Erfolg

Einhäuser Riesenkürbis wird in Ludwigsburg Deutscher Meister

Hobbyzüchter Matthias Würsching belegt beim Kürbiswiegen mit einem 967-Kilo-Exemplar den ersten Platz.

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Janine Ak
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Transport-Vorbereitung: Matthias Würsching und sein Neffe Julian Vinson (20) hieven den Kürbis vor dem elterlichen Gewächshaus mit einem Hebegeschirr auf einen Hänger. © Matthias Würsching

Einhausen. Herbstzeit ist Kürbiszeit. Matthias Würsching aus Einhausen, der bei der Gemeinde Einhausen beschäftigt ist, ist mit einem selbst gezüchteten Riesenkürbis am Erntedank-Sonntag beim Kürbiswiegen in Ludwigsburg Deutscher Meister geworden. 967 Kilogramm brachte sein Prachtkerl auf die Waage. Der Einhäuser nimmt seit 2006 am Kürbiswiegen teil und ist bisher immer auf den vorderen Plätzen gelandet: Mal wurde er Zweiter, mal Dritter. 2016 ist er schon einmal Deutscher Meister geworden. Damals wog sein Kürbis 901 Kilogramm, womit er einen Deutschen Rekord aufstellte.

Das Interesse und der Spaß an der Kürbiszucht ist dem 53-Jährigen sozusagen in die Wiege gelegt worden. Seine Eltern betreiben einen Kürbishof mit etwa 160 Sorten an Zier- und Speisekürbissen. „Die Gartenarbeit macht mir Spaß, es ist ein Ausgleich zum Bürojob“, sagt er.

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Sein Riesenkürbis gehört zur Sorte Atlantic Giant, die vom Kanadier Howard Dill durch Kreuzung besonders großer Kürbissorten erfunden wurde. Die Kerne hat Würsching Anfang April in einem Blumentopf vorgezogen, die jungen Pflanzen dann Ende April in einen Folientunnel und in den heimischen Garten an der Weschnitz ausgepflanzt. „Ich habe drei Pflanzen im Folientunnel und zwei im Freiland“ berichtet Würsching. „Jede Pflanze bekommt circa 80 m² Platz, damit sie ausreichend Blattmasse bilden und den Kürbis mit Nährstoffen versorgen kann“, erläutert er.

Im Juni bestäubt er die weiblichen Früchte per Hand. Zu diesem Zeitpunkt seien diese etwa so groß wie ein Tennisball. An jeder Pflanze lasse er nur einen Kürbis wachsen, „damit die gesamten Nährstoffe in eine Frucht gehen“.

Bis zu 300 Liter Wasser pro Tag

Und dann heißt es kräftig und regelmäßig gießen: „An heißen Tagen braucht jede Pflanze täglich circa 300 Liter Wasser.“ Zum Gedeihen seiner Kürbisse erklärt Würsching: „Die Früchte von Riesenkürbissen wachsen circa 90 bis 100 Tage. In der Hauptwachstumsphase können diese über einen längeren Zeitraum 20 bis 25 Kilo pro Tag zunehmen. Das ist für mich auch das Faszinierende an der Riesenkürbiszucht, da man diesen sprichwörtlich beim Wachsen zusehen kann.“

Matthias Würsching und sein Kürbis vor dem Ludwigsburger Schloss mit Pokal. © Matthias Würsching

Der Wachstumsprozess sei mit großen Herausforderungen verbunden: „Wenn die Frucht zu schnell wächst, kann diese platzen, man sagt splitten. Zum Beispiel durch zu viel Wasser, Dünger oder durch extreme Temperaturschwankungen.“ Kürbisse seien sehr wärmeliebend, reagierten aber empfindlich auf extreme Temperaturschwankungen. „Aufgrund der Hitze-Phasen im Juni und Juli und des kalten Augusts war es kein einfaches Kürbisjahr. Trotzdem war es mein bestes Jahr, seit ich Riesenkürbisse züchte“, stellt der Einhäuser zufrieden fest. Sein Kürbis hatte bei der Ernte einen Umfang von 5,40 Metern.

