Heppenheim. „Die Stimmung der Anwohner geht von verärgert bis aufgebracht. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht angesprochen werde.“ Ein Satz, den Kerstin Buchner, Stadtverordnete der Freien Wähler, in einer Email an Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU) und den Leiter des Ordnungsamtes, Thomas Ehret, geschrieben hat. Was sie und offensichtlich viele der Anwohner im Viertel zwischen Bahngleisen und B3 in Rage bringt, ist die geplante Neuregelung der Parksituation. Was aus Sicht der Verwaltung mehr Ordnung und das Durchkommen von Rettungs- und Versorgungsfahrzeugen gewährleisten soll, bewirkt aus Sicht vieler Anwohner vor allem eins: eine deutliche Verschlechterung der ohnehin prekären Ausgangslage.
Wie berichtet, sollen auch in Straßen, in denen bislang darauf verzichtet wurde, Parkflächen markiert werden, außerhalb derer das Parken dann nicht mehr erlaubt sein soll. Bei einem Pressetermin im Rathaus hatten Burelbach wie Ehret von einer „Erprobungsphase“ gesprochen, während der Rückmeldungen und Anregungen der Anwohner entgegengenommen würden, die dann in die endgültige Regelung Eingang fänden. Dass es um vorläufige Markierungen geht, macht die Farbe gelb deutlich; bereits gültige Markierungen präsentieren sich weiß.
Anwohner sehen ausschließlich negative Auswirkungen
Ginge es nach den Anwohnern der betroffenen Straßen, würde aus dem Gelb auch nach der „Erprobungsphase“ kein weißer Dauerzustand; bei einer Aktion in den Herbstferien kamen innerhalb kürzester Zeit 130 Unterschriften gegen die Pläne zusammen. Sehen sie doch keinerlei Verbesserung durch die geplante Neuregelung, sondern ausschließlich negative Auswirkungen – die nicht nur den Anwohnern selbst, sondern auch den wenigen Geschäften vor Ort das Leben schwer machten.
Dabei könnte man, wie bei einem Ortstermin mit einem Dutzend Betroffener zu hören war, mit Markierungen an Stellen, an denen es wirklich eng ist, oder auch im Kurvenbereich, durchaus leben: „Wir sind nicht generell gegen Markierungen, aber die sollten auch Sinn ergeben“, war von einer Anwohnerin zu hören.
Was sie und ihre Mitstreiter nicht nachvollziehen können: Dass seitenversetzt überdimensionierte Flächen ausgewiesen sind, die für ein Fahrzeug zu groß, für zwei aber zu klein seien. Dass außerhalb der markierten Flächen absolutes Halteverbot besteht („Wie sollen wir unsere Einkäufe ausladen“). Dass die Anzahl der bislang vorhandenen Abstellmöglichkeiten drastisch reduziert wird: In der Niedermühlstraße von 15 auf 7, in der Lindenstraße von 18 auf 5.
Ein Parkausweis mache wenig Sinn
So jedenfalls die Rechnung der Anwohner, die bislang beide Seiten der Straßen und hierbei – ohne dabei Rollatorfahrer oder Mütter mit Kinderwagen zu behindern – auch einige Zentimeter der Bürgersteige nutzten. Was nie dazu geführt habe, dass – wie von der Verwaltung aufgeführt – Rettungs- oder Versorgungsfahrzeuge am Durchkommen gehindert worden wären. Aber geholfen habe, den Parkdruck abzufedern, der nicht zuletzt durch Mitarbeiter vieler Kleinunternehmen – nicht nur aus dem eigenen Viertel – verursacht werde.
Angesichts der kaum noch vorhandenen Stellflächen, auch das war vor Ort zu hören, mache auch ein Parkausweis wenig Sinn: „90 Euro, obwohl nicht einmal für uns selbst genügend Parkraum zur Verfügung steht?“ Die Anwohner hoffen jetzt darauf, dass ihre Argumente im Rathaus gehört und wie versprochen Eingang in die Pläne finden werden.
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