Heppenheim. Es war ein Abend ganz nach dem Geschmack von Musikliebhabern: Showmaker Harry Hegenbarth und sein Team hatten einmal mehr zum „Heppening“ in die Kreisstadt eingeladen. Zum zweiten Mal nach der Corona-Pause und insgesamt zum dritten Mal sorgte das Kneipen-Musikfestival in zwölf Heppenheimer Locations für wunderbare Unterhaltung. Fast für jeden Musikgeschmack war etwas dabei. 16 Bands waren am Start.
Am Abend vor dem Tag der Deutschen Einheit gab es ein wirklich abwechslungsreiches Menü für Ohren und Augen. Und das startete mit dem Hors d’œuvre am nördlichen Stadteingang: In der Domäne Bergstraße konnte man auf sanften Klängen in den Sonnenuntergang surfen. Das Duo „Used“ unterhielt dort noch vor dem eigentlichen Beginn des Festivals. Gut zwei Kilometer waren es von der nördlichsten bis zur südlichsten Location des Abends, dem Saalbau, der wie der Rebmuttergarten zum ersten Mal mit von der Partie war.
Während die einen mit dem Rad von Kneipe zu Kneipe fuhren, marschierten andere die gesamte Strecke – mal spontan kreuz und quer, mal akribisch geplant – zu Fuß ab. Überall traf man gut gelaunte Grüppchen, die sich gegenseitig Tipps gaben: „Da müsst ihr unbedingt hin!“
Eindrucksvoll in Szene gesetzt
Als ganz besonderer Erlebnisort präsentierte sich wieder der Dom der Bergstraße: Von außen wurde das imposante Bauwerk von den Lichtinstallateuren von „Flashlines“ eindrucksvoll in Szene gesetzt: mal bunt, mal puristisch grafisch. Nicht wenige setzten sich auf die bereitgestellten Liegestühle und ließen das Farbspiel auf sich wirken. Wer das Innere des Doms betrat, der tauchte förmlich ein in Klänge und Farben. Zunächst war es das Duo „Romie“, das – diesmal mit rhythmischer Unterstützung – mit seinem so typischen Harmoniegesang ein ums andere Mal für Gänsehautmomente im Gotteshaus sorgte.
Es war eine Oase zum Innehalten, zum Genießen, zum Staunen. Von wunderschönen Eigenkompositionen bis hin zum unter die Haut gehenden Klassiker „Sag mir, wo die Blumen sind“ reichte das Repertoire. „Ich kann mich hier gar nicht losreißen“, so eine Besucherin ergriffen.
Ganz anders dagegen die Stimmung wenige Meter weiter im „Goldenen Engel“, wo zunächst Nachwuchsmusiker Tim Blesing und später „DNS unplugged“ für Stimmung sorgten. Wie die Faust aufs Auge passten die Music-Acts im Saalbau in das dortige Fünfziger-Jahre-Ambiente: In der Gasstätte spielten die „Ukulayers“ auf ihren Ukulelen während man sich zur selben Zeit im großen Kinosaal auf die eher unkonventionellen Klänge von „Partyprivati“ schon ein wenig einlassen musste. Spaß machte später auch die Nachwuchstruppe „Cheesecakes“.
Gelungener Auftritt trotz Unfall
Weiter ging es im Takt zu Fuß durch die Wilhelmstraße vorbei am „Avanti“, wo es einen bunten Stilmix von „Cat & Chris“ gab zum „Horn von Afrika“, wo man schon von Weitem merkte: Hier ist der Spaß zuhause: Trommelklänge, ein begeistertes Publikum, das jeden vorgesungenen afrikanischen Text mitsang, beim bekannten „Waka Waka“ zu Höchstform auflief.
Schräg gegenüber im „Hexenkessel“ hatte die „Feierowendband“ ein gefeiertes Heimspiel. Das „Nicky Marquez Trio“ begann im „Havana“ als Duo – gezwungenermaßen. Die drei hatten auf der Fahrt zum Veranstaltungsort einen Unfall, das Auto war hin, der Gitarrist kam später nach. Dem Musikgenuss tat dies jedoch keinen Abbruch.
Die mitreißende lateinamerikanische Musik mit einigen Ohrwürmern lockte immer wieder Menschen auf die Tanzfläche. Schräg gegenüber in der „Weinzeit“ ertönte zur gleichen Zeit ein deutscher Schlagerklassiker. Ins „Gossini“ war um 22 Uhr kaum noch ein Reinkommen: „The Groove Generation“ sorgte für volles Haus und eine tolle Party. Wer nicht reinkam, konnte die Musik aber auch von draußen genießen.
Spaziergang durch die Nacht
Etwas gediegener ging es in den „Fachwerkstuben“ mit den akustischen Saitensprüngen von „Sweet Infidelity“ zu. Und weiter ging der Spaziergang durch die Nacht zu den anderen Locations. Unterwegs traf man dabei immer wieder auf zauberhafte Leuchtwesen auf Stelzen. Auch Hobbyfotografen kamen an diesem Abend ganz auf ihre Kosten, an Motiven mangelte es nun wahrlich nicht. Und auf dem Hof der Martin-Buber-Schule veranstaltete eine Gruppe Jugendliche ihr ganz eigenes Heppening mit „Mukke“, der Bluetooth-Box.
Es war ein gelungener Herbstabend, ein lauer noch dazu, an dem Musik in der Luft lag, spektakuläre Illuminationen verzauberten. Die Menschen genossen es, mal eher leise, mal laut feiernd. Ein Abend, an dem man sich begegnete, neue Bands kennenlernte oder Altbewährtes sah, ganz nach Lust und Laune – und das unterm Strich für schmales Entgelt. Schön war’s. rid/ü
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