Coronavirus - Die Heppenheimer Vereine sagen die Kampagne 2020/21 geschlossen ab / Planungen für Alternativ-Programm im Internet

Fastnacht: Säle und Straßen bleiben leer

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Normalerweise kommen am Fastnachtsonntag mehrere zehntausend Narren in die Heppenheimer Innenstadt. Am 14. Februar 2021 wird es in der Kreisstadt jedoch deutlich ruhiger zugehen: Der Umzug ist abgesagt. © Sascha Lotz

Heppenheim. Seit Wochen hat es sich abgezeichnet, seit Mittwochnachmittag ist es nun auch offiziell: Der Heppenheimer Fastnachtsumzug fällt 2021 aus. „Wir haben im Vorstand einstimmig beschlossen, dass die Fastnachtskampagne 2020/21 aufgrund der Corona-Pandemie nicht wie gewohnt stattfinden kann. Es wird somit auch keinen Umzug geben“, sagt Zugmarschall Norbert Weiser im Gespräch mit dieser Zeitung.

Die Entscheidung sei den Verantwortlichen der IG Heppenheimer Fastnachtsumzug nicht leicht gefallen, beteuert Weiser, der als Zugmarschall auch Vorsitzender der Interessengemeinschaft ist. „Aber selbstverständlich geht die Gesundheit aller Beteiligten in der aktuellen Situation vor“, so Weiser weiter.

Mit dieser Begründung hatten schon im Vorfeld die Kolpingsfamilie, der SV Erbach sowie die Hambacher Habafa ihre Sitzungen abgesagt – zum Bedauern des Zugmarschalls, der ursprünglich auf eine gemeinsame Vorgehensweise aller fastnachtstreibender Vereine der Kreisstadt gehofft hatte. Allerdings fügt Weiser auch hinzu: „Insbesondere der SV Erbach und die Habafa sind keine reinen Fastnachtsvereine. Hier entscheiden nun einmal der Gesamtverein beziehungsweise mehrere Trägervereine und nicht eine einzige Abteilung.“

Fast eine Komplett-Absage

Mit der Absage des Umzugs, der ursprünglich am Sonntag, 14. Februar, durch die Gassen und Straßen der Kreisstadt rollen sollte, geht dann auch die nahezu komplette Absage der Kampagne einher – mitsamt der Kampagneneröffnung am 11.11. und der traditionellen Ordensverleihung. Auch einen Schirmherrn wird es demnach nicht geben.

„Ich spreche hier im Namen der restlichen Vereine“, sagt Weiser. Im Detail sind dies die Hutzelschweizer, die FG Bottschlorum, die Pfarrei Erscheinung des Herrn und der katholische Frauenbund. Einzig die Wald-Erlenbacher Feuerwehr habe noch keine endgültige Entscheidung über eine Absage getroffen, so Weiser.

Über Weisers Statement hinaus wollen sowohl der Frauenbund als auch die FG Bottschlorum ihre Mitglieder in den nächsten Tagen noch einmal ausführlich über ihre Entscheidungsfindung und die weitere Vorgehensweise informieren. Im Gespräch mit dieser Zeitung lässt Bottschloren-Vorsitzende Anke Hildenbeutel aber schon durchblicken, in welche Richtung diese Mitteilung gehen wird: „Die Fastnacht ist ein wichtiger Bestandteil unserer Kultur. Sie lebt von der Begegnung und der Geselligkeit – und von Menschen, die eine schöne Zeit miteinander verbringen möchten. Dies alles ist in der gegenwärtigen Situation aber einfach nicht möglich.“

Möglich ist jedoch, das haben die beiden großen Weinfeste an der Bergstraße und auch so manche Kerwe in den vergangenen Wochen schon eindrucksvoll bewiesen, eine Alternativveranstaltung in der digitalen Welt. „Wir haben hierfür eine kleine Kommission aus Mitgliedern mehrerer Vereine gebildet, die sich derzeit intensiv mit einem vergleichbaren Programm beschäftigt. Man könnte auch sagen: Wir arbeiten gerade an einem Drehbuch“, berichtet Norbert Weiser.

Über allem steht die Gesundheit

Dem Zugmarschall schwebt nach eigenen Angaben ein kurzweiliges Unterhaltungsprogramm vor, das am 13. und 14. Februar im Internet gestreamt werden soll – garniert mit einem „Fastnacht Dehoam“-Paket, bestehend aus Konfetti, Luftschlangen, Brezeln und womöglich auch dem einen oder anderen Kaltgetränk.

Über allem stehe aber auch in diesem Fall das aktuelle Infektionsgeschehen sowie die Gesundheit aller Beteiligten. „Wir werden uns selbstverständlich an alle Auflagen halten und davon ausgehend entscheiden, was in welcher Form machbar ist“, betont Weiser.

Gänzlich digital sollte das Fastnachtswochenende freilich nicht über die Bühne gehen, findet Heppenheims oberster Fastnachter. Und so hofft er inständig darauf, dass zumindest der traditionelle närrische Gottesdienst in St. Peter am Fastnachtsonntag gemeinsam gefeiert werden kann – natürlich auch unter Einhaltung aller Vorgaben und Auflagen. „Ich habe hierüber bereits mit Pfarrer Meurer gesprochen und hoffe, dass es klappt“, so Weiser abschließend.

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