Heppenheim. Faszination pur am Starkenburg-Gymnasium: Die Fünftklässlerin Bindi führt im „Digi-Space“ ihren selbst gebauten Malroboter vor. Zwei Motoren, auf eine Platte montiert, sind mit einem Drehzahlregler verbunden. Auf den beiden Motoren finden sich aus Pappe geschnittene Kreise und Schenkel, deren Gelenke wiederum mit Unterlegscheiben aus Pappe und zusammengesteckt mit Zahnstocher einen Filzstift führen. Der Stift malt auf ein Papier. „Umso mehr Volt auf die Motoren gegeben wird, desto schneller wird der Malroboter“, erklärt Bindi.
Sie und weitere Schüler präsentieren ihre Projekte im „Digi-Space“ Landrat Christian Engelhardt und dem hessischen Staatssekretär Patrick Burghardt (beide CDU). Er informiert sich als Bevollmächtigter der Landesregierung für E-Government und Informationstechnologie über das richtungsweisende Projekt. Auch Corinna Simeth, Abteilungsleiterin Grundsatz und Kreisentwicklung des Kreises, sowie Torsten Leveringhaus, Landtagsabgeordneter, Fraktionssprecher für Digitales und Datenschutz sowie grüner Obmann, sind dabei.
Landrat Engelhardt zeigt sich begeistert von den Komponenten für den Malroboter. „Elektronik in Form von Motoren und dann einfach Pappe und Zahnstocher zusammen zu basteln, das ist eine tolle Idee“, sagt er. Als Jugendlicher habe er selbst gerne auf Platinen gelötet. Das habe viel Geld gekostet, hier im Kreis Bergstraße könnten Kinder und Jugendliche das offene Digital-Labor kostenlos nutzen.
Angeleitet werden sie von Jan Fuchs, Referent des Kreises Bergstraße für Digitale Bildung, sowie den ehrenamtlichen Mitarbeitern Maximilian Brusis und Merlin Weilland. Im Forscherlabor werden neben dem offenen Angebot für Schüler und Studenten aus dem Kreis Bergstraße (bei der Präsentation sind auch Schüler des Martin-Luther-Gymnasiums aus Rimbach vor Ort) auch Workshops im Bereich Elektronik, Robotik, 3D-Druck, CAD Programmierung, Breakerspace und Sensebox für Schüler und Schülerinnen verschiedener Altersstufen angeboten.
Im „Digi-Space“ gibt es viel zu entdecken. Es gibt eine VR-Brille („virtuelle Realität“), eine 360-Grad-Videokamera oder auch ein selbst gebautes Messgerät für Feinstaub, Roboterfahrzeuge, einen Green-Screen zum Freistellen für Filme und Fotos. Maximilian Brusis assistiert den Schülern beim Filmen und Elektroniker Weilland probiert gerne Neues aus. Auf die Frage, was sich in den vergangenen 30 bis 40 Jahren am Zusammenlöten von Platinen geändert hat, kommt eine klare Antwort: „Viel.“ Während früher auf Platinen einzelne Widerstände gelötet wurden, finden sich heute viele Widerstände in einem winzigen Schaltkreis. Die schwarzen, quadratischen Schaltkreise sind nicht mehr aus Laptops und Smartphones wegzudenken.
Bevor die Schüler ihre Arbeiten präsentieren, stellen Engelhardt, Fuchs und Simeth das Projekt „Digi-Space“ den Landespolitikern im Schulhof vor. „Das Digital-Labor hat mit der Schule außer dem Standort nichts zu tun“, sagt Engelhardt. Es ist ein Kreisangebot. Im Rahmen von „Vision Bergstraße“ sei unter Beteiligung von Bürgern, Politikern sowie Vertretern aus den Bereichen Wirtschaft und Gesundheit eine Kreisentwicklungsstrategie erarbeitet worden. Egal, bei welchem Thema: Es sei immer wieder um die digitale Umsetzung gegangen. Hier sei der Ursprung des „Digi-Space“ zu finden. Es sei ein Transferzentrum entstanden, das als „Impact Lab“ junge Menschen dabei unterstützen soll, ihre Ideen umzusetzen.
Schulleiterin Katja Eicke berichtet, dass es nicht einfach war, das „Digi-Space“ während der Corona-Pandemie mit Leben zu füllen, und dankt dem Kreis für die Umsetzung. Zuständig dafür ist Corinna Simeth. Das „Digi-Space“ wurde vom Land Hessen beim Wettbewerb „Hessen smart gemacht“ ausgezeichnet und wird mittlerweile von vielen Stiftungen gefördert. Engelhardt schwebt in Zukunft eine Verzahnung des „Digi-Space“ mit dem Mint-Zentrum in Bensheim an der Geschwister-Scholl-Schule vor.
Mit dem Forscherlabor beweise der Kreis einmal mehr echten Pioniergeist. „Dieses Angebot ist in unserer Bildungslandschaft bisher einzigartig. Ich würde mich sehr freuen, wenn das Digi-Space auch auf andere Kommunen übertragen und so deutschlandweit Schule machen“ würde, sagt Engelhardt. dj/ü
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