Heppenheim. Auf jeden Fall hat die „Bürgerinitiative Marienbader Straße – Breslauer Straße“ beim Kreis Bergstraße Widerspruch gegen die Teilbaugenehmigung für das Projekt der WSW Baubetreuung GmbH (Bensheim) eingelegt, die hier mehrere Mehrfamilienhäuser, Doppelhäuser, ein Einfamilienhaus sowie eine Tiefgarage errichten will. Darüber hinaus, so BI-Sprecherin Christine Fischer, sei man dabei, eine Klage gegen den Bebauungsplan vorzubereiten. Die soll im Mai eingereicht werden.
Zuletzt hatte sich sogar der CDU-Bundesabgeordnete Michael Meister in die Diskussion eingebracht und versucht, zwischen den Parteien zu vermitteln. Denn am Wohnungsbauprojekt auf einem früheren Grundstück der Gärtnerei Mai an der Bürgermeister-Kunz-Straße scheiden sich die Geister: Während die Bauherren der WSW Baubetreuung Häuser und Tiefgarage möglichst schnell fertigstellen wollen, befürchten die künftigen Nachbarn in Marienbader und Breslauer Straße eine erhebliche Verschlechterung ihrer Wohnsituation, vor allem durch ein höheres Verkehrsaufkommen.
Vor einigen Tagen haben die Bauarbeiten begonnen. Nach Angaben von Tobias Amthor (WSW) wurde das Projekt mit ersten Erdarbeiten gestartet, inzwischen ist eine große Baugrube ausgehoben, zuvor war die Fläche archäologisch untersucht worden. Für die Arbeiten liegt eine Teilbaugenehmigung vor. Im weiteren Projektverlauf sollen zunächst die Mehrfamilienhäuser inklusive sozial geförderter Wohnungen errichtet werden. Die statischen Berechnungen sowie die Fachplanungen, so Amthor, seien weitgehend abgeschlossen. Das Projekt soll wie geplant in drei Bauabschnitten umgesetzt werden, mit der Fertigstellung der ersten Wohnungen rechnet Amthor für das vierte Quartal 2024.
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Insgesamt sollen auf dem 7177 Quadratmeter großen Grundstück, das im Besitz der WSW ist, fünf Mehrfamilienhäuser mit etwa 42 Wohnungen, drei Doppelhäuser und das Einfamilienhaus entstehen. Vier der Wohnungen werden Sozialwohnungen sein. Ein Drittel der Grundstücksfläche, 2340 Quadratmeter, werden bebaut. Sämtliche Gebäude sollen als Effizienzhäuser errichtet werden. Hinzu kommt eine Tiefgarage mit 59 Parkplätzen sowie ein Dutzend Besucherparkplätze.
Vor allem die Tiefgarage ist es, die bei den Anwohnern für Widerstand und die Gründung einer Initiative gesorgt hat. Denn die soll über die Breslauer Straße an- und abgefahren werden, was aus Sicht der Nachbarn für eine unzumutbare Steigerung des Fahrzeugverkehrs sorgen werde. Ihre in den vergangenen Monaten immer wieder geäußerte Forderung lautete deshalb, den Tiefgaragenverkehr zumindest teilweise über die Bürgermeister-Kunz-Straße abzuwickeln. Eine Forderung, der Hessen Mobil und die Bauherren jedoch schnell eine Absage erteilt hatten: Hessen Mobil befürchtete insbesondere eine zu starke Belastung der Kreuzung B3; die Bauherren ihrerseits deutlich höhere Kosten, wenn eine zweite Aus- und Einfahrt für die Tiefgarage gebaut werden müsste.
Ein Problem für die Anwohner ist auch die Dimension des Vorhabens. Die Pläne sehen eine Bauhöhe vor, die sich am an der B3 gelegenen weiterhin bestehenden Gärtnerei-Gebäude auf der Ostseite des Areals orientiert. Allerdings wird die Bebauung in Richtung Breslauer Straße deutlich abgesenkt. Bedenken, die Abwassermengen durch die Neubauten könnten für Ärger mit der Kanalisation sorgen, wurden von den Planern zurückgewiesen.
Beim Treffen mit Michael Meister hatten die Konfliktparteien vereinbart, dass der rund zwei Jahre laufende Baustellenverkehr über die Bürgermeister-Kunz-Straße abgewickelt und der fließende und ruhende Verkehr im Viertel über einen längeren Zeitraum beobachtet wird, außerdem sollte ein „wechselseitiger Prozess“ angeschoben werden, an dem BI wie Stadt beteiligt sein sollten. Eine Art „Friedensplan“, der offensichtlich nicht aufgeht.
„In dem Projekt stecken jede Menge Fehler“, so Christine Fischer. Fehler, die sie und ihre mehr als 30 Mitstreiter optimistisch machen, was den Ausgang eines Rechtsstreites angeht. „Dass zum Beispiel einerseits behauptet wird, eine Tiefgaragenausfahrt werde für Rückstaus auf der Kunz-Straße führen, andererseits aber die vielen Baustellenfahrzeuge keine Störungen verursachen, versteht doch kein Mensch.“ Sollte es nach einem entsprechenden Gerichtsbeschluss trotz fortgeschrittener Arbeiten einen Baustopp geben, „dann war das eben deren Risiko“. jr/ü
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