Heppenheim. Der Blick von Ria Antes schweift über die Weinberge hinweg ins Tal, dann wieder zurück zu den vielen Verwandten und Wegbegleitern ihres 2017 verstorbenen Mannes Vincenz Antes. „Es kommen viele Erinnerungen auf“, sagt sie. Es ist der 24. Juli, der Tag, an dem ihr Mann seinen 91. Geburtstag gefeiert hätte. Vergessen ist er bei keinem der alteingesessenen Winzer. Zur Erinnerung an den „Bergsträßer Weinpapst“ wurde an seinem Geburtstag am Erlebnispfad „Wein und Stein“ auf dem Steinkopf eine Granitbank enthüllt.
Eigentlich, so der Vorsitzende des Bergsträßer Weinbauverbands Otto Guthier, sollte der Rastplatz bereits zum 90. Geburtstag von Vincenz Antes aufgestellt werden. Doch da war die Bank noch in Arbeit. Der Heppenheimer Steinmetzbetrieb Schmitt hat sie aus hellgrauem, glatt poliertem Granit angefertigt. Graffitis sollen darauf leichter entfernt werden können, sollten Vandalen nicht vor dem Verschmutzen des Andenkens zurückschrecken.
„Eine kleine Geste“
„In Memoriam Vincenz Antes – Pionier und Mentor des Bergsträßer Weinbaus. Vorsitzender von 1955 bis 1998 und Ehrenvorsitzender des Weinbauverbandes Hessische Bergstraße“, ist auf einer kleinen Gedenktafel im Bereich der Lehne zu lesen. „Eine kleine Geste“, sagt Guthier. Die Bank steht in unmittelbarer Nähe einer der ersten Wingerte von Vincenz Antes.
Reinhard, einer seiner Söhne, erinnert in seiner Ansprache an die Verdienste seines Vaters, der ab 1955 als Vorsitzender des Weinbauverbandes intensive Aufbauarbeit geleistet hat. Dass die Winzer heute auf asphaltierten Wegen zu ihren Wingerten kommen – auch das ist sein Verdienst. Das Material kam von der Stadt, angelegt hat man die Wege in Eigenregie. Dabei war sich auch Vincenz Antes selbst nicht zu schade, bei gleißender Sonne mit anzupacken, erinnert sich Heinrich Hillenbrand.
Mittagessen pünktlich um 12
„Ich habe mich oft gefragt: Wann macht der Mann das alles? Der Tag hat doch nur 24 Stunden“, so Hillenbrand. An dieser Stelle sorgt Ria Antes mit einem Zwischenruf für Schmunzeln: „Daheim hat er nicht geholfen!“ Immerhin: Als Erster, der am Morgen aufstand, habe er Kaffee aufgesetzt. „Und pünktlich um 12 Uhr war er immer zum Mittagessen da“, so seine Witwe.
Für die neue Bergsträßer Weinkönigin Heike Knapp war der Vor-Ort-Termin im Weinberg der erste offizielle ihrer Amtszeit. Gemeinsam mit Ria Antes enthüllte sie dabei die Gedenkbank. „Eine tolle Gedenkstätte für jemanden, der so viel geleistet hat an der Bergstraße“, so Knapp.
Heinrich Hillenbrand kannte Vincenz Antes seit 1971. „Er war ein Hansdampf in allen Gassen, von morgens früh bis abends spät“, erinnert er sich. Nach und nach habe Antes seinen Betrieb aufgebaut, in der heimischen Waschküche die ersten Reben veredelt – „und dazu viele Stunden für die Allgemeinheit und den Bergsträßer Weinbau geackert“.
Hans Engelhard berichtet, dass seine und Familie Antes eng verbunden sind – sein Vater hatte sogar mit Vincenz Antes Geburtstag. Engelhard erinnert sich an einen von ihm ausgefüllten Arbeitszettel von 1962: „Da hat er alles aufgelistet, was ich in der Woche geschafft habe.“ 45 Stunden waren es, 100 Mark gab es für den damals 15-Jährigen.
Was war die wichtigste Tat des Vincenz Antes? „Dass das Anbaugebiet Hessische Bergstraße 1971 selbstständig wurde“, unterstreicht Otto Guthier. Beinahe wäre man nämlich dem Rheingau zugeschlagen worden. Bei der Stadt Heppenheim regt der Weinbauverband Hessische Bergstraße jetzt an, eine Straße oder einen Platz in der Bergsträßer Kreisstadt nach Vincenz Antes zu benennen. rid
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/heppenheim_artikel,-heppenheim-erinnerung-an-den-pionier-und-mentor-vincenz-antes-_arid,1667396.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/heppenheim.html