Heppenheim. „Mer lache se weg, die dabbisch Bazille, ich denk, des is aah unserm Jokus sein Wille!“ Das ist sozusagen Hedwig Vocks Version des geflügelten Wortes „Humor ist, wenn man trotzdem lacht.“ Es sind auch die Schlussworte der ersten Miniatur-Büttenrede der diesjährigen Fastnachtskampagne, die, wie schon die vorgehende, ganz unter dem Zeichen der Corona-Pandemie steht.
Warum Hedwig Vock als „Schirmfraa reloaded“ am Tag vor dem 11.11 zu den Fastnachtern der IG Heppenheimer Straßenfastnacht sprach und ob am Fastnachtssonntag nur Trübsal blasen angesagt ist, das wurde bei der Mitgliederversammlung des Vereins am Mittwochabend verraten. Es war eine Sitzung voller Überraschungen.
Auch 2022 wird es keinen Fastnachtsumzug in der Kreisstadt geben, das verkündete Zugmarschall Norbert Weiser am Mittwochabend im Rahmen der Mitgliederversammlung. Er verwies auf die Menschenmassen, die beim Umzug üblicherweise die Straßenränder säumen: „Stellen Sie sich die Situation vor am Postknoten, an der Kreuzung Uhlandstraße/Mozartstraße oder am Marktplatz – wer soll da das Maskengebot und die Abstandsregeln kontrollieren? Und wer hält dafür den Kopf hin?“
Ganz geschlagen geben wollen sich die Heppenheimer Straßenfastnachter jedoch nicht. Am Fastnachtssonntag, der im kommenden Jahr auf den 27. Februar fällt, soll es auf dem Graben zumindest eine Fastnachtsparty geben. Nur für die Heppenheimer – „und für die drei Bensemer im Vorstand“, wie einer scherzte. Dort stünden 5600 Quadratmeter zur Verfügung, die eingezäunt werden könnten. Es soll eine Bühne aufgestellt werden, ebenso Verpflegungsstände und eine Security soll nach dem Rechten sehen. Es bleibt abzuwarten, wie bis dahin die geltenden Corona-Regeln sein werden. Geplant ist dann auch ein Miniatur-Umzug am Graben: Drei Wagen, eine Gardegruppe, zwei oder drei Fußgruppen und eine Musikgruppe“, so könnte sich Weiser das vorstellen.
Zu einer Fastnachtskampagne gehört, egal ob Umzug oder nicht, ein Schirmherr. Zwei Jahre war das Hans-Peter Rauen, der unter dem Namen Hans-Peter der Brotteigkneter den vierfarbbunten Schirm hochhielt. Bei all dem närrischen Treiben – egal, ob live wie 2020 oder digital (2021) – hat er buchstäblich einen Narren gefressen an der Hepprumer Fastnacht. Und das als Bensheimer. Das Hepprum Helau geht ihm mittlerweile leichter über die Lippen als das Bensem Eijo. Da lag es nahe, dass er nicht so sang- und klanglos abtritt: Seit Mittwochabend ist er nun zweiter Vorsitzender der IG Heppenheimer Straßenfastnacht.
Doch wenn der eine Schirmherr geht, braucht es einen neuen oder zwei. Oder besser noch gleich vier Frauen: Mit einem Schirmherrinnen-Kleeblatt starten die Fastnachter in die Kampagne 2021/2022. Die Namen sind bekannt, denn alle haben sie schon einmal das närrische Zepter geschwungen: Andrea Ochs-Kleber alias Miss Veggelsbach war 2003 Schirmherrin der Straßenfastnacht, FG-Bottschlorum-Prinzessin Anke Hildenbeutel war es im darauf folgenden Jahr. Als Schärmfraa hatte Hedwig Vock 2011 („Auf die 11 leg ich Wert“, so Vock.) die Narren fest im Griff, und Erste Stadträtin Christine Bender navigierte das Narrenschiff als Stadtpiratin 2019 sicher durch Beifallsstürme und Konfettiregen. Gemeinsam wollen sie nun als närrisches Kleeblatt die Schirme hochhalten.
Tipps für den Sitz der Narrenkappe
Vorerst aber tauschten die Damen wertvolle Tipps aus, wie die Narrenkappe besser auf dem Kopf sitzt: „Ich hab’s hinten zugenäht“, verriet Christine Bender, während Hedwig Vock das gute Stück mit Klämmerchen in der Haarpracht befestigt. Alle haben sie nicht lange überlegen müssen, das Amt anzunehmen.
Auch Fastnachtsbuttons gibt es wieder: Zu sehen ist der Till mit den 3G: gelacht, getanzt, gefeiert. Mit den 2,50 Euro pro Stück unterstützt man den Verein und sorgt dafür, dass es wieder einen närrischen Gaudiwurm geben wird, wenn das Virus sich eines Tages wieder verzogen hat.
Am gestrigen Donnerstag, dem 11.11., pünktlich um 11.11 Uhr eröffnete eine kleine Abordnung der Hepprumer Straßenfastnachter die diesjährige Kampagne am Fastnachtsbrunnen am Graben. Anke Hildenbeutel ließ es sich nicht nehmen, die Leiter zum Till auf dem Fastnachtsbrunnen hinaufzuklettern und ihn mit einem Blumenstrauß zu ehren, worauf dann ein dreifaches Hepprumer Helau durch den Nebel schallte. rid/ü
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