Einhausen. Auf der Heiratsurkunde des Ehepaars Beckert stand, dass Hans-Werner Friedrich Heinrich Beckert, evangelisch, Heppenheim, und Marietta Margaretha Reis, katholisch, Einhausen, am 18. Oktober 1973 vor dem Standesbeamten des Standesamts Einhausen die Ehe geschlossen haben. Genau an diesem Datum des Jahres 2023 haben sie nun das Fest der goldenen Hochzeit gefeiert. Eigentlich wollten die beiden statt einer Jubelfeier eine Kreuzfahrt im Mittelmeer unternehmen, berichtete Hans-Werner. Durch einen Unfall im Haus sei Marietta aber auf einen Rollstuhl angewiesen. Deshalb werden sie diese Reise nachholen und feierten jetzt im Kreis von Freunden die Jubelhochzeit in ihrem Haus im Riedroder Weg. Dazu hatte das Paar die Nachbarn eingeladen, eine Delegation der Feuerwehr und Bürgermeister Helmut Glanzner mit Gattin Gerlinde.
Gartenbauverein und Feuerwehr
Gefeiert wurde abends in froher Runde. Bürgermeister Helmut Glanzner gratulierte nicht nur persönlich, sondern auch im Namen der Gemeinde. Er überreichte dem Jubelpaar einen Präsentkorb und Urkunden des Hessischen Ministerpräsidenten, des Landrats und der Gemeinde. „Heute ist ihr Jubeltag. Sie haben vieles richtig gemacht“, las er vor. „Vieles haben sie zusammen erlebt. Sie haben sich gefreut, geweint, gelacht. Was am heutigen Tag mit Gold gekürt wird, möge bald in diamantenem Glanz erstrahlen“. Er wünschte dem Ehepaar für die Zukunft noch viele gemeinsame Jahre voller Freude, bei stabiler Gesundheit und mit Gottes Segen.
Glanzner lobte das gesellschaftliche Engagement der beiden unter anderem bei der Feuerwehr und im Obst- und Gartenbauverein. Beide sind dort seit 40 Jahren Mitglied – passiv und aktiv.
Gemeindebrandinspektor Christoph Röll, der mit einer Delegation gekommen war, gratulierte im Namen der Feuerwehr dem Paar mit einem Korb mit alkoholischen Getränken, einer Urkunde und einer Ehrennadel für Hans-Werner Beckert.
Röll versicherte, dass eine Ehe ein halbes Jahrhundert dauere, sei eine besondere Leistung. Die Feuerwehr freue sich mit ihnen auf weitere zehn Jahre und große Events. Die Brandschützer seien dankbar für die langjährige passive Mitgliedschaft.
Deutschland zu Wasser
Hans-Werner Beckert erzählte in lockerem Ton aus dem Lebenslauf des Ehepaars. Er wurde vor 74 Jahren in Lage/Lippe Westfalen am Teutoburger Wald geboren und hat noch zwei Geschwister. Die Mutter starb in jungen Jahren an Krebs. Der Vater hatte wieder geheiratet und alle zogen 1959 nach Heppenheim, wo die neue Ehefrau wohnte. Dort besuchte Hans-Werner die Schule und erlernte den Beruf eines Gas- und Wasserinstallateurs.
Mit 21 Jahren wurde er zum Wehrdienst bei den Fluss-Pionieren eingezogen, verpflichtete sich aus finanziellen Gründen aber für zwei Jahre. Er absolvierte verschiedene Lehrgänge und wurde nach 13 Monaten zum Unteroffizier für Boots-Maschinen befördert. Das habe ihn gefreut, weil er wegen seiner Kenntnisse viel mit Maschinen zu tun gehabt habe und nicht in den Kasernentrott eingebunden gewesen sei. Nebenbei habe er „Deutschland auf den Wasserstraßen kennengelernt“ erzählte er. Seine Einheit habe nämlich zu Schießübungen alle deutschen Kanäle befahren.
„Mischehe“ war etwas Besonderes
Im Jahr 1973 schaffte er die Meisterprüfung im Sanitär und Heizungshandwerk, wechselte die Firma und arbeitete zunächst zweieinhalb Jahre für die Firma in Riad in Saudi-Arabien und dann sechs Monate in Ägypten. Was er in dieser Zeit erlebt habe, vor allem mit Arbeitern aus aller Welt, die kein englisch sprachen und er kein arabisch, belustigte die Schar seiner Zuhörer, war aber nicht gedacht für die Öffentlichkeit.
Marietta – geboren im Jahr 1951 in Einhausen als Tochter von Margarete und Anton Reis – hat noch einen Bruder. Ihre Ausbildung erfolgte bei der AOK in Bensheim. Sie absolvierte verschiedene Weiterbildungslehrgänge und wechselte nach sieben Jahren in die freie Wirtschaft, wurde kaufmännische Leiterin in einer Zweigstelle eines großen Unternehmens der Baubranche.
Kennen und lieben gelernt hatten sich die beiden beim Tanz im Lorscher „Sandhas“ – einem Lokal, das damals deutschlandweit bekannt war. Zunächst habe es ein paar Schwierigkeiten gegeben mit seinen künftigen Schwiegereltern, da er katholisch, Marietta aber evangelisch gewesen sei. Erst als er in Bundeswehruniform die Schwiegereltern besucht habe, war der Bann gebrochen und er durfte Mariette heiraten, blickte Hans-Werner Beckert zurück.
Die Hochzeit erfolgte im katholischen Ritus, was als „Mischehe für die damalige Zeit in Einhausen schon etwas Besonderes war, aber funktioniert hat“. Aus Sicht des Schwiegervaters, bekannt als der „Reis-Toni“, sei es Pflicht gewesen, Mitglied zu werden bei der Feuerwehr und im Obst- und Gartenbauverein. Marietta Beckert ist heute Rechnerin des Vereins.
Das Paar wohnte zunächst in Heppenheim zur Miete. Es bestand aber der Wunsch nach einem Eigenheim – dieser ging im Jahr 1979 in Erfüllung: Ein Grundstück wurde erworben und mit viel Eigenarbeit entstand ein Haus mit verschiedenen halbstöckigen Wohnebenen.
Da seine Ehefrau aber aufgrund verschiedener gesundheitlicher Probleme und Operationen öfters an einen Rollstuhl gebunden war, wurde im Riedroder Weg ein neues, altersgerechtes und barrierefreies Haus mit einem Aufzug gebaut. Dort wohnt das Paar seit dem Jahr 2012. Das alte Haus wurde verkauft.
Die Mutter des Feuerwehrchefs
Im Jahr 1984 wurde der Sohn Frank geboren, besuchte den Kindergarten und die Schule in Einhausen, wechselte dann auf das AKG in Bensheim, machte sein Abitur, studierte in Darmstadt Wirtschaftswissenschaften. Er arbeitet und wohnt in München, begann in Oxford ein weiteres Studium, konnte aber aus beruflichen Gründen nicht zu der Feier kommen. „Er besucht uns aber, wann immer es geht“, versicherte der Vater. Das Besondere war, dass Beckerts tagsüber eine Kinderfrau gesucht hatten für ihren Sohn. Es war die Mutter von Christoph Röll, die das Kind elf Jahre gut versorgt habe und mit der man noch heute verbunden sei. Das Paar fühle sich in Einhausen sehr wohl, „bedankt sich bei allen Freunden mit dem Wunsch für eine gute und friedliche Zukunft“, schloss Hans-Werner Beckert seine Rede, die er mit zahlreichen kleinen freundlichen Anekdoten geschmückt hatte.
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