Gemeindevertretung

Neuer Weschnitzsteg kostet die Gemeinde jetzt 148 000 Euro

Durch die Erweiterung der Planung mit Verlegung des Standorts und Baukostensteigerungen ist die Investition jetzt mehr als doppelt so teuer geworden wie noch vor fünf Jahren kalkuliert.

Von 
Jörg Keller
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Hier soll der neue Steg über die Weschnitz gebaut werden. Ende Februar wurden dafür bereits Bäume und Sträucher entfernt. © Keller

Einhausen. Die Gesamtkosten für den geplanten neuen Weschnitzsteg steigen auf knapp 657 000 Euro. Darin enthalten sind auch die Ausgaben für die neue Wegeführung 25 Meter westlich des aktuellen Schulstegs, der abgerissen werden soll, sowie die Finanzierung naturschutzrechtlich notwendiger Ausgleichsmaßnahmen.

Bei den ersten Beratungen zu dem Thema waren für einen reinen Ersatzneubau an gleicher Stelle Kosten in Höhe von 280 000 bis 300 000 Euro und ein Eigenanteil der Gemeinde in Höhe von mindestens 100 000 Euro veranschlagt worden.

Eigenanteil steigt moderat

Durch die Erweiterung der Planung mit Verlegung des Standorts und Baukostensteigerungen ist die Investition jetzt mehr als doppelt so teuer geworden wie noch vor fünf Jahren kalkuliert. Aufgrund hoher Zuschüsse wird die finanzielle Belastung für die Gemeinde selbst aber voraussichtlich nur moderat steigen. 148 000 Euro beträgt der Eigenanteil laut einer aktuellen Berechnung aus dem Rathaus.

69 200 Euro werden über Steuermittel aus dem Städtebauförderprogramm „Wachstum und nachhaltige Erneuerung“ finanziert. Rund 440 000 Euro an Bundes-Steuergeldern sollen aus dem Programm „Nahmobilität“ nach Einhausen fließen. 379 000 Euro davon wurden bereits im Spätjahr 2022 bewilligt. Aufgrund der Kostensteigerung habe man einen entsprechenden Nachschlag beantragt, gab sich Bürgermeister Helmut Glanzner bei einer der Gemeindevertretersitzung vorgeschalteten Zusammenkunft des Haupt- und Finanzausschusses zuversichtlich, dass die erhöhten Zuschüsse auch nach Einhausen fließen werden. Verbuchen kann man sie in der Gemeindekasse allerdings noch nicht.

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Daher muss das Ortsparlament die kalkulierte Kostensteigerung gegenüber der bisherigen Planung im Haushalt erst einmal als „überplanmäßige Ausgabe“ genehmigen. Dabei geht es um 189 000 Euro. Zur buchhalterischen Gegenfinanzierung soll zunächst auf den barrierefreien Ausbau von Haltestellen verzichtet werden.

CDU und SPD stimmten sowohl Ausschuss wie auch in der Gemeindevertretung zu. „Dass der Steg durch die Preissteigerungen teurer werden würde, war klar“, sagte Uwe Stellmann (CDU). Die Mehrausgaben für die Gemeinde bewertete er als relativ gering. Und noch immer bekomme Einhausen die neue Fußgänger- und Radfahrerbrücke für deutlich weniger eigenes Geld, als eine Sanierung des bestehenden Schulstegs kosten würde.

Der Zweckverband Kommunalwirtschaft Mittlere Bergstraße hatte im Jahr 2018 für die Instandsetzung der in den 1950er Jahren gebauten Stahlkonstruktion Kosten in Höhe von 131 000 Euro geschätzt. Rechnet man das anhand des Baukostenindexes des statistischen Bundeamtes hoch, kommt man laut einer Auflistung der Verwaltung inklusive der Planungsleistungen heute auf 207 000 Euro für die Sanierungsvariante.

„Zuschüsse sind Steuergelder“

Die Einhäuser Grünen lehnen den Neubau in der jetzigen Form und Größe von Beginn an ab. Fraktionsvorsitzende Hanna Blumenschein sieht sich in ihren Prognosen erheblicher Kostensteigerungen bestätigt. Dass die Gemeinde dabei nur einen Bruchteil selbst zu tragen hat, ist für sie kein Argument. „Auch die Förderung besteht aus Steuergeldern der Bürger“, sagte sie.

Inhaltlich kritisiert wird von den Grünen insbesondere die geplante Breite der neuen Weschnitzquerung. Der Steg soll vier Meter breit werden. „Da werden dann Radfahrer dazu ermuntert, mit Schwung über die Brücke zu fahren, um dann auf dem Parkplatz auf der anderen Seite heftig abbremsen zu müssen.“ Nicht plausibel finden die Grünen die Argumentation, dass die Vier-Meter-Variante eine Voraussetzung für die hohen Zuschüsse aus dem Programm „Nahmobilität“ sind. Nach Einschätzung von Hanna Blumenschein hätte bei einer entsprechenden Begründung auch ein schmalerer Steg gebaut werden können, ohne die Fördermöglichkeiten zu gefährden.

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Dem widerspricht Bürgermeister Helmut Glanzner bei einem Gespräch im Nachgang zur Sitzung deutlich: „Die Zuschusskriterien sind ganz klar geregelt. bei einer Breite von 2,5 Metern hätten wir keine Förderung erhalten.“

Uwe Stellmann freut sich auch unabhängig von der finanziellen Frage über die Dimensionen des neuen Stegs. „Bei Gegenverkehr wird es auf dem aktuellen Schulsteg schon mal ganz schön eng“, sagte er. Die neue Fußgänger- und Radfahrerbrücke sei jetzt außerdem für Lastenräder geeignet.

Bleibt die Frage, wann denn nun endlich gebaut wird. Eigentlich sollte der Steg nämlich schon lange stehen. Helmut Glanzner geht davon aus, dass es in diesem Jahr aber auf jeden Fall klappen wird.

Redaktion Redakteur, Ressorts Lorsch, Einhausen und Region

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