Ernährung

Die Banane kriegt in Heppenheim einen grünen Punkt

Kitas setzen auf ausgewogene Speisepläne und versuchen, den Kindern Wissen über Lebensmittel zu vermitteln.

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Gesunde Ernährung spielt in Heppenheimer Kitas eine wichtige Rolle. Die Kinder der „Räuberhöhle“ durften Gerd Müller zuschauen, wie die Äpfel, gefüllt in den Häcksler, zerkleinert herauskommen und der leckere Saft entsteht. © Dagmar Jährling

Heppenheim. Zum Frühstück Schokocreme, mittags Pommes und als Snack Schokokekse – nicht gerade empfehlenswert, erst recht nicht für Kinder. Gesunde Ernährung ist besonders im Kindesalter wichtig. Die Verantwortung dafür tragen die Eltern, aber auch Betreuungseinrichtungen – schließlich verbringen die lieben Kleinen dort einen Großteil des Tages. Wie viel Wert wird in den Heppenheimer Kitas auf gesunde Ernährung gelegt? Wir sind der Frage nachgegangen.

Die Antwort vorab: Es wird ziemlich viel Wert auf gesunde Ernährung gelegt, wenn man sich bei den verschiedenen Einrichtungen umhört. Zucker kommt etwa bei den „Pfalzbach-Wichteln“ in Wald-Erlenbach nicht auf den Frühstückstisch. In Kooperation mit dem Arbeitskreis Jugendzahnpflege Bergheim praktiziert man hier einen „zuckerfreien Vormittag“. „Wir sind immer mehr dazu angehalten, uns mit dem Thema Ernährung auseinanderzusetzen, auch vonseiten der Politik und der Krankenkassen“, sagt Sabine Schmid, Leiterin der vereinsgeführten Kita.

Zu viel Zucker in Fertigprodukten

Neben Brot, Geflügelwurst und Käse gibt es bei den Wichteln auch immer frisches Obst und Gemüse, manchmal auch Müsli und Joghurt. „Aber nicht die Fertigprodukte aus dem Supermarkt, da ist viel zu viel Zucker drin“, sagt Schmid. Am Frühstücksbuffet dürfen sich die Kinder selbst bedienen, die Erzieherinnen animieren die Heranwachsenden aber auch, immer wieder neue Gemüse- oder Obstsorten auszuprobieren.

Für Schmid ist der Schlüssel hierbei Geduld – wenn die Karotte am Montag nicht schmeckt, tut sie das ja vielleicht in der Woche oder im Monat darauf. Dabei ist der Kindergartenleiterin aber wichtig zu betonen: „Bei uns wird keinem die Karotte aufgezwungen, wenn man lieber Gurke oder Tomate mag.“

Das Mittagessen wird in der Einrichtung selbst gekocht, manchmal dürfen die Kinder bei der Zubereitung der Speisen helfen oder sich ein bestimmtes Gericht wünschen. „Aber Pommes gibt’s bei uns deswegen nicht jede Woche“, meint Schmid schmunzelnd.

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In der städtischen Kita „Räuberhöhle“ wurden die Kindergartenkinder im Rahmen der Erntedank-Themenwoche konkret in die Lebensmittelherstellung einbezogen: Gemeinsam mit Gerd Müller vom gleichnamigen Saftladen durften die Kleinen ihren eigenen Apfelsaft herstellen. Bevor die Äpfel in die Presse kamen, mussten sie aber erst einmal geschreddert werden. „Das riecht aber schon lecker“, stellte eines der Kinder mit Blick auf die Apfelmasse fest.

Beim Pressen war dann Muskelmasse gefragt, mit vereinten Kräften drehten die Kinder den Hebel immer weiter. Die Begeisterung war groß, als der Saft erst tröpfchenweise, dann in einem steten Strom in den Eimer floss. „Das ist ja ein richtiger Apfelsaft-Wasserfall“, rief ein Kind begeistert. Probiert werden durfte der selbst gepresste Apfelsaft dann beim gemeinsamen Mittagessen.

„Gesunde Ernährung ist uns sehr wichtig“, betont Ayse Ramila Ünal, die stellvertretende Leiterin der Räuberhöhle. Das Frühstück bringen die Kinder von zu Hause mit, im Vorfeld wird mit den Eltern abgesprochen, dass gesunde und ausgewogene Nahrungsmittel in der Brotbox landen sollen. Das Mittagessen wird von einer Bensheimer Catering-Firma geliefert und umfasst neben vegetarischen Menüs an einigen Wochentagen auch Fleisch oder Fisch. In Kindertagesstätten ganz auf Fleisch und Fisch zu verzichten, wie das in Freiburg ab kommendem Jahr geplant ist, ist in keiner der befragten Kitas in Heppenheim eine Option.

Der Zahnarzt zeigt die Folgen

Das Thema Ernährung wird auch in die pädagogische Arbeit mit den Kindern integriert. Ayse Ramila Ünal nennt als Beispiel etwa die Gesundheitswoche, in der unter anderem die Lebensmittelpyramide mit den älteren Kindern besprochen wurde. Wie bei den „Pfalzbach-Wichteln“ ist auch in der „Räuberhöhle“ ein Zahnarzt zu Gast. „Da haben die Kinder dann gezeigt bekommen, was das mit ihnen und ihren Zähnen macht, wenn sie zu viel Süßigkeiten essen“, sagt die Erzieherin.

Auch in der evangelischen Kita Johann-Friedrich-Wichern bekommen die Kinder schon früh vermittelt, dass einige Lebensmittel gesünder sind als andere: Während Banane und Melone einen grünen Punkt bekommen, werden Schokokekse in die rote Kategorie eingeordnet. „Wenn die Kinder das farblich visualisieren, dann bleibt das auch länger im Kopf“, erklärt die stellvertretende Kita-Leiterin Eileen Leonhard. Natürlich darf es zum Nachtisch auch mal ein Keks oder ein Stück Kuchen sein – aber dank Farbsymbolik wissen die Kinder, dass sie bei den grünen Lebensmitteln deutlich öfter zugreifen dürfen. les/ü

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