Heppenheim. Die Heppenheimer Martin-Buber-Schule wird fünfzig, und dies goldene Jubiläum weiß die Einrichtung auch zu zelebrieren. An drei aufeinanderfolgenden Tagen vor dem großen Festakt der Haupt- und Realschule am Freitag gab es besondere Begegnungen. Von diesen, darunter ein den 23. Mai als Gründungstag der Republik zumindest indirekt würdigender Exkurs, berichtete die aus einigen Schülern zusammengestellte „Jubiläumspressegruppe“.
„Am Dienstag ging die Schulgemeinschaft gemeinsam auf Wanderschaft“, hieß es zum Auftakt, der für ein stärkendes Frühstück auf die Freilichtbühne und dann durch die Weinberge in Richtung des badischen Laudenbachs sowie auf die Spielwiesen am Bruchsee führte. Dabei ging es um die Begegnung untereinander.
Der wie ein April oder auch Herbstmonat daherkommende Mai erschwerte das Unterfangen: „Das Wetter des Pfingstwochenendes hatte einige Wege unbegehbar gemacht, sodass wir spontan die Route umplanen mussten. Aber dank der ortsansässigen, gewieften Kollegen Matthias Menzner und Christian Vock konnte uns das nicht aufhalten.“ Eine willkommene Abwechslung und Erholung.
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Die soziale Begegnung stand Mittwoch im Fokus. Alle Klassen oder auch einzelne Schüler konnten sich gemeinnützige Projekte aussuchen. „So gab es Helfer und Helferinnen in Alten- und Kinderpflege sowie Umweltpflege. Dutzende von Buberschülern strömten aus und säuberten verschiedene Stadtteile. Die Kooperation mit dem Bauhof funktioniert sehr gut“, stach im Rückblick anerkennend hervor.
Einen besonderen Ort lernte Timo (15) kennen, der im Heppenheimer Vinzentinerinnen-Kloster hospitierte. Er sprach von vielen Sozialwirkungsfeldern und führte als solche auf: Seelsorge, auch im Krankenhaus, „und Dienste der Barmherzigkeit, Begleitung von Menschen in Notlagen, Unterstützung der Mitschwestern in Kerala in Indien, Sterbebegleitung und der Einsatz in pfarrlichen und diözesanen Bereichen“. Menschen mit Suchtproblemen hilft die Caritas in einem Nebengebäude des schier gigantischen Klosters. Die Freundlichkeit der Schwestern untereinander und ihre allgemeine Nächstenliebe beeindruckten Timo besonders. Er beleuchtete auch einen weiteren Aspekt der sozialen Begegnung: So gibt es beispielsweise einen Weihnachtsmarkt und Konzerte in der Kloster-Anlage. Das nächste steht schon kommenden Samstag, 25. Mai, an. Dann spielt die Stadtkapelle zur eintrittsfreien Serenade ab 17 Uhr im Garten der Einrichtung auf.
Der abschließende dritte Tag der kleinen Jubiläumsreihe rückte am Donnerstag die „Begegnung verschiedener Kulturen“ in den Mittelpunkt. Alle Klassen konnten „im stimmungsvollen Saalbaukino“ politische Aufklärung und Unterhaltung der besonderen Art erleben: „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“, die Verfilmung des 1933 ansetzenden Auftaktromans einer in Kinder- und Jugendliteratur herausragenden Trilogie zum Dritten Reich sowie zu Flucht und Migration.
„Der Film gab einen interessanten und lehrreichen Einblick in das Leben einer jüdischen Familie. Mit passender Musik und originalgetreuer Kleidung wirkte es so, als sei man in eine andere Zeit versetzt, wobei das Thema auch heute noch aktuell ist“, heißt es im von Nico Rünger gezeichneten Bericht der Jubiläumspressegruppe.
Tatsächlich passte der Film auch zum bundesweit begangenen Jubiläum des am 23. Mai 1949, also vor 75 Jahren in Kraft getretenen Grundgesetzes. Da die freiheitlich-demokratische Grundordnung heute wieder verschiedenen Angriffen ausgesetzt ist und Antisemitismus wie weltweit verschärft, auch vor dem Hintergrund des Nahostkonflikts, um sich greift. Exemplarisch fand es ein Zehntklässler als Vertreter der die Schule bald verlassenden Jugendlichen „eine richtig gute Idee, dass die ganze Schule das erleben durfte“. Derweil sich die Schüler nicht nur berieseln ließen, sondern sich auch im Anschluss mit dem Film und seinen Konfliktlinien auseinandersetzten.
Der Besuch diverser Workshops war freiwillig: Diese boten die hauseigenen Schulsanitäter, die Landfrauen, Hospiz und Demokratieverein an. „Es gibt immer wieder Momente im Leben, in denen man an seine Grenzen kommt. Die Martin-Buber-Schule möchte mit der Öffnung der Schule Impulse setzen, mit Unrecht, Krankheit, Tod, besser umgehen zu können.“
Als Leiter des Demokratie-Workshops betonte Manfred Forell vom „Bündnis Demokratie und Zivilcourage Vielfalt.Jetzt!“ Beratung, Bildung und Vernetzung als drei Säulen. „Der 75. Geburtstag des Grundgesetzes ist ein willkommener Anlass, zu feiern, aber auch wachsam zu sein, denn Demokratie braucht Demokraten und Demokratinnen, die aktiv für sie einstehen.“ mbl/ü
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