Einhausen. Zweieinhalb Stunden nach der Eröffnung kennen sich die meisten Kinder schon bestens aus, wo im neuen Evangelischen Kindergarten in der Martin-Luther-Straße was zu finden ist. Zielstrebig steuern die Mädchen und Jungen bei der Begrüßungsrallye die Räume an, in denen sie kleine Aufgaben zu erledigen haben. Etwa Löffel und Tücher in geschlossen Kästen erfühlen oder Musikinstrumente wie Triangel, Ukulele oder Tamburin mit geschlossenen Augen am Klang erkennen.
Dabei kann man sich in dem neuen hufeisenförmig angelegten Gebäude durchaus erst einmal verlaufen. So viel Platz ist hier. Rund 700 Quadratmeter Spielfläche stehen im Inneren zur Verfügung – in vier Gruppenräumen, auf dem Gang, in gesonderten Spielbereichen und in einem großen Turnraum. Zum Vergleich: Im Übergangsquartier im Untergeschoss der Evangelischen Kirche standen den 33 Mädchen und Jungen, die aktuell in dem Kindergarten angemeldet sind, gerade mal 200 Quadratmeter zur Verfügung, und nur zwei Toiletten. Im Neubau ist jeweils zwei Gruppenräumen ein großzügiger Sanitärbereich zugeordnet – mit jeweils fünf kindgerechten Toiletten in feuerroten Kabinen sowie ausreichend Waschbecken.
Weiter Erzieherinnen gesucht
Betreuungszeiten werden an kommunale Kitas angepasst
Aktuell besuchen 33 Kinder den Evangelischen Kindergarten. In diesem Monat sollen jedoch noch einige Mädchen und Jungen, die schon seit längerem angemeldet sind, aufgenommen werden.
Die Nachfrage nach Plätzen in er neuen Kita sei schon jetzt hoch, sagt Leiterin Ursula Müller-Löhle.
Angemeldet werden können Kinder direkt bei der Evangelischen Kita.
Bis zu den Kita-Sommerferien bleiben die bisherigen Betreuungszeiten bestehen: montags, mittwochs und freitags von 7.30 bis 15 Uhr; dienstags und donnerstags von 7.30 bis 16.30 Uhr.
Nach den Ferien werden die neuen Betreuungszeiten weitgehend an das Modell der kommunalen Kitas in Einhausen angepasst. In einem täglichen Zeitrahmen zwischen 7.30 Uhr und 16.30 Uhr können dann verschiedene Module gebucht werden.
In der evangelischen Kita hat man sich für ein teiloffenes Konzept mit festen Gruppen entschieden. In freien Spielzeiten können die Kinder aus den einzelnen Gruppen zusammenkommen. kel
Im Altbau des evangelischen Kindergartens, der im Frühjahr 2021 abgerissen wurde, war nach Schätzung von Einrichtungsleiterin Ursula Müller-Löhle nur halb so viel Platz. Allerdings war dieser auch nur für den Betrieb von zwei Kindergartengruppen mit Integrationsplätzen ausgelegt. Im Neubau sollen bei Maximalbelegung knapp 90 Kinder in drei Kindergarten- und einer Krippengruppe betreut werden können. Doch bis alle Plätze besetzt sind, wird es dauern. Noch sucht die Evangelische Gemeinde als Träger der Einrichtung nämlich Personal. Bei voller Belegung sehe der Personalschlüssel 10,6 Stellen vor, sagt Ursula Müller-Löhle und fügt hinzu: „Noch sind wir nicht komplett.“ Auf der Internetseite der Kirchengemeinde findet sich weiterhin eine Ausschreibung für mehrere Stellen. Einige Bewerbungen seien eingegangen. Und es seien auch bereits neue Erzieherinnen eingestellt worden. Zwei weitere werden nach Angaben von Ursula Müller-Löhle im August und im Oktober hinzustoßen.
Im Herbst soll die Kinderkrippe für die U3-Minis ihren Betrieb aufnehmen. „Sofern dann tatsächlich das benötigte Personal zur Verfügung steht“, schränkt die Kita-Leiterin ein. Die jüngsten Kita-Kinder werden dann in der Leoparden-Gruppe zusammenkommen.
Auch die drei weiteren Gruppen sind nach Tieren benannt: Katzen, Hunde und Pferde sind die Namenspaten. „Die haben sich die Kinder selbst ausgesucht“, sagt Ursula Müller-Löhle. An Tierbildern und farblich lassen sich die zugehörigen Räumlichkeiten schnell unterscheiden. Den Gruppen sind die Farben Grün, Orange und Gelb zugeordnet. Schon die Wände auf dem Flur sind je nach Bereich in den warmen Pastelltönen gestrichen.
