk entstehen – und zwar eines, das zum modernen Charakter der Medienschule passt, erzählt Seiffert. Schulleitung und Förderverein unterstützten die Idee.

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Markus Mertens
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Seit den Osterferien arbeiteten die 10a und die 10c im Kunstunterricht an der Sache, lernten erst einmal die Geschichte der Graffiti-Kunst kennen, beschäftigten sich mit ihren wichtigsten Vertretern, erprobten die Arbeit mit „Stencils“, jenen Schablonen, wie sie der Kunststar Banksy verwendet. Ein besonders großes Exemplar, fünf auf zwei Meter, haben sie der Schulleiterin geschenkt.

Auf Thema „Weltall“ geeinigt

Schon die Blätter aus dieser Experimentierphase sind eindrucksvoll. Dann aber kam die Arbeit an der Riesenwand, die erst einmal vorbereitet werden musste: Gestrüpp und Efeu schneiden, den Beton reinigen, die Fläche grundieren. Beide Klassen einigten sich auf das gemeinsame Thema „Weltall“, und Maya Eck hatte die Idee für das zentrale Motiv, in dem sich das Schullogo mit einer Rakete verbindet, die in den Himmel startet. Aber auch dieser Entwurf war Teamarbeit, in der die Ideen der anderen eingeflossen sind.

Die gute Stimmung meint man in diesem Weltall-Wimmelbild zu spüren, in dem fröhlich eine Rakete von links heransaust, eine rosa Weltraumkatze träumt und ein Astronaut das Fähnchen schwingt, auf das Aljoscha van Bebber die Signatur gesprayt hat: 10 a, 2022.

Tags darauf kam dann die Fortsetzung der 10 c: rechts daneben, nicht minder kreativ und ebenfalls bestens vorbereitet.

Das Kompliment an die Klassen kam aus vollem Herzen, „ich habe das nicht aus pädagogischen Gründen gesagt“, erzählt der Künstler hinterher. Besonders beeindruckend fand er, wie die Jugendlichen die kleinformatigen Entwürfe auf die große Wand übertragen haben. Bei manchen Einsätzen mit Jugendlichen hat er noch stundenlang nacharbeiten müssen, hier reicht ein Vormittag kollektiver Arbeit. Sein Tipp an die Künstler: Aus der Entfernung betrachtet wirkt das Werk noch eindrucksvoller.

Keine bloße Schmiererei

Maya Eck ist noch nicht hundertprozentig zufrieden mit dem Ergebnis, aber gerade deshalb wird sie dranbleiben: Dieser Unterricht hat die Lust am künstlerischen Ausdruck geweckt. Auch bei Johannes Straub, der sich schon überlegt, wo er die nächste legale Wand zum Sprayen findet. Klar, dass auch die rechtlichen Aspekte dieser öffentlichen Kunst im Unterricht zur Sprache kamen. Und nebenbei haben die Schülerinnen und Schüler Gespür dafür entwickelt, was Kunst von bloßer Schmiererei unterscheidet. Den ganzen Vormittag fast ohne Pause konzentriert an dieser Wand zu arbeiten, war schon eine Herausforderung, erzählt Straub. Aber eine besonders Gute. Das größte Kompliment der Klasse: „Noch schöner als der Sporttag.“ job/ü

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