Kleinkunst

Theater Sapperlot bedankt sich mit Gastspielen bei Einhausen

Von 
Jörg Keller
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Einhausen/Lorsch. „Einhausen hat uns den A... gerettet“, betonte Sapperlot-Chef Hans-Peter Frohnmaier im Herbst 2020 vor jedem Auftritt. Aufgrund der damals geltenden Pandemieregeln im ersten Corona-Jahr hatte die in Lorsch ansässige Kleinkunstbühne eine Reihe von Auftritten in die Einhäuser Mehrzweckhalle verlegt.

Jetzt wollen sich Hans-Peter Frohnmaier und Silvia Rink-Frohnmaier für die Bereitstellung der damals dringend benötigten Ausweichspielstätte bedanken. Obwohl das Sapperlot in Lorsch wieder geöffnet ist, wird es im kommenden Oktober noch einmal drei Gastspiele in Einhausen geben. In der Mehrzweckhalle werden dann das Erste allgemeine Pfarrerkabarett (7. Oktober), Willy Astor (8. Oktober) und Frieda Braun (9. Oktober) auf der Bühne stehen. Es handele sich um ein „Dankeschön an die Einhäuser Gemeinde mit all ihren tollen hilfsbereiten Menschen, die uns 2020 mit unseren ausverkauften Gastspielen unkompliziert und kostenfrei Unterschlupf gewährt haben“, schreiben die Betreiber in einer Ankündigung.

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Die Pandemie stellte und stellt die Theatermacher immer wieder vor neue Herausforderungen. In die zur Kleinkunstbühne umgebaute Scheune passen üblicherweiseknapp 100 Gäste. Zu viele, um die damals geltenden Abstandsregeln einhalten zu können. In der Einhäuser Mehrzweckhalle war das jedoch realisierbar. Zwar wäre das auch in der Lorscher Nibelungenhalle möglich gewesen. Dort hätten die Veranstalter jedoch selbst die Technik mitbringen müssen, was hohe Zusatzkosten verursacht hätte.

In der seinerzeit nigelnagelneuen Einhäuser Mehrzweckhalle sind hingegen eine moderne Tonanlage und eine ausreichende Beleuchtung fest installiert. Ein entscheidendes Argument, um in der Nachbarschaft vorübergehendes Asyl zu suchen.

Letztlich kamen im Herbst 2020 unter anderem so renommierte Künstler wie der damals aktuelle „Lorscher Abt“-Preisträger Kay Ray und Horst Evers in die Weschnitzgemeinde. Auch der Kultursalon und der Poetry-Slam waren in die Nachkommune verlegt worden.

Mit etwas Geschick wurde die Mehrzweckhalle in ein kleines Theater verwandelt. Damit die Spielfeldlinien auf dem Boden und die von der hohen Decke herabhängenden Taue aus dem Blickfeld verschwanden, wurde die vorinstallierte Saalbeleuchtung nicht eingeschaltet. Stattdessen hatte das Theater einige bunte Strahler mitgebracht und zusätzlich aufgehängt.

Der Ausweichspielort in Einhausen konnte dann aber auch in der Corona-Zeit nicht zur Dauerlösung werden. Mitte Oktober 2020 wurde schon beim Auftritt von Horst Evers deutlich, dass die Zeit von Live-Veranstaltungen erst einmal vorbei sein würde. Seine Heimatstadt Berlin war damals Corona-Risikogebiet. Evers hätte daher eigentlich gar nicht in Hessen beherbergt werden dürfen. Für sein Gastspiel in Einhausen benötigte er damals eine Ausnahmegenehmigung. Beim Auftritt von Timo Wopp am 1. November war damals erstmals das Tragen von Masken während des Gastspiels in der Halle vorgeschrieben, was so mancher damals noch als ziemlich ungewöhnlich empfand. Danach war wieder Lockdown.

Im kommenden Oktober soll sich die Mehrzweckhalle jetzt wieder in eine Kleinkunstbühne verwandeln, diesmal aber hoffentlich unter besseren Vorzeichen und ohne Zwang durch Corona.

1400 Mal auf der Bühne gestanden

Den Auftakt macht am 7. Oktober das Erste Allgemeine Babenhäuser Pfarrer-Kabarett. Hans-Joachim Greifenstein und Clajo Herrmann gelingt laut Ankündigung ein bemerkenswerter Spagat zwischen Humor und Hintersinn. Die beiden Pfarrer und passionierten Kabarettisten widmen sich „klug und frech“ der Beantwortung existenzieller Fragen wie: „Wo kommen wir her?“, „Wo gehen wir hin?“ oder „Warum stellt der Mensch immer so blöde Fragen, auf die eh keiner eine Antwort finden kann?“

Alltagsphänomene werden durch gekonnte Wortakrobatik und dogmatischer Südhessenphilosophie mit religiösen Themen verbunden. Schon 1400 Mal standen sie inzwischen auf kleinen und großen Bühnen. Hans-Joachim Greifenstein kommt mit dem Gastspiel in Einhausen an seine ehemalige Wirkungsstätte im Kreis Bergstraße zurück. Von 2009 bis 2020 war er Gemeindepfarrer in Schwanheim, Langwaden, Rodau und Fehlheim.

Am 8. Oktober wird Willi Astor in Einhausen seine wahnwitzigen Wortspiele zu Gehör bringen. „Ich freue mich wahrscheinlich am meisten, wenn mir was Witziges einfällt“, sagt Willy Astor über seine humorvolle Wortkunst. Er baut ähnlich klingende Worte in sachfremde Texten ein. Dadurch entsteht zum Beispiel das Märchen „Radkäppchen und der böse Golf“. Der gelernte Werkzeugmacher und Maschinenbautechniker hat laut Ankündigung „den Schalk im Nacken und Grips im Kopf“: Er präsentiert seine Wortspielereien im Radio und im Fernsehen und natürlich auf der Kabarettbühne. Sein aktuelles Programm heißt „Pointe of no Return“. Ab und an schweigt aber das Mundwerk des gebürtigen Müncheners. Dann erklingt sein Soundwerk, und er spielt Gitarre.

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Frieda Braun, die am 9. Oktober den Abschluss des Sapperlot-Auswärtsspiels in Einhausen bestreiten wird, Frieda Braun: „Rolle vorwärts“ werden viele Kabarett-Fans aus der ARD- Sendung „Ladies Night“ sowie von den Tourneen zusammen mit Gerburg Jahnke kennen. Jetzt stellt die schrullige Sauerländerin ihr Solo-Programm „Rolle vorwärts“ vor. Darin präsentiert Frieda Braun ein Kursprogramm, das Lösungen für viele Lebensfragen und -krisen bieten soll. Stolz berichtet sie, dass sämtliche Seminare von „Experten“ aus dem eigenen Bekanntenkreis geleitet werden. Mit dabei sind unter anderem Ex-Krankenschwester Erika, Hundebesitzer Rudi und die couragierte Autofahrerin Hanni.

Redaktion Redakteur, Ressorts Lorsch, Einhausen und Region

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