Kürbiswiegen

Ein Einhäuser und sein Kürbis sind Vize-Europameister 2024

Matthias Würsching verteidigt den Titel Deutscher Meister und wird bei der Europameisterschaft in Ludwigsburg Zweiter.

Von 
Janine Ak
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Matthias Würsching und sein Siegerkürbis (links) am Sonntag auf dem „Treppchen“ der Europameisterschaft vor dem Ludwigsburger Schloss. © Privat

Einhausen. Im ZDF-Mittagsmagazin war er am 7. Oktober zu sehen, am vergangenen Sonntag um 18.45 bei RTL Aktuell. Auch Radiosendern wie HR3 und SWR4 habe er Interviews gegeben, dazu einem spanischen Fernsehsender. Das überregionale Medieninteresse an Matthias Würsching aus Einhausen ist groß, denn er hat mit der Zucht von Riesenkürbissen ein außergewöhnliches und sympathisches Hobby, das dem Zeitgeist entspricht.

Und er ist derzeit sehr erfolgreich damit: In den vergangenen Wochen hat er mit drei verschiedenen Kürbissen drei Wettbewerbe gewonnen: die Offenen Rheinland-Pfälzischen Meisterschaften in Kaiserslautern mit 834,9 Kilo, das Kürbiswiegen in Weingarten mit 963,5 Kilo. Mit einem Kürbis, der kurz nach der Ernte etwas über eine Tonne gewogen hat, 1005 Kilo, ist er am Erntedanksonntag Deutscher Meister beim Kürbiswiegen in Ludwigsburg geworden.

Als Deutscher Meister durfte er mit diesem Exemplar eine Woche später bei der Europameisterschaft am selben Ort antreten und ist Zweiter geworden. Schwerer war nur der Kürbis des Belgiers Mario van Geel mit 1150 Kilo. Der 17-jährige David Frommelt aus dem Allgäu, der bei der Deutschen Meisterschaft den zweiten Platz belegt hatte, bekam Bronze. Etwa 15 Kürbiszüchter, die jeweiligen Meister ihres Landes, sind dort angetreten, unter anderem aus der Schweiz, Österreich, Polen und Frankreich, zählt der 54-Jährige auf.

Bei der EM habe sein Kürbis nur noch 998,5 Kilo gewogen, also in einer Woche sechseinhalb Kilo „abgenommen“, berichtet er. Denn Kürbisse bestehen zu 90 Prozent aus Wasser und nehmen in der ersten Woche nach der Ernte durch Verdunstung bis zu zehn Kilo ab. Danach verlangsamt sich der Verdunstungsprozess, so dass die Siegerkürbisse in voller Größe bis zum 3. November in Ludwigsburg in der Ausstellung „Blühendes Barock“ zu bewundern sind.

Dann geht es dem Gemüse an den Stiel, und sie werden beim Kürbisschlachtfest, das dort um 12 Uhr beginnt, aufgeschnitten. Das Saatgut wird dann unter den Züchtern getauscht, um im nächsten Jahr vielleicht einen neuen Rekord aufstellen zu können. Der aktuelle Weltrekord liegt bei 1250 Kilo und stammt aus den USA. Durch die Kreuzung des Saatguts der jeweils größten Exemplare nehmen die Gewichte der Kürbisse in jedem Jahr zu. Wie extrem, verdeutlicht Würsching an einem Beispiel: Der schwerste Kürbis der Sorte Atlantic Giant, die auch er verwendet, habe beim ersten Wiegen im Jahr 1976 in Nordamerika nur 200 Kilo gewogen.

„Die Pflanzen sind im Frühjahr relativ langsam losgewachsen“

Doch nicht nur die Genetik, sondern auch das Wetter muss passen, um einen Siegerkürbis hervorzubringen. In diesem Jahr habe es zunächst gar nicht gut ausgesehen. Kühl und nass sei das Wetter im April und Mai gewesen: „Dadurch sind die Pflanzen relativ langsam losgewachsen.“ Anfang Juni seien die Kürbisse 50 Kilo hinter dem Vorjahresgewicht gelegen. Im Juni und Juli sei das Wetter besser geworden, aber, ganz wichtig, es habe keine extreme Hitze gegeben. „Steigen die Temperaturen im Gewächshaus auf über 45 Grad an, gehen die Pflanzen in einen Schutzmechanismus und hören auf, zu wachsen, bis es wieder kühler wird“, beschreibt Würsching. Da das aber nicht der Fall war und seine drei Kürbispflanzen in ihrem 300-Quadratmeter-Gewächshaus zudem jeweils rund 80 Quadratmeter für sich haben, um Blätter auszubilden, die die Frucht ernähren, „wurde es mein bestes Jahr, seit ich Riesenkürbisse züchte“.

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Die Kürbiszucht erfordere viel Arbeit: Täglich müsse gegossen, Unkraut gejätet und überflüssige Triebe müssten zurückgeschnitten werden. Jetzt räumt Würsching im Gewächshaus auf, er bringt Kompost aus und lässt über den Winter eine sogenannte Gründüngung wachsen, ähnlich der Zwischenfrucht in der Landwirtschaft. Bei ihm sind das Winterroggen und Ölrettich, die im Frühjahr untergepflügt werden, bevor es im April von Neuem losgeht. „Mein Ehrgeiz ist ungebrochen“, sagt der Einhäuser Kürbiszüchter. Seine Fans dürfen gespannt sein auf das nächste Jahr.

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