Heppenheim. Wenn Birgit Kohl vom Heppenheimer Obst- und Gartenbauverein erzählt, hört man ihre Begeisterung sofort raus: für den Garten, für das gemeinschaftliche Tun, für das Weitergeben von Wissen. Seit der letzten Mitgliederversammlung ist die 58-Jährige Zweite Vorsitzende des 1906 gegründeten Vereins, der heute rund 170 Mitglieder zählt. Gemeinsam mit dem neuen Ersten Vorsitzenden Roland Petermann führt sie die traditionsreiche Gemeinschaft in eine neue Zeit.
Ein großer Einschnitt war im vergangenen Jahr der Tod des langjährigen Vorsitzenden Reinhard Weichsel, der das Vereinsleben über viele Jahre mit einem vielseitigen Programm, Engagement und Weitblick geprägt hatte. „Er hat den Verein auf ein solides Fundament gestellt“, sagt Kohl. Dieses Fundament trägt – und soll zugleich offen bleiben für neue Impulse.
Der Gartenkalender bestimmt das Vereinsleben
„Nachwuchssuche ist bei uns ein Thema“, betont Kohl. Mit 58 Jahren zählt sie selbst noch zu den Jüngeren. Der Vereine möchte mehr jüngere Menschen gewinnen, ohne die älteren Mitglieder aus dem Blick zu verlieren. Diese sind nicht nur tragende Säulen, sondern auch wichtige Wissensquellen, auf deren Rat und Erfahrung niemand verzichten möchte.
Der Rhythmus des Gartenkalenders bestimmt auch das Vereinsleben. Feste Programmpunkte sind der Neujahrsempfang, eine kleine Fastnachtssitzung, eine Pfingstgarten-Tour nach Lorsch, eine Mehrtagesfahrt, die Stadtkerwe sowie das Erntedankfest und die Weihnachtsfeier.
Im kommenden Jahr will der Verein den gärtnerischen Aspekt noch weiter in den Fokus rücken. Einmal im Monat soll eine „Gartenrunde“ stattfinden, bei der der Erfahrungsaustausch im Mittelpunkt steht. Das jüngste Treffen stand unter dem Motto „Garten im Winter“. Zwei Damen hatten es vorbereitet und zeigten, was jetzt noch wächst: Spinat im Hochbeet funktioniere beispielsweise noch, aber auch Feldsalat oder Winterkopfsalat.
Auch über die aktuelle Ernte wurde gesprochen: späte Apfelsorten, Quitten, Birnen, Nüsse und Kohl. Jeder bringe sein Wissen mit, erzählt Kohl, und so profitieren alle voneinander. Ein Mitglied habe sich zur Obstbaumveredelung fortbilden lassen, andere hätten ebenfalls ihre Spezialthemen. „Mein Steckenpferd ist der Kompost“, erzählt Kohl, „so ein Kreislauf im eigenen Garten, das finde ich total spannend“.
Aktuelle Themen wie der Klimawandel spielen auch eine Rolle. Es wird über Pflanzen gesprochen, die Hitzeperioden besser überstehen oder Schatten spenden können. Auch ein Infoabend zu Schottergärten hat kürzlich stattgefunden. Kooperationen, beispielsweise mit dem Blumenland Herdt, bringen zusätzlich Abwechslung. „Wir hatten dort schon Ladenführungen, haben Herbstkränze gebunden – und dabei viel gelacht.“
Ein großes Sommerfest ist geplant
In diesem Jahr wagte der Verein eine neue Form des Austauschs: eine Gartentour bei mehreren Mitgliedern. „Jeder zeigte seinen Garten, erzählte, was gut funktioniert oder was schnell ausufert. Gerade die Älteren geben dabei wertvolles Wissen weiter“, so Kohl.
Für das kommende Jahr sind bereits neue Ideen in Planung. Neben den Gartenrunden soll es im Frühjahr wieder Baumschnittkurse geben. Ein großes Sommerfest ist in Kooperation mit den Kleintierzüchtern vorgesehen. Es soll Familien anlocken und den Verein stärker ins Bewusstsein der Heppenheimer rücken. Pläne gibt es laut Kohl also einige. „Unser Ziel ist es, den Verein lebendig zu halten – mit Herz, Humor und Leidenschaft für alles, was wächst.“
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