Schummeln gilt nicht

Dass beim Kürbiswiegen, bei dem es neben den Pokalen auch Preisgelder gibt, nicht geschummelt werden kann, dafür sorgen Regularien, die vom Weltverband aufgestellt und überwacht werden. So muss der Kürbis zum Beispiel unversehrt sein und darf keine Löcher oder Risse haben, die ins Innere gehen. Denn sonst, erläutert Würsching, könnte ein Züchter in seinen Kürbis Wasser pumpen und so das Gewicht künstlich in die Höhe treiben.

Matthias Würsching ist in diesem Jahr nicht nur in Ludwigsburg Deutscher Meister geworden. Er hat zudem an weiteren Wettbewerben mit großem Erfolg teilgenommen: Bei den Offenen Rheinland-Pfälzischen Meisterschaften in Kaiserslautern belegte er den ersten Platz mit einem 729-Kilo-Kürbis, beim Kürbiswiegen in Weingarten ebenfalls den ersten Platz mit einem 629-Kilo-Exemplar. Beim Frühwiegen in Ludwigsburg kam er auf den zweiten Platz mit einer 745-Kilo-Frucht. Den größten und schwersten Kürbis, mit dem er vergangene Woche in Ludwigsburg Deutscher Meister wurde, hat er sich bis zuletzt aufgehoben. Denn wenn ein Kürbis bei einer Veranstaltung teilgenommen hat, ist er für weitere Veranstaltungen nicht mehr zugelassen.

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Von
Christina Bachmann
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Ausnahme: Die Europameisterschaft im Kürbiswiegen, die jeweils eine Woche nach den Deutschen Meisterschaften am Erntedanksonntag am gleichen Ort in Ludwigsburg stattfindet. Dort wird Matthias Würsching seinen Kürbis am morgigen Sonntag erneut präsentieren. Er rechnet mit einer Platzierung um den fünften Platz. Denn auch der amtierende Weltmeister Stefano Cutrupi aus Rada im italienischen Chianti hat sich angesagt. Sein Weltrekord aus dem vergangenen Jahr liegt bei 1217,5 Kilogramm. „An der Weltspitze wird die Kürbiszucht schon sehr professionell und wissenschaftlich betrieben“, weiß Würsching. Dazu gehörten etwa Bodenproben und Blattanalysen. Auch das Klima spiele eine Rolle. Und letztlich brauche es, um bei Wettbewerben ganz vorne zu landen, auch immer eine Portion Glück.

Schlachtfest in Ludwigsburg

Der Deutsche-Meister-Kürbis ist nach der Europameisterschaft morgen bei weltgrößten Kürbisausstellung in der Gartenschau „Blühendes Barock“ am Ludwigsburger Schloss zu sehen. Diese läuft noch bis Sonntag, 3. Dezember. Bereits am Sonntag, 19. November, wird ein Teil der Kürbisse ab 12 Uhr beim „Leuchtenden Kürbisschlachtfest Ludwigsburg“ aufgeschnitten. Einige von ihnen verwandeln sich in geschnitzte Riesenlaternen, die ab Einbruch der Dämmerung Teil der „Leuchtenden Traumpfade“ im Blühenden Barock werden und den Park erleuchten.

Eine Woche später, am Sonntag, 26. November, werden dann die drei erstplatzierten Kürbisse geschlachtet: Die Züchter schneiden sie auf um an die Kerne für das nächste Jahr zu kommen. Besucher haben wie am 19. November die Möglichkeit, etwas von dem beliebten Saatgut zu ergattern oder ein Stück von einem Riesenkürbis mit nach Hause zu nehmen.

Matthias Würsching stellt klar: „Der Riesenkürbis ist zwar kein Hokkaido, aber absolut genießbar.

Redaktion

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