Einhausen. Michaela Hartnagel-Keil wird neue Sitzungspräsidentin der hessischen Weiberfastnacht im hr-Fernsehen. Als sie im Gespräch mit unserer Zeitung über das Angebot des Hessischen Rundfunks (hr) berichtet, kann es die Ur-Einhäuserin, die mittlerweile in Alsbach-Hähnlein wohnt, noch immer selbst kaum glauben.
„Ich dachte zuerst, die wollen mich veräppeln“, erinnert sie sich an ihren ersten Gedanken, als ihr vor wenigen Wochen bei einem gemeinsamen Essen mit Verantwortlichen des Senders in Frankfurt der Vorschlag unterbreitet wurde. Doch trotz des närrischen Hintergrunds meinten es die Fernsehmacher sehr ernst. Sie suchten eine Nachfolgerin für die ausscheidende Komikerin und Moderatorin Woody Feldmann und sehen in der südhessischen Fastnachterin „extrem viel potenzial“, wie sie Michaela Hartnagel-Keil glaubhaft versicherten.
Newsletter "Guten Morgen Bergstraße"
Für die 53-Jährige ging ein Traum in Erfüllung, fühlt sie sich doch seit jeher auf der Bühne Zuhause. Dennoch habe sie das Angebot zunächst „total überfordert“.
Und so fuhr sie erst einmal mit ihrem Mann in den geplanten Urlaub, nutzte die freie Zeit, um sich Gedanken zu machen, ob und wie sie die fastnachtliche Karriere neben Familie und Beruf meistern kann. Schließlich arbeitet sie vollberuflich als Sekretärin. „Zum Glück habe ich einen sehr kulanten Chef, der mir schon bislang mein Engagement in der Fastnacht ermöglicht hat.“
Schon als Kind Büttenreden gehalten
Denn das närrische Treiben bestimmte das Leben des Einhäuser Mädchens schon seit Kindesbeinen an. Ihre Oma war Katharina Hartnagel.
Die liebevoll „Ammebäs“ genannte Lorscher Hebamme brachte nicht nur an die 5200 Babys zur Welt, sondern war auch ein Urgestein der Lorscher Fastnacht. „Wenn ich als Kind irgendwo eine Büttenrede gehalten habe, hat sie mir den Text geschrieben“, erinnert sich Michaela Hartnagel-Keil. Auch ihre Eltern, Lieselotte und Franz Hartnagel, waren in der Fastnacht verwurzelt.
Durchbruch mit „Sassa und Sossi“
Ihre närrische Heimat fand die Einhäuserin bei den Bürstädter „Sackschdoahoggern“. Hier trainiert sie die Tanzgruppe „Scherwe“ und hier kam es auch zu den ersten gemeinsamen Auftritten mit Ulla Freudenberger in den Rollen als „Sassa Sommel und Sossi“. Die Bauchrednerin mit ihrer menschlichen Bauchrednerpuppe kam bei den Fans so gut an, dass man beim Hessischen Rundfunk auf die beiden aufmerksam wurde.
Im Jahr 2020, gerade noch rechtzeitig vor der Corona-Pandemie, waren sie erstmals bei der „hessischen Weiberfastnacht“ im hr dabei und machten sich gleich zahlreiche Freunde unter den Fastnachtsgrößen des Bundeslandes, die größtenteils professionell auf der Bühne stehen.
Und so durften „Sassa und Sossi“ ein Jahr später bei der abgespeckten Corona-Variante der Weiberfastnacht gleich noch einmal ran. In diesem Juni organisierten sie schließlich als Ersatz für die komplett ausgefallene fünfte Jahreszeit einen Benefiz-Comedy-Abend in Hähnlein. Mit dabei waren unter anderem hessische Fastnachtsgrößen wie Mine Keibe, die Bousseldande, Kättl Feierdaach und Ciro der Pizzabäcker.
Viel Spaß auf der Bühne
Vier Wochen später kam dann der Anruf aus der hr-Zentrale in Frankfurt, ob man sich nicht mal für ein Gespräch zum Essen treffen wolle. Mittlerweile hat Michaela Hartnagel-Keil fest zugesagt. Die zunächst aufkommenden Zweifel, ob sie für diese Aufgabe überhaupt genügend Bühnenerfahrung besitzt, sind verflogen.
„Wenn sie es mir beim hr nicht zutrauen würden, hätten sie mich auch nicht gefragt“, sagt sie. Und so wird Michaela Hartnagel Keil Ende Januar 2023 drei Tage lang in Frankfurt sein, um die Aufzeichnung der „Weiberfastnacht“ am 31. Januar vorzubereiten und dann auch mit viel Spaß über die Bühne zu bringen.
Ausbedungen hat sie sich, dass sie zur Aufzeichnung nach Frankfurt Unterstützung mitbringen darf. Im Elferrat sollen unter anderem Aktive der Tanzgruppe „Scherwe“ und ihre beiden Schwiegertöchter sitzen.
Wichtig war ihr zudem, dass sie ihre Moderation selbst gestalten kann. „Ich werde keine vorgefertigten Texte ablesen. Das kann ich gar nicht“, sagt sie. Spontanität ist Trumpf, auch wenn bei der Ausstrahlung rund 1,5 Millionen Menschen zusehen werden und in der Halle live 600 Fastnachtsfans Spaß haben wollen.
Michaela Hartnagel-Keil: "Man braucht ein dickes Fell"
„Ich hoffe, dass sie keine Tomaten nach mir werfen“, scherzt die Einhäuserin. Das wird sicherlich nicht geschehen. Dass man in Zeiten von Sozialen Medien ein „dickes Fell braucht“, wenn man in der Öffentlichkeit steht, ist Michaela Hartnagel-Keil jedoch bewusst. Dass es im Internet sicherlich auch kritische, vielleicht sogar gemeine Kommentare geben könnte, wurde von den Fernsehmachern beim Vorgespräch bereits thematisiert.
Aber auch bei ihren TV-Auftritten zusammen mit Ulla Freudenberger hatte sie ja schon großes Publikum. „Sassa Sammel und Sossi“ soll es übrigens auch künftig geben, verspricht Michaela Hartnagel-Keil und freut sich schon auf die beginnende Kampagne 2022/23, die dann hoffentlich trotz Corona und der schwierigen politischen und wirtschaftlichen Lage wird stattfinden können.
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/einhausen_artikel,-einhausen-ur-einhaeuserin-michaela-hartnagel-keil-leitet-kuenftig-die-weiberfastnacht-im-hr-fernsehen-_arid,1981584.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/einhausen_artikel,-einhausen-fastnachtsfans-feiern-tv-auftritt-von-michaela-hartnagel-keil-_arid,2046320.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/einhausen_artikel,-einhausen-sassa-und-sossi-treten-weiterhin-auf-_arid,2039423.html