Heppenheim. Aus der Sicht vieler Bürger und vor allem Pendler soll die Heppenheimer Großbaustelle an der Bundesstraße 460 (Lorscher Straße) einfach nur noch enden. Was das angeht, macht Hessen Mobil Mut. Der für Südhessen und damit für die Kreisstadt zuständige Sachgebietsleiter Jochen Vogel ist zuversichtlich, dass es voraussichtlich gelingt, die Sanierung wie angekündigt im Mai abzuschließen. Das Anpassen der nordwärts angrenzenden Weiherhausstraße soll tatsächlich noch diese Woche abgeschlossen werden, der Verkehr könnte damit schon wieder etwas weniger eingeschränkt rollen. Damit sich das Ganze auch lohnt und nicht so bald wieder aufzubrechen ist, setzen die Verantwortlichen an einer Schlüsselstelle auf Beton. Grund genug, genauer nachzusehen und nachzufragen.
Was der beim Baustellenbesuch auffallende Arbeiter auf seine Schubkarre packt, dampft – und ist Bitumen, wie Vogel später im Telefongespräch bestätigt. Das kommt zum Abdichten in die eigens gesetzten Fugen des Betons. Auch, damit dieser sich ausdehnen kann. So finden die unterschiedlichen Materialien auf dem so viel befahrenen und damit schwer belasteten Kreisel am Europaplatz zusammen. Wie Vanillesauce und Schokoladenstreusel, nur eben in sehr hart – am Ende.
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Von „Whitetopping“ sprechen die Fachleute in Bezug auf den Beton, der an einem solchen Knotenpunkt das Mittel der Wahl ist. Auch dort, wo sich weiter westlich B 460, Tiergarten- und Bürgermeister-Kunz-Straße – und damit bereits Verkehrsmassen – treffen, war in einer vorherigen Maßnahme Beton Trumpf. Vogel macht zugleich deutlich, dass dieser für reguläre Fahrbahnen ansonsten keine Option mehr darstelle.
Damit das Unterfangen Sinn ergibt und die erwartete Funktion oder auch Belastbarkeit erfüllt, reicht der Beton in die jeweiligen „Äste“ hinein. Damit das besonders belastende Abbremsen und Anfahren sowie das besonders belastende Kurven bestmöglich abgefedert werden kann.
Das Erstellen des neuen Kreisels ist viertelweise wie für einen Kuchen angelegt und stadteinwärts schon geschehen. Stadtauswärts brechen die Arbeiter der beauftragten Firmen nun zunächst den Asphalt ab, um dann auch dort betonieren zu können. Dabei geht es Vogel zufolge um die oberen 25 Zentimeter, denen nach unten die sonst auch üblichen Schichten folgen.
Vor dem Umbau erfolgen Bohrungen und bestmöglich erfahren Schotter und Co. eine Wiederverwertung. Der gefürchtete Betonkrebs gilt als besiegt. Die so genannte Rezeptur des Angerührten ist verbessert worden und hatte zuvor augenscheinlich nicht gepasst. So kam es viel schneller als kalkuliert zu Rissen und Nachbesserungsbedarf. Mit dem nun Gebrauchten sollte es „zehn, fünfzehn Jahre eigentlich keine Probleme“ geben.
Dass es eines härteren Untergrunds landauf, landab bedarf, hat im doppelten Sinne mit der Masse des Kraft- und vor allem des Schwerlastverkehrs zu tun. Die Zahl der Automobile (um Faktor vier höher) und ihr Gewicht, eben besonders das der Lastwagen, war vor Jahrzehnten, beim Konzipieren der Trassen, nie und nimmer erwartet worden. Bangt es denn Hessen Mobil heute vor den Super-Lastwagen, den Sechzigtonnern, die vor Jahren auch noch niemand für möglich hielt? Nein, versichert Vogel, heute verbautes Material lasse parallel sechzig Tonnen aus beiden Fahrtrichtungen zu.
Nach allem, wie die Fachleute über ihn sprechen, erscheint der Beton fast wie ein Organismus. Vorarbeiter Pedro Da Costa, der vor Ort koordiniert, findet den Gedanken gar nicht so verkehrt. Und er zeigt den Besenstrich des bewusst raueren Betons, der bei Verschleiß zurückgebracht werden könnte, wie auch Vogel erklärt.
Und es leuchtet schnell ein, warum dieser Belag und damit einhergehende Griffigkeit so wichtig sind. Einen schmierig-glitschigen Untergrund braucht niemand. Denn erstens hat ein normaler Verkehrsteilnehmer keine Regenreifen zur Hand, zweitens ist er kein Rennfahrer.
Da Costa achtet mehr als ohnehin schon auf Wetterprognose und speziell Regenradar. Der kurze Frost vor und nach der Weihnachtspause ließ keine Betonage zu, und heftiger Regen wäre auch nicht gut. „Es sollte nicht tagelang schütten“, relativiert Vogel und bleibt, wie auch Da Costa, optimistisch. „Sieht gut aus mit Mai“, sagt der Hessen-Mobil-Sprecher und legt sich unter Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeits- wie der Nachhaltigkeitsfaktoren auch allgemein, wenigstens absehbar fest: „Auf Beton werden wir nicht verzichten können.“ mbl/ü
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