Heppenheim. Vor fast einem Jahr, am 20. August 2020, fiel der Startschuss für das bislang größte Einzelprojekt am Erlebnispfad „Wein und Stein“. Die Vorsitzenden des Geo-Naturparks Bergstraße-Odenwald und der Bergsträßer Winzer eG, Landrat Christian Engelhardt und Reinhard Antes, vollzogen im Beisein zahlreicher Gäste den ersten Spatenstich für einen Aussichtspunkt mit Unterstellmöglichkeit für Wanderer. Für das Projekt am Steinkopf direkt neben der Wanderstrecke war zunächst eine Bauzeit von wenigen Monaten veranschlagt – und man hoffte auf eine Fertigstellung und Einweihung dieses Jahr im Frühling.
Wer derzeit am Steinkopf über den Erlebnispfad wandert, stellt jedoch fest, dass der Zeitplan ins Rutschen geraten ist. Für Reinhard Antes ist „eine Kette von nicht vorhersehbaren Umständen“ dafür verantwortlich. Zunächst kam der Corona-Lockdown im Herbst 2020 in die Quere. Bis Weihnachten konnten daher nur die Fundamente und die Betonkonstruktion fertiggestellt werden. Und durch den langen Winter konnte nicht frühzeitig genug wieder anfangen werden.
Erschwerend kam hinzu, dass die Hälfte der Investitionskosten von gesamt 70 000 Euro von einigen Sponsoren geleistet wird. „Ausgerechnet der Sponsor, der die Gabionen herstellt, war zwischenzeitlich schwer krank“, erzählt Antes.
Zudem gingen diesem die ursprünglich eingeplanten Sandsteine für die hintere Gabione verloren. Dafür hat Antes erst kürzlich einen Ersatz gefunden. Die Steine wurden von einem weiteren Sponsor aufs nötige Maß zerkleinert.
Damit konnte in den vergangenen Tagen die erste der drei Wände erstellt werden. Diese Gabione muss bautechnisch bedingt zuerst fertiggestellt werden, erklärt der Winzer-Vorsitzende. Das Granitmaterial für die vorderen beiden Gabionen stehe bei der Firma Röhrig schon bereit.
Eine Rolle spielt auch die gute Konjunktur im Handwerk, da alle Sponsoren Handwerksfirmen sind.„Handwerker sind überall komplett überbucht und kaum zu bekommen“, schildert Antes. Wenn dann noch genau die beiden Mitarbeiter durch Wegzug in eine andere Region ausfallen, die für den Gabionen-Bau vorgesehen waren, sei man machtlos. „Ich bin allen Sponsoren dankbar für ihre freiwillige Bereitschaft, etwas für die Heimatregion zu tun“, betont Antes. Das könne aber nicht Vorrang haben vor deren eigenen Aufträgen.
Das unterscheide ein freiwilliges Projekt von einer öffentlichen Auftragsvergabe. Das sei von Anfang an klar gewesen, „daher hatten wir keinen fixen Eröffnungstermin geplant“.
Bei der Winzergenossenschaft kamen ebenfalls unvorhersehbare Ereignisse dazu. Antes nennt das Hochwasser an der Ahr und vor allem den Brand im Viniversum. Derzeit sind auch Bergsträßer Winzer an der Ahr zur Unterstützung der Kollegen unterwegs. „Dieses existenzielle Problem ist sicher wesentlich wichtiger als die Aussichtsplattform.“
In den letzten 16 Monaten sei die Genossenschaft zudem mit der Wiederherstellung des Viniversums beschäftigt gewesen. Dort sei der Einsatz der teils gleichen Handwerksfirmen ebenfalls erheblich eilbedürftiger und wichtiger gewesen. So konnte in dieser Woche endlich die erste Veranstaltung seit dem Brand im komplett erneuerten Obergeschoss des Viniversums über die Bühne gebracht werden. „Es gibt Eiligeres als die Aussichtsplattform. So lange wie die Renovierung im Viniversum wird es aber sicher nicht dauern“, fügt Antes hinzu. ax/ü
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