Einhausen. Kein Wölkchen trübte den blauen Spätsommerhimmel, als Jung und Alt aus allen Himmelsrichtungen in Richtung Einhäuser Marktplatz strömte. Viele Häuser in den noch ruhigen Gassen hatten die grüne Giggels-Fahne aus dem Fenster gehängt. Männer trugen auf dem Weg in verschiedene Höfe frisch gebackene Kuchen, die einen feierlichen Sonntagnachmittags-Duft verströmten. Ziel der meisten Menschen war der Marktplatz, wo Daniel Degen von der Ehrentribüne herab den Umzug kommentieren sollte.
Die strahlende Sonne erhitzte die Luft bis auf 29 Grad, so dass manche Besucher sich im angenehmen und hart umkämpften Schatten postieren. Sehen und gesehen werden, alte Bekannte begrüßen und ein wenig tratschen, das gehört für die Einhäuser genauso zum Kerwe-Umzug wie Kranzweihe und Kerwespruch. Um Punkt 14 Uhr begannen die Glocken zu läuten. Als sie wieder verstummten, war es Zeit für die Begrüßung von Christiane Hiemenz, Vorsitzende des Vereins zur Erhaltung der Tradition, der die Feierlichkeiten zur Kerwe Jahr für Jahr organisiert.
„Das haben wir uns verdient“
„Das haben wir uns verdient“, sagte sie mit Blick auf das Wetter. Nachdem die Umzüge in den vergangenen vier Jahren von Regen, Kälte und der Pandemie geplagt waren, er 2020 ganz ausfiel und vergangenes Jahr wegen strömenden Regens auf den Montag verschoben worden war, konnten die Einhäuser endlich wieder befreit ihre „Giggels-Kerb“ feiern.
Mit viel Liebe zum Detail gebaute 53 Wagen zogen innerhalb einer Stunde durch die Straßen und an der Ehrentribüne am Marktplatz vorbei. Von dort bestaunten neben Bürgermeister Helmut Glanzner unter anderen geladenen Gästen auch der CDU-Bundestagsabgeordnete und gebürtige Lorscher Michael Meister und die CDU-Landtagsabgeordnete Birgit Heitland den bunten Zug.
Neben Einhäuser und auswärtigen Vereinen, der katholischen und evangelischen Kirche, die ihre Gotteshäuser in originalgetreuen Miniaturen durch die Straßen fahren ließen und zahlreichen Spielmannszügen und Musik-Formationen galt die besondere Neugier der Zuschauer am Straßenrand den drei Kerwe-Gruppen des veranstaltenden Vereins zur Erhaltung der Tradition: Chief mit ihrem Maskottchen, dem Fuchs, Adi mit der zusätzlichen Gruppe Alte Herren sowie Ladännsche mit ihrem Maskottchen, dem überdimensionalen Schlumpf, der das Einhäuser Wappen bemalte.
Die Gruppen hatten ihre Motivwagen wie gewohnt einer Mischung aus regionalem, nationalem und internationalem Geschehen des vergangenen Jahrs gewidmet, stets mit kritischem, aber doch humorvollem Blick. Eindrucksvoll die riesige weiße Friedenstaube der Gruppe Adi, die in Zeiten wie diesen zur bedrohten Tierart geworden sei. Die Alten Herren der Gruppe wurden mit ihrem Motivwagen konkreter: Da pinkelte ein kleiner, aber verschmitzt dreinschauender Hund namens Ukraine einem großen grollenden Bär mit Gewehr namens Russland frech ans Bein.
Kleiner Kopf und große Krone
Die Gruppe Chief widmete sich unter anderem King Charles mit einer riesigen Krone, in die der neue König mit seinem kleinen Kopf erst hineinwachsen müsse.
Die Glanzlichter des Festumzugs waren in guter Tradition die Prunkwagen des Kerwevadders Lukas Mahr sowie der amtierenden Kerwekönigin Eva-Maria Lulei und ihrer Begleitdamen. Die Königin saß in einer roten Satin-Robe auf einem hölzernen Thron in einem märchenhaften Baum, den blaue Vögel zierten.
Ihre sechs Begleitdamen winkten mit vornehmer Zurückhaltung ihren „Untergebenen“ am Straßenrand zu. Das Musikcorps Einhausen bereitete der Königin mit flotten Märschen den Weg durch die Gassen.
Am Abend waren sie und ihre Begleitdamen Mittelpunkt des Kerwetanzes in der Mehrzweckhalle, wo die „Pink Panthers“ rund um Jean Diehl aufspielten.
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