72-Stunden-Aktion

Bunte Wände und neue Beete fürs Haus am Maiberg

An der zur Unterkunft umfunktionierten Immobilie wurde gestrichen, gegärtnert und gezimmert / Es gab aber auch Kritik am Ort der Aktion

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pam/ü
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Im Rahmen der 72-Stunden-Aktion des BDKJ werkelten junge Menschen am Haus am Maiberg. © Meike Paul

Heppenheim. Über 500 Menschen engagierten sich im Kreis Bergstraße bei der 72-Stunden-Aktion des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und seiner Verbände. In insgesamt 14 Projekten von Heppenheim über Bensheim bis Lampertheim und Fürth wurde gewerkelt, gebaut, gestrichen, geschliffen und gepflanzt. Zum fünften Mal schon wurde auf diese Weise in der Region mitangepackt, erklärte Stefan Matzke vom BDKJ-Vorstand Bergstraße im Gespräch mit dieser Zeitung. „Das ist eine große Anzahl Helfer, über die wir uns sehr freuen.“

Doch zum Vergleich: Beim letzten Mal waren über 800 Ehrenamtliche in 28 Projekten aktiv. Was ist der Grund für die geringere Beteiligung in diesem Jahr? Gibt es im Kreis einfach weniger Baustellen? Peter Simon, Regionaljugendreferent des Katholischen Jugendbüros Südhessen im Bistum Mainz, macht dafür verschiedene Faktoren verantwortlich. Zum einen sei derzeit Abiturphase. Das heißt, viele junge Mädchen hätten für sich andere Prioritäten gesetzt und das Lernen dem Arbeiten vorgezogen. Weiter würden viele Kirchengemeinden zusammengelegt, was neue Sozialräume eröffne.

In 72 Stunden sollten in ganz Deutschland Projekte umgesetzt werden, die die „Welt ein Stückchen besser machen“. Dieses Motto ist der Ausgangspunkt aller Aktivitäten rund um die Aktion. Die Projekte sollten politische und gesellschaftliche Themen aufgreifen, lebensweltorientiert sein und den Glauben einbeziehen.

In der Kreisstadt hatten sich die jungen Menschen des Hauses am Maiberg angenommen. Hier wurden Wände kind- und jugendgerecht bemalt, Beete angelegt, Sitzgelegenheiten für Kinder und Jugendliche aus Platten gebaut. „Außerdem wurde ein Unterstand für den Außenbereich beim Speisesaal gebaut und mehrere Hochbeete mit Pflanzen und Kräutern angelegt“, erzählt Peter Simon. Hier waren etwa 50 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im Einsatz und trotzten dem ungemütlichen Wetter. Mit einem interkulturellen Fest sollte die Aktion am Sonntag abschließen, sind im Haus am Maiberg doch auch geflüchtete Menschen untergebracht.

Dass hier überhaupt auf diese Weise gearbeitet wurde, wirft Fragen auf und stößt auch auf Kritik. Aus der Tatsache heraus, dass die ehemals kirchliche Einrichtung Haus am Maiberg inzwischen als angemietete Immobilie eine privatwirtschaftlich von Visiopart/Softdoor betriebene Unterkunft ist. Somit kommt die ehrenamtlich geleistete Arbeit einem Unternehmen zugute, das pro Person und Monat Unterstützungsmittel von der öffentlichen Hand für die dort untergebrachten unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge erhält. Und weiteres Geld für im Haus am Maiberg seitens der Jugendhilfe untergebrachte Personen. Somit unterstützt die Kirche durch ehrenamtliche Arbeit ein Unternehmen. Die kritische offene Frage an Redaktion und vor allem Organisation: „Gibt es keine andere gemeinnützige Betätigungsmöglichkeit in Heppenheim?“

Die Intention der 72-Stunden-Aktion ist, dass sich teilnehmende Gruppen im eigenen Sozialraum einsetzen. Wichtig war dabei der gemeinsame Einsatz für andere oder mit anderen. Die Aktionen können interreligiös, politisch, ökologisch oder international ausgerichtet sein. Nicht aber wirtschaftlich. Mit den Vorwürfen konfrontiert, hielt Peter Simon mit den Verantwortlichen Rücksprache. „Soweit mir bekannt ist, hat Visiopart alle Materialien zur Verfügung gestellt. Es wurden also keine weiteren Spendengelder für diesen Arbeitseinsatz benötigt“, sagt er. Außerdem sei es hier nicht ums reine Arbeiten gegangen. Die geflüchteten Menschen sollten vielmehr Gemeinschaft erfahren, mit jungen potenziellen Freunden zusammen etwas schaffen. pam/ü

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