Interkulturelle Woche

Gerechtigkeit als Basis für Frieden unter den Religionen - auch an der Bergstraße

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ai/ü
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Im Haus am Maiberg gab es stundenlange Diskussionen darüber, was die Weltreligionen zum Frieden beitragen können. © Lotz

Heppenheim. Im Kreis Bergstraße spielen Pfarrer gegen Imame Fußball, diskutieren Juden und Christen im Martin-Buber-Haus über Gott und die Welt, und das Haus am Maiberg, die Akademie des Bistums Mainz, ist „offen für Dialog“.

Dort wurde am Donnerstag drei Stunden lang darüber diskutiert, was die Weltreligionen zum Frieden beitragen können. Im „Interreligiösen Dialogforum“ arbeiten der Kreis, die Akademie und die Initiative gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit zusammen.

Die Podiumsdiskussion passt zu der Ausstellung „Weltreligionen – Weltfrieden – Weltethos“, die noch bis Freitag, 22. Oktober, im Foyer des Landratsamtes in Heppenheim zu sehen ist. Darauf wiesen Landrat Christian Engelhardt (CDU) und die Integrationsbeauftragte Viktorya Ordikhovska hin. Auf Schautafeln wird erklärt, dass für ein friedliches Zusammenleben eine Basis an Grundwerten vorhanden sein muss.

Respektvoller Umgang

Die Bildungsreferentin Susanne Kolb sagte im Forum, zum Wesen der Demokratie gehöre es, auch ethische Maßstäbe auszuhandeln und die Religionsvertreter in die Diskussion einzubeziehen. Ginge es nach den fünf Männern auf dem Podium und Diskussionsleiter Manfred Forell, wäre alles ganz einfach.

Tilman Pape vom evangelischen Dekanate Bergstraße, Adrian Gillmann von den Sekulären Humanisten Rhein-Neckar, Joubin Jian aus dem Wald-Michelbacher Kloster „Buddhas Weg“, Onur Akdeniz, der islamische Religionswissenschaften studiert, und der Jude Anton Stortchilov diskutierten respektvoll miteinander. Die Maiberg-Mitarbeiterin Lisa-Marie Blumenschein war am Ende davon überzeugt, eine Mischung aus Christentum, Judentum, Islam und Buddhismus sei die ideale Weltreligion.

„Zuhören, lernen und Respekt“

„Zuhören lernen und Respekt“, das ist nach Ansicht von Forell die Grundvoraussetzung für jeden Dialog. Wenn diese Voraussetzung erfüllt ist, könne die Suche nach Frieden beginnen.

Friedensbotschaften, so die Antworten auf Forells Frage, enthalten sämtliche Religionen. „Shalom“ sagen die Juden, „Salem Aleikum“ die Muslime und meinen damit das Gleiche wie die Christen, wenn sie beim Abendmahl „Der Friede sei mit Dir“ sagen.

Joubin Jian beschrieb die buddhistische Sichtweise, die auch von Christen, Juden und Muslimen unwidersprochen bleibt: „Ohne inneren Frieden kein äußerer Frieden.“ Für die Buddhisten sei Gott „nicht oben, sondern in Dir“.

Jian wies darauf hin, dass nicht nur der Streit zwischen den Religionen dem Frieden im Weg steht, sondern dass es innerhalb jeder einzelnen Religion Strömungen gibt, die sich gegenseitig bekämpfen oder zumindest kritisch gegenüberstehen, etwa Sunniten und Schiiten im Islam oder Katholiken und Protestanten in der Christenheit. „Religion ist Privatsache“, mit diesen Worten schränkte Gillmann die Übereinstimmungen ein. Die Säkularen Humanisten berufen sich lieber auf die UN-Charta der Menschenrechte oder auf die Wissenschaften als auf die Heilige Schrift.

Kooperieren in Krisenzeiten

„Wir müssen kooperieren, um die Krisen unserer Zeit angehen zu können“, betonte Gillmann. Pape beschrieb die sogenannten abrahamitischen Religionen als eng miteinander verwandt: Das Judentum als Mutter des Christentums, den Islam als Schwester. Die Harmonie unter den Diskussionsteilnehmern wurde auf eine Probe gestellt, als Forell nach den religiösen Hintergründen internationaler Konflikte fragte, etwa dem zwischen Israel und dem Iran.

Religion wird instrumentalisiert

Pape besänftigte: „99 Prozent aller Muslime sind friedliebende Menschen. Die Schlagzeilen machen die anderen“, so seine Erkenntnis. „Religion wird instrumentalisiert“ ergänzte Jian.

Dass religiöse Führer Friedensstifter sein können, beschrieb Akdeniz mit dem Dialog, den Papst Franziskus in Kairo mit Scheich Ahmad al-Tayeb führt, dem Obersten Imam der al-Azhar.

Zur Religion gehöre Mündigkeit, sonst könne sie lähmend und gefährlich sein, ergänzte er. Als die Zuhörer mitdiskutieren konnte, waren die verbindenden Elementen zwischen den Religionen bereits definiert.

Zu den starken Symbolen, die Christen, Juden und Muslime gemeinsam verwenden, gehört die Friedenstaube. Am Ende ging es im Dialogforum um die soziale Frage. Ein Zuhörer fasste abschließend zusammen: „Ohne Gerechtigkeit kein Frieden“. ai/ü

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