Heppenheim. Mit einem ausgesuchten Romantik-Programm stellten sich die Cellistin Tatjana Uhde und ihre Klavierpartnerin Lisa Wellisch beim fünften Saisonkonzert von Forum Kultur im Heppenheimer Kurfürstensaal vor.
Schumanns später Zyklus „Märchenbilder“ diente dem Duo als Aufhänger einer poetisch gestimmten Werkauswahl, die auch viele Entdeckungen jenseits des omnipräsenten Standardrepertoires bot.
Der Coup des Abends
Joachim Raff (1822-1882), Josef Gabriel Rheinberger (1839-1901) und Paul Juon (1872-1940) waren gar zum ersten Mal in der seit über drei Jahrzehnten bestehenden Kammermusikreihe vertreten. Die als Solocellistin im Pariser Opernorchester tätige Freiburgerin Tatjana Uhde und die aus Villingen-Schwenningen stammende Pianistin Lisa Wellisch bilden seit einigen Jahren ein festes Duo. Ihr vitales Engagement für Raritäten trug im ersten Programmteil mit den Stücken der genannten Komponisten besonders schöne Früchte.
Vor allem Tatjana Uhde konnte dabei ihre lyrisch-melodiösen Qualitäten auf einem klangprächtigen französischen Instrument von 1852 voll ausspielen.
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So machten sowohl die einst beliebte D-Dur-Cavatina opus 85/3 (1859) des lange in Wiesbaden und Frankfurt wirkenden Schweizers Joachim Raff als auch das mit liedhaftem Tschaikowsky-Schmelz aufwartende „Märchen“ a-moll opus 8 (1904) des in Moskau geborenen Berliner Kompositionsprofessors Paul Juon durchaus Appetit auf mehr Musik dieser beiden wohl zu Unrecht vergessenen Meister.
Zum Coup des Abends wurde die 1875 für das Musiker-Ehepaar David Popper und Sophie Menter entstandene C-Dur-Sonate opus 92 des ehedem hoch angesehenen Wahl-Münchners Josef Gabriel Rheinberger, der heute allenfalls noch als Chor- und Orgelkomponist geläufig ist. Die wieder sehr sanglich phrasierende Cellistin und ihre hier ebenbürtig geforderte Klavierpartnerin lieferten eine bezwingend inspirierte Wiedergabe dieses dankbaren Werkes, das den Vergleich namentlich mit den überstrapazierten Brahms-Sonaten bemerkenswert gut aushielt.
Busch-Trio kommt am 15. März
Gerade den thematisch überaus eingängigen Kopfsatz und die wahrhaft arios schwelgende F-Dur-Canzonetta im Zentrum hätte man sich kaum süffiger und ausgewogener wünschen können. Dass der etwas weitläufige Finalsatz noch straffer und pointierter denkbar gewesen wäre, mochte als marginaler Schönheitsfehler eines ansonsten exemplarisch gelungenen Rheinberger-Plädoyers erscheinen.
Ausgeprägte klangliche Harmonie speziell auf lyrischem Terrain demonstrierten Tatjana Uhde und Lisa Wellisch auch im ausschließlich der kleinen Form gewidmeten zweiten Konzertteil.
Der wohl auf Verse eines jungen Dichters zurückgehende Zyklus „Märchenbilder“ opus 113 von 1851 (Arbeitstitel „Viola- geschichten“) fesselte besonders durch die sensibel verinnerlichte Poesie der Rahmensätze, ohne freilich die kraftvolle Verve der Mittelsätze zu vernachlässigen.
„Solveigs Lied“ aus Griegs 1876 uraufgeführter „Peer Gynt“-Vertonung leitete danach als perfekt adaptiertes Cello-Schmankerl über zu Schumanns populären „Fantasiestücken“ opus 73 (1849), die dem nie prätentiös auftrumpfenden Duo ebenfalls einnehmend kantabel gerieten. Für den finalen Beifall im knapp zur Hälfte besetzten Kurfürstensaal revanchierten sich Uhde und Wellisch mit Mendelssohns ideal passenden Ohrwurm „Lied ohne Worte“ D-Dur opus 109 von 1845.
Beim Gastspiel des renommierten Busch-Trios am 15. März stehen Werke von Beethoven und Schostakowitsch auf dem Programm.
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