Einhausen. Jede Menge Betrieb herrscht gestern Morgen in der Einhäuser Römerstraße. Im Eingangsbereich des Wohnhauses von Wojtek Golembiewski und Pedro Blas stapeln sich Umzugskartons und große Tüten mit Verbandsmaterial, Medikamenten, Decken Windeln, Kleidung, Hygieneartikeln, Kathetern, Babygläschen und vielem mehr. Das alles soll möglichst schnell in die Ukraine und die Flüchtlingsunterkünfte in Polen gelangen. Ein kleines Team an Helferinnen und Helfern packt kräftig an. Bis um 12.30 Uhr muss alles sortiert und in Kartons verstaut sein. Für diese Uhrzeit hat man einen Kleintransporter organisiert.
Dieser sollte die Hilfsgüter eigentlich zu einem zentralen Sammelpunkt nach Rodgau bringen. Von hier aus starten am Mittwoch zwei Lkw eines dort ansässigen Unternehmens Richtung Polen und Rumänien. Kurz vor zwölf Uhr erreicht Wojtek Golembiewski dann die Nachricht: Die Lastwagen sind randvoll. Für die Einhäuser Sachspenden ist kein Platz mehr. Der Einhäuser hängt sich ans Handy und findet noch Platz für die Hilfsgüter in einem anderen privat organisierten Transport, der von Alsbach aus an die ukrainische Grenze fährt.
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Mit der Unterstützung von Vladimir Baran (Geschäftsführer, Projektbau Rhein-Main GmbH & Co. KG) werden die Güter erst an die slowakische Grenze ,Kosice“ in der Nähe von der Stadt Yzgorod gebracht. Dort wird ein Teil der Medikamente aussortiert und an Flüchtlingskinder und deren Mütter verteilt. Weitere Medikamente und Hilfsgüter für Soldaten sollen dann weiter an die am stärksten betroffen Regionen geschickt werden. „Was uns auch sehr am Herzen liegt, ist die Versorgung der um den Erhalt der Demokratie kämpfenden Soldaten. Auch das ist ein Bestandteil der Mission“, hatte Wojtek Golembiewski in seinem Facebook-Aufruf erläutert.
Idee fast zeitgleich entwickelt
„Zunächst wollten wir nur mit unseren Privatautos einige Hilfsgüter liefern“, sagt Wojtek Golembiewski. Schließlich wurde das ganze Vorhaben überaus spontan ins Leben gerufen. „Fast zeitgleich hatten wir am Sonntag die Idee, dass wir uns in irgendeiner Form engagieren müssen“, sagt Einhäuserin Kerstin Frederiks. Kurzerhand startete man einen Spendenaufruf in den Sozialen Medien.
Die Resonanz war gewaltig, die Hilfsbereitschaft der Einhäuser riesig. So groß, dass die Initiatoren am späten Dienstagvormittag angesichts der Menge bei weiteren Anfragen erst einmal abwinken mussten. „Wir werden noch weitere Hilfstransporte organisieren“, versprach Wojtek Golembiewski Bürgern, die anriefen oder persönlich vorbeischauten, um zu erfahren, wie sie die Aktion noch unterstützen können. In zwei bis drei Wochen werde es die nächste Spendenaktion in Einhausen geben.
Auch ein kleiner Karton mit Hundefutter fährt mit ins Krisengebiet. „Derzeit befinden sich über 100 aus Tierheimen gerettete Hunde an der Grenze“, berichtet Golembiewski – selbst Hundehalter – in seinem Hilfeaufruf. Was sich alles in den verschiedenen Kartons befindet, hatte er mit einem dicken Filzstift mehrsprachig notiert. „Es ist wichtig, dass die Helfer vor Ort schnell erkennen können, was sie wo finden und nicht erst lange suchen müssen, wenn sie beispielsweise Schmerzmittel benötigen“, erläutert er.
Auch weitere Einhäuser engagieren sich für die Menschen in der Ukraine und in den Flüchtlingsunterkünften, weiß Wojtek Golembiewski: „Beth Byrne hat eine Lieferung von drei Paletten mit Windeln für Erwachsene nach Breslau geschickt und organisiert einen weiteren Transport von Babywindeln.“
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