Innenstadt

Gemeinnütziger Verein soll Altstadtcafé La Bohème retten

Der Versuch, das Lokal über eine Genossenschaft zu erhalten, ist gescheitert. Nun gibt es einen neuen Ansatz.

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jr/ü
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Künftig mehr als nur Gastronomie: Ein Verein soll helfen, das La Bohème in Heppenheims Altstadt auf Dauer zu erhalten. © Jürgen Reinhardt

Heppenheim. Den meisten war es am Ende wohl doch zu verpflichtend: Der Versuch, das Altstadtcafé La Bohème über eine Genossenschaft auf Dauer am Leben zu erhalten, ist letztendlich an mangelndem Interesse gescheitert. Aufgegeben haben die Aktiven, die sich in den vergangenen Monaten für das traditionsreiche Lokal in der Marktstraße einsetzen, nicht: Ein gemeinnütziger Verein soll helfen, den gastronomischen Betrieb im denkmalgeschützten Gemäuer zukunftsfähig zu machen. Die Gründungsversammlung von „La Bohème Heppenheim e.V.“ war am 22. Oktober, geführt wird der Verein vom frischgebackenen Vorsitzenden Dietmar Winter, seiner Stellvertreterin Elisabeth Strunck und Hanns Christian Wüstner, der sich um die Finanzen kümmert.

Das La Bohème ist für viele Kreisstädter mit vielen schönen Erinnerungen verbunden, viele bedauern deshalb, dass es in den zurückliegenden Jahren immer wieder geschlossen war und Pächterwechsel fast schon zur Tagesordnung gehörten. Dass das mit der Genossenschaft nicht funktioniert hat, war, so Winter, kein Grund für den harten Kern, aufzugeben. Auch wenn sich das „LaBo“ zuletzt immer mehr aufzulösen schien. Als Feierabendkneipe dient es zurzeit nur noch an Donnerstagen, ansonsten lockt es seit Kurzem von Mittwoch bis Sonntag von 9 bis 14 Uhr unter dem Titel „Bohème Sunrise“ als Frühstückscafé. Vor allem Letzteres stößt auf gute Resonanz, „manchmal ist es rappelvoll“, hat Winter beobachtet.

Finanzielles Risiko auf möglichst viele Schultern verteilen

Weshalb der „Verein in Gründung“ – jetzt geht es erst einmal darum, sich um die mit der Gründung verbundenen Formalien zu kümmern – durchaus optimistisch ist, mit dem neuen Modell mehr Erfolg zu haben als mit der Genossenschaftsidee. Die sah unter anderem eine finanzielle Beteiligung der Mitglieder vor, aber deren Einsatz im gastronomischen Betrieb. Die Arbeit wie das finanzielle Risiko sollte auf möglichst viele Schultern verteilt werden, was nur dann hätte klappen können, wenn sich genügend Genossinnen und Genossen hierfür bereit gefunden hätten.

Der Verein, dessen Hauptaufgabe der Erhalt des Lokals ist, ist dagegen eher als „Vehikel“ (Winter) gedacht, über den die unterschiedlichsten Aktivitäten abgewickelt werden könnten. So will man weg von der „reinen Kneipe“ und hin zu einer „Event-Location“, die zum einen zwar wie in der Vergangenheit als unverbindlicher Treffpunkt dienen, zum anderen aber Platz für Kooperationen der unterschiedlichsten, auch gemeinnützigen Organisationen und Gemeinschaften bieten soll. Die Räumlichkeiten sollen so wie auch jetzt schon für Veranstaltungen oder Projekte angemietet werden können. Interessenten, so Winter, gibt es bereits.

Öffentliche Förderung für kulturellen Betrieb?

Über das Konstrukt gemeinnütziger Verein will man versuchen, für den geplanten kulturellen Betrieb öffentliche Förderung in Anspruch zu nehmen. So weit ist man im Moment noch nicht, hat jetzt erstmal ein Vereinskonto eingerichtet – und im Moment gibt es ja auch noch keinen Eintrag ins Vereinsregister. Bis der „La Bohème Heppenheim e.V“ voll handlungsfähig ist, wird noch etwas Zeit vergehen, auch wenn die Satzung bereits steht. Aber schon jetzt kann man sich an den Verein wenden, Ansprechpartner ist Thomas Bormuth, schon als Schüler des Starkenburg-Gymnasiums Stammgast im Lokal und seit Anfang 2024 Wirt (Mobil 0152 5362914, Email thomas@bormuth.net). Kontakt gibt‘s auch über die Homepage laboheme.de

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