Sprayer

Ärger über zunehmende Graffiti rund um Heppenheim

Von 
dj
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Am Maiberg hat sich ein Sprayer auf einer Mauer verewigt. © Jährling

Heppenheim. Dieser Tage blüht der scharfe Mauerpfeffer an Stützmauern im Eckweg besonders herrlich. Schmetterlinge und Bienen fliegen die Blüten zuhauf an. Immer wieder wandeln Touristen vorbei an den Weinbergen, begutachten auch den im letzten Jahr installierten Kunstweg der Sparkassenstiftung Starkenburg.

In den vergangenen zwei Wochen haben sich allerdings auch bunte Graffiti hinzugesellt, auf Wegen oder an Stützmauern. Den Winzern gefällt das nicht, sie nehmen dies weniger als Kunst wahr denn als Sachbeschädigung.

„Ich finde das respektlos“

„Ich bin zwar nicht selbst betroffen, aber ich finde das respektlos“, sagt ein Grundstücksbesitzer. Ein anderer schickt der Zeitung Fotos mit zwei besprühten Mauern zu. An einer von ihnen wurden sogar die Sprühdosen zurückgelassen. Er habe Anzeige bei der Polizei erstattet, sagt der Mann. Genannt werden möchte er nicht, um nicht auch von jenen Sprayern heimgesucht zu werden, die vor dem Eigentum anderer keinen Halt machen.

Reinhard Antes, Vorstandsvorsitzender der Bergsträßer Winzer eG, ist jetzt der Kragen geplatzt. In einem Facebook-Post macht er sich Luft. Zu den Fotos der besprühten Flächen schreibt er ironisch: „Fast 100%! Glückwunsch an die Künstler, die im Heppenheimer Eckweg nun fast jedes Stück freie Mauerfläche mit ihren ,Kunstwerken’ verziert haben. Auf geht´s. Die letzten drei Prozent schafft Ihr bestimmt auch noch. Übrigens: Die Winzer stellen zu Eurem Schutz jetzt sogar Wildtier-Kameras auf. Nicht dass Euch ein umherstreunender Wolf bei den Malkünsten stört.“

Auf Nachfrage sagt Antes: „Dass dies ironisch gemeint war, muss ich hoffentlich nicht extra dazuschreiben.“ Antes, der mit seinen Bruder Helmut einen Rebveredlungsbetrieb führt, hat selbst Weinberge im Eckweg. An ihn wenden sich die Winzer häufig, wenn es mal wieder um Sachbeschädigungen geht.

Graffitis finden sich nicht nur auf Stützmauern am Wegesrand. Ein Winzer hat Antes zufolge seine Wingertshütte auf einem umzäunten Weinberg besprüht bekommen. Es ließe sich drüber streiten, ob es Kunst sein soll; doch Sachbeschädigung sei es allemal.

Längst ist nicht nur der Eckweg betroffen. Die Wandschmierereien finden sich auch auf Stützmauern am Schlossberg. Einer der Beleuchtungstürme auf der Freilichtbühne wurde verunziert, auch am Krötenbrunnen am Eckweg hat ein Sprayer seine Spuren hinterlassen. Relativ einfallslos sind auch Ruhebänke am Eckweg beschriftet. Selbst der Betonweg wurde beschmiert.

Am Maiberg wurde auf eine ziemlich lange Mauer an der Merianstraße ein leuchtendes „Style Writing“ angebracht. Wie es wohl den Mauereidechsen ergeht, wenn sie die Dämpfe abbekommen, vermag Antes nicht zu sagen. Gut kann es jedenfalls nicht sein.

Würde es in der Stadt passieren, würden sich vermutlich mehr Menschen aufregen, sagt der Vorsitzende der Winzer eG. Doch die Weinberge würden immer mehr zum Ausweichort für verkappte Künstler, und dies nicht nur in Heppenheim. Mutwillige Zerstörungen und Graffiti gebe es auch im Rheingau und in der Pfalz. Nicht alle Grundstücksbesitzer stören die Schmierereien. Einem scheinen sie auf Nachfrage gar nicht sonderlich aufgefallen zu sein. „Es kommt immer drauf an, was es ist“, meint dieser entspannt.

Antes hat nichts gegen Kunst, solange sie wie im Falle des Kunstwegs im Einverständnis mit den Grundstückseigentümern installiert wurde. Die Winzer eG hat auch eben erst in Kooperation mit der Malschule von Gabriele Schmitt einen Wettbewerb an den Schulen zum Thema „Lebensraum Weinberg“ ausgeschrieben. Die im Kunstunterricht entstandenen Werke konnten bis zum 30. Juni eingereicht werden. Eines der noch zu prämierenden Kunstwerke soll in naher Zukunft sogar ein Flaschenetikett eines Traubensaftes zieren.

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