Kirche

Aktuelle Infos zur Fusion der Evangelischen Gemeinden

In der Gemeindeversammlung wurde über den Reformprozess „EKHN 2030“ informiert. Über inhaltliche und organisatorische Neuausrichtung in Zeiten leerer Kassen.

Von 
Anneliese Parzinger
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Der Erntedank-Altar war festlich geschmückt. Nach dem Gottesdienst gab es aber für die Gläubigen schwer zu verdauende Nachrichten. © Parzinger

Einhausen. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Bauernmarkts am vergangenen Samstag trafen sich evangelische Christen am Sonntag zum Erntedankgottesdienst und der sich anschließenden Gemeindeversammlung in der Einhäuser Kirche. Pfarrerin Beatrice Northe bezog sich in ihrer Predigt auf das Thema Danken, und auch die Lieder waren darauf abgestimmt.

Beatrice Northe wies darauf hin, dass die Menschen zwar für ihre Nahrung pflanzen und säen können, aber ohne den Segen von oben könne nichts gedeihen. In der heutigen hoch technisierten Zeit könne man mit Geld fast alles machen und Ideen und Erfindungen schnell umsetzen. Aber schon in der Bibel würden die Menschen davor gewarnt, in ihrem Wohlstand überheblich zu werden. „Unsere Versorgung mit Nahrungsmitteln ist nicht selbstverständlich“, mahnte auch die Pfarrerin, und deshalb solle man das Danken nicht vergessen und die Ressourcen der Erde pfleglich behandeln und vorausschauend nutzen.

Nach dem Gottesdienst begann nach einer kleinen Pause mit Kaffee und Kuchen die Gemeindeversammlung, bei der es im Wesentlichen um die Reform EKHN 2030 ging. „Was bedeutet das konkret für unsere Gemeinde in Einhausen?“, fragte Michael Grexa, der seit neun Monaten amtierende Vorsitzende des Kirchenvorstands. In einer Power-Point-Präsentation stellte er die Reform der EKHN 2030, so der Titel eines Beschlusses des Kirchparlaments der Evangelischen Kirche Hessen Nassau aus dem Jahr 2018, vor. Beschlossen worden sei damals ein Prozess, um die Kirche für die Zukunft „fit zu machen“, mit dem Ziel der inhaltlichen und organisatorischen Neuausrichtung in einer Zeit zunehmend leerer Kassen. Der Prozess soll bis 2030 abgeschlossen sein.

Mitgliederzahl der Kirche wird bis 2030 um 20 Prozent schrumpfen

Auf verschiedenen Tabellen konnten die Gemeindemitglieder in der Versammlung sehen, wie die Zahl der Gläubigen immer kleiner wird. Das Kirchenparlament rechnet in der Zeit von 2020 bis 2030 mit einer um 20 Prozent sinkenden Mitgliederzahl. So wird dann auch das Jahresbudget um die gleiche Prozentzahl sinken. Im Jahr 2023 waren aber auch 20 Prozent der Pfarrstellen unbesetzt, zeigte die Statistik.

Auf Grund dieser Verknappung der verfügbaren Gelder ist die Landeskirche gezwungen, die Gemeinden mit ihren Nachbargemeinden zusammenzulegen. Das bedeutet konkret, dass die Evangelischen Gemeinden Einhausen, Lorsch und Schwanheim in naher Zukunft ein gemeinsames Verwaltungsbüro haben werden. Weiterhin gibt es ein gemeinsames Gebäudekonzept. Vorgesehen ist auch ein gemeinsames „Verkündigungsteam“ mit vorerst mindestens drei hauptamtlichen Pfarrern, Gemeindepädagogen und Kirchenmusikern.

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Weiterhin konnten die Besucher auf den Tafeln lesen, dass sich die Evangelische Kirche Hessen Nassau stärker an den aktiven Mitgliedern und den kommunalen Gemeinwesen orientieren will. Es soll keine traditionellen, statischen Angebote mehr geben, sondern ein Zugehen auf die Menschen in ihrer jeweiligen Lebenssituation. Der Zusammenschluss der drei Kirchengemeinden wird durch die Dekanatssynode als „Nachbarschaftsraum Ried Ost“ geführt. Die Gemeinden werden darin in alphabetischer Reihenfolge, also „Einhausen, Lorsch Schwanheim“, geführt.

Eine weitere Statistik zeigte den voraussichtlichen Mitgliederschwund der drei Kirchengemeinden von 2021 bis 2030 in Einhausen von 1521 auf 1219 Mitglieder, in Lorsch von 2658 auf 2126 Mitglieder und in Schwanheim von 1385 auf 1108 Mitglieder. Auf Grund dieser Zahlen wird es im Jahr 2030 in Lorsch nur noch eine Pfarrstelle geben, und Einhausen und Schwanheim müssen sich 1,5 Pfarrstellen teilen. Dann wird es auch nur noch einen gemeinsamen geschäftsführenden Ausschuss und einen gemeinsamen Kirchenvorstand für die drei Gemeinden geben.

Kirchengemeinden müssen Kosten für ihre Gebäude selbst tragen

Das waren für viele Gemeindemitglieder schwer zu verdauende Neuigkeiten. Aber es war noch nicht alles. Bei den Fragen zu den Gebäuden erklärte Michael Grexa, dass Kirchengemeinden die Kosten für die Unterhaltung ihrer Gebäude selbst tragen müssen. Er fragte in die Runde der Mitglieder nach Vorschlägen, wie am besten gespart werden könne. In Anbetracht der Tatsache, dass die Kassen der Einhäuser Kirchengemeinde ziemlich leer sind, wurde die Frage nach der Reparatur des Kirchturmgiggels, dem der Schwanz abgefallen ist, gestellt. Michael Grexa fragte die Gemeindemitglieder, ob man den Giggel einfach so lassen solle, weil eine Reparatur mehr als 2000 Euro koste, ein neuer Giggel sogar 6000 Euro, und sich bisher noch keine Sponsoren gemeldet hätten.

Die Frage blieb weiterhin offen. Aus den Reihen der Anwesenden kam der Vorschlag, das Gemeindehaus zu verkaufen oder zu verpachten, um die Unterhaltungskosten einzusparen. Man solle die Kirchenbänke gegen Stühle austauschen und hätte dann in dem schönen großen Kirchenraum Platz und Möglichkeiten für größere Gemeindeveranstaltungen. Auch bei dieser Frage gab es Befürworter und Gegner, und auch sie blieb weiterhin offen.

Michael Grexa und der Kirchenvorstand bedauerten den Rückgang der Kirchenbesucher und der Besucher des Kindergottesdiensts. Nicht einmal zu den Festgottesdiensten zu Weihnachten und Ostern sei die Kirche noch gut besucht. Trotzdem wollen die Mitglieder des Kirchenvorstands mit neuen Ideen für die Kirchengemeinde und die Gottesdienste werben. Sie hoffen dabei auf Unterstützung von aktiv werden wollenden Gemeindegliedern.

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