Theater

Ein Blick hinter die Kulissen der Heppenheimer Festspiele

Seit dem 17. März bereitet sich die Regisseurin Caroline Stolz mit ihrem Ensemble auf die Premiere eines neuen Stücks am 25. Juli vor

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jr/ü
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Fabian Stromberger, Sebastian Muskalla und Thomas Peters nehmen sich bei den Festspielen Shakespeares Werke vor. © Festspiele Heppenheim

Heppenheim. Im vergangenen Jahr hat Caroline Stolz den „Nackten Wahnsinn“ inszeniert. Zum fünften Mal bereits, aber erstmals bei den Festspielen in Heppenheim. Eine Komödie auf zwei Etagen mit acht Türen, eine Farce von Michael Frayns, die bei Publikum wie Kritikern ankam, sozusagen eine sichere Kasse. In diesen Tagen versucht sich die erfahrene Regisseurin mit etwas Neuem: Im Probenraum in Lorsch bereitet sie sich seit dem 17. März mit ihrem Ensemble auf die Premiere von „Shakespeares sämtliche Werke …leicht gekürzt“ am 25. Juli vor.

Drei Schauspieler, 90 Minuten, unzählige Rollen. Tragödien, Komödien, Historien, die im Schnelldurchgang auf und über die Bühne im Kurmainzer Amtshof gebracht werden. Alle 37 Stücke des großen Meisters, ein ganz klein wenig gekürzt, versteht sich, kreativ bearbeitet und voller Anspielungen. Fabian Stromberger, Sebastian Muskalla und Thomas Peters nehmen sich unter unter ihrer Regie Shakespeares Werke von „Romeo und Julia“ über „Macbeth“ bis hin zu „Hamlet“ vor, und kein Klassiker bleibt verschont.

Kompakte fünf Wochen hatte das Ensemble für die Erarbeitung Zeit, kurz vor Ostern wurden die Proben beendet. Weiter geht es ab dem 20. Juli, fünf Tage vor der Premiere beginnen dann die Endproben im Amtshof. Dort geht es um das Zusammenspiel mit Bühne, Licht, Ton und in der besonderen Atmosphäre des historischen Spielorts, an dem seit August 1974 die Festspiele veranstaltet werden. Gegründet wurden sie von Hans Richter, fortgeführt von dessen Sohn Thomas sowie dessen Frau Sabine, danach übernahm ab 2018 eine GmbH das Geschäft, die – bedingt durch Corona – 2020 Insolvenz anmelden musste.

Eine Liebeserklärung an das Theater

Seit der Spielzeit 2022 werden die Festspiele von Regisseurin und Schauspielerin Iris Stromberger (TheaterLust Darmstadt) als Intendantin neu belebt – in der Spielstätte im Herzen der Altstadt, die dem Shakespeare-Theater nachempfunden ist.

Bei Wein und Laugengebäck finden mehr als 500 Zuschauer Platz, die hier ein Ambiente erleben, das bestens zum diesjährigen Motto „Shakespeare“ passt, zu seiner bekanntesten Komödie „Ein Sommernachtstraum“ (Premiere unter der Regie von Iris Stromberger ist am 18. Juli) und natürlich zur von Caroline Stolz inszenierten Parodie.

Die freut sich schon auf die Premiere für ein Stück, das sie zwar bislang nicht in ihrem Repertoire hatte, das sie aber „schon lange“ verfolgt habe und das für sie „ein kluges, humorvolles Spiel mit der Shakespeare-Tradition und eine große Liebeserklärung ans Theater“ ist. Gerade für eine Freilichtbühne biete es viele Möglichkeiten, den direkten Kontakt zum Publikum zu nutzen. Shakespeares Theater sind für sie ein „zeitloser Spiegel menschlicher Konflikte, voller sprachlicher Kraft und komplexer Figuren.“ Ein Format, humorvoll, virtuos, spielerisch, aber mit einer klaren Wertschätzung für das Original: „Genau diese Mischung aus Respekt und Leichtigkeit finde ich reizvoll – sie macht Shakespeare zugänglich, ohne ihn zu banalisieren.“

Das Besondere an Freilichttheaterstücken

Hinzu kommt für sie bei den Festspielen der jahrhundertealte Aufführungsort, der „eine eigene Präsenz mit sich bringt“ – historisch gewachsen, offen, unmittelbar. Diese Kulisse schaffe eine „besondere Nähe zwischen Spielenden und Publikum. Gerade ein Stück wie dieses, das mit direkter Ansprache, Virtuosität und Dynamik arbeitet, profitiert enorm von der lebendigen Atmosphäre unter freiem Himmel.“

Da fällt auch nicht so ins Gewicht, dass die Spielstätte – bis auf die Bühne – nicht überdacht und damit wetterabhängig ist. Aber unbedarft den Elementen ausliefern wollen sich Regisseurin wie Schauspieler und das Restteam auch nicht. Geprobt wird mit Blick auf Flexibilität, was aus ihrer Sicht ohnehin „essenziell für eine Open-Air-Produktion“ ist. Wobei das Stück selbst beste Voraussetzungen liefere: „Es lebt vom unmittelbaren Moment, von der Reaktion auf das Unerwartete. Natürlich gibt es einen klaren und festgelegten Ablauf, aber die Schauspieler sind jederzeit in der Lage, spontan und mit Humor auf äußere Einflüsse zu reagieren.“ Genau das mache Freilichttheater auch so besonders und einzigartig.

Aber es ist nicht nur Shakespeare, der in der kommenden Saison für Unterhaltung im „Theater im Hof“ sorgt. Auch für Freunde des Kabaretts, der Operette, des Chansons und einer „Musik ohne Grenzen, die glücklich macht“ wird etwas dabei sein. Einen Überblick über Programm und Ticketangebot sowie Hintergrundinformationen gibt es im Internet unter www.festspiele-heppenheim.de. jr/ü

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