„Das sieht wunderschön aus: groß, weitläufig und hell“, sagt Charlotte Szczepanski, die ihre vierjährige Tochter Henriette am ersten Tag im neuen Kindergarten begleitete. Die Kleine findet „alles toll“. Ihre siebenjährige Schwester Marlene, die noch den alten Evangelischen Kindergarten besucht hat, ist ebenfalls begeistert. Die Mutter empfindet insbesondere den großen Turnraum als Zugewinn. „Da können sich die Kinder auch im Winter austoben.“ Aber natürlich freue sie sich für ihre Tochter darauf, wenn auch das Außengelände genutzt werden kann.
Das ist aktuell nämlich noch eine Baustelle. Ende Juni, Anfang Juli werde mit der Gestaltung begonnen, sagt Ursula Müller-Löhle. Für die Umsetzung verantwortlich sei auch dabei der Generalunternehmer OBG Rhein-Neckar, der auch schon das Gebäude errichtet hat. Die Planung für den Außenbereich sei von einer Architektin erstellt worden. Natürlich habe sie sich mit ihrem Team dabei eingebracht. Und so werde es künftig draußen unter anderem Möglichkeiten zum Klettern, Rutschen und Schaukeln geben. Und auch an Ruhemöglichkeiten sei gedacht.
Außenbereich noch nicht fertig
Bis zur Fertigstellung des Außenbereichs steht den Kindern weiterhin der Pfarrgarten neben der evangelischen Kirche zum Spielen im Freien zur Verfügung. Dieser wurde bei der Einrichtung des Übergangsquartiers extra dafür ausgestattet. „Die Spielgeräte haben wir noch dort gelassen“, sagt Ursula Müller-Löhle. Allerdings ist sie angesichts der neuen Räumlichkeiten gespannt, wie groß bei den Kindern in den ersten Tagen überhaupt das Bedürfnis ist, rauszugehen.
Ihr neues Domizil hatten die Mädchen und Jungen gestern jedenfalls schon schnell in Beschlag genommen. Damit das möglich war, hatten sich die Erzieherinnen eine Woche richtig reingehängt. Der Umzug aus dem Übergangsquartier erfolgte am Freitag nach Christi Himmelfahrt. In der vergangenen Woche wurde bis Freitagabend aufgebaut und eingeräumt. Und so warteten gestern auch die beliebten Dino-Figuren auf einem Tisch auf ihre kleinen Fans. In einem Spielzimmer hatten die Kinder bereits eine Holzeisenbahn in Betrieb genommen. Während vor Pfingsten Lego-Kisten und Malstifte einsortiert wurden, waren im Gebäude noch Handwerker unterwegs, um letzte Arbeiten auszuführen. Das Allermeiste ist fertig geworden. Allerdings noch nicht alles. „Unsere Klingel ist noch unterwegs“, ist auf einem Schild am Eingang zu lesen. Besucher sollen erst einmal klopfen oder eine der angegebenen Handy-Nummern anrufen, um eingelassen zu werden.
Gestern wurden die ersten Kinder mit ihren Eltern bereits um 7.30 Uhr begrüßt. Empfangen wurden sie in der „Kindercafé“ genannten Mensa mit angeschlossener Küche mit einem leckeren Frühstück. Obst, Brot, Wurst und Käse gab es da. Für die Erwachsenen hatte das Küchenteam auch Kaffee und Schnittchen vorbereitet. Dann durften sich die Mütter und Väter in dem Neubau umsehen. Mutter Sonja Rohacek konnte einen direkten Vergleich zu früheren Zeiten ziehen. Sie selbst hatte als Kind den Evangelischen Kindergarten besucht – natürlich im Altbau. Beim Abriss im vergangenen Jahr sei da schon ein wenig Wehmut aufgekommen, sagt sie auf Nachfrage dieser Zeitung. Aber natürlich zeigt auch sie sich von den neuen Räumlichkeiten begeistert: „Das ist alles schön offen hier“, sagt sie. Ihr Sohn, der dreieinhalbjährige David, ist auf die Frage des Redakteurs, wie es ihm denn gefällt, erst einmal sprachlos. Er hatte bislang auch nur das kleine Übergangsquartier in der Kirche kennengelernt. Jetzt ist für ihn verständlicherweise alles erst einmal sehr neu und sehr groß.
Tische und Stühle geliehen
In den kommenden Wochen und Monaten wird er noch einige Neuerungen erleben. Der noch ziemlich karg ausgestattete Turnraum wird eingerichtet. Und neue Möbel soll es voraussichtlich Ende des Jahres geben. Aktuell nutzt der Kindergarten erst einmal die im Bestand vorhandenen Tische, Stühle und Regale. Weil nicht alles den doppelten Umzug heil überstanden habe, habe man sich von befreundeten Kindergärten, der Kita Lerchengrund in Auerbach und dem Evangelischen Kindergarten in Biblis-Nordheim, noch einige Tische und Stühle geliehen.